Der Säugling der von der Kirchendecke fiel

Experimenteller Text zum Thema Abstraktes

von  nadir

Und der hochkohlhohlgeborene Pastor, preist Christi mit hoch und hohlen, harten und unverstohlenen Worten, von einer rotkohlfarbenen Kanzel herab. Und dieser verschiedene Sang, von verschiedenerem Klang und Betonung, floss in die Tornister, der rein und reichlich gewaschenen und fast zu kleinen Kriegsblüten gewachsenen Köpfe der Lauschenden, so wie Rausch und Gereimtes, oder wie Gedicht und Frühsommerlicht. Die Köpfe der Lauschenden nicken und Augen blicken wie Trauben, mit Haut so dunkel und zart, gespannt bis zum reißen, wo dann der Saft der Seelen aus der geplatzten Frucht in den Raum spritzt und reif schon für Wein, der berauscht und zum Stöhnen verführt, wenn er die menschliche Zunge berührt. Wie ein Meer mit seinen Wellen, wie ein Kornfeld mit den unterschiedlich groß gewachsenen Ähren, golden und windbewegt, regt sich das Kopfmeer, das Wellen, das Windmeer, der Augentraubentragende Kopfhang, in Strom des Rheins, der reinen und riesigen, nicht diesigen, jenseitigen Worte des Allwissenden Bibelverkünders im Takt, beim diesem Sexualakt der aufpeitschten, reißenden, reißerischen Predigt. Er verkündet den Untergang, den einlullenden Sirenengesang der Apokalypse und wird direkter und spuckt und die Leute gehen geduckt und hypnotisiert durch den Raum, sie atmen kaum und strahlen in allen Farben eines Dunkels und nickenden Gemunkels. Und plötzlich stürzt ein Säugling von der Decke der Kirche und schlägt laut auf den Boden. Die Menge bebt und bewegt sich und schreit. Auch der Pastor schreit und schnaubt; „Müssen den erst tote Säuglinge von der Decke fallen, dass ihr begreift?“ Alle aber fahren wild durcheinander, durch ihre Haare, fallen, stehen auf, fallen, fassen sich an die Brust und verenden. „Da habt ihr es ja“, schreit der Pastor, „ihr Narren“. Und geht.

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Kommentare zu diesem Text


 FrankReich (07.05.21)
Deine experimentelle Prosa gefällt mir bei weitem besser als Deine Versuche, sie zu vergeistigen, in letzterem Fall solltest Du m. E. n. lieber zur Verstechnik greifen, einige Trübungen sehe ich hier allerdings dennoch, wie z. B. "hochkohlhochgeboren" oder "beim diesem", sowie eine etwas unausgewogene Mischung aus Skurrilität und Pathos, wobei ich gar nicht mal sagen kann, was genau diesen Eindruck bewirkt, insgesamt aber ein witziger Text und das sollte er bleiben, selbst wenn er nicht als solcher gedacht sein sollte. 😂

Ciao, Frank

 nadir meinte dazu am 13.05.21:
um ehrlich zu sein... der text ist eher so lala

deine Kritikpunkte sind absolut gerechtfertigt.
es war mehr eine stilübung in schachtelsätzen, aber irgendwie ist das ausgeartet. :D

lg
nadir
Dieter Wal (58)
(07.05.21)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 nadir antwortete darauf am 13.05.21:
hi dieter

danke für deine rückmeldung ... nun ja, ich glaube ich bearbeite den text eher nicht mehr. och mag ihn nicht sonderlich, um ehrlich zu sein

lg
nadir

 TassoTuwas (07.05.21)
Fein erzählt!
Durch den stürzenden Säugling erdet sich die kryptische Szenerie und erhält dadurch Hand und Fuß.

LG TT

 nadir schrieb daraufhin am 13.05.21:
danke dir :)

lg
nadir

 EkkehartMittelberg (07.05.21)
Hallo nadir, der Säugling, der von der Kirchendecke fiel, ist ein Wachmacher der besonderen Art. Ist dir bekannt, dass auch Heinrich von Kleist in "Das Erdbeben in Chili" das Motiv des Säuglings in der Kirche verwendete? Dort erschlägt ein blutrünstiger Fanatiker einen Säugling, den er für die Ausgeburt der Sünde hält, an einem Kirchenpfeiler.
LG
Ekki

 nadir äußerte darauf am 13.05.21:
hi ekki :)

nein, das wusste ich tatsächlich nicht. vielleicht werde ich mir das mal zu gemüte führen :)

hab dank und
lg
nadir
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