23_The master's tools will never dismantle the masters house, Audre Lorde
Rezension
von DavidW
23 - Audre Lorde, The master's tools will never dismantle the masters house
Audrey Lorde gehörte zu den amerikanischen BürgerrechtlerInnen der 1960er Jahre. Sie definierte sich als schwarz und lesbisch, und ich glaube, arm. In diesem Band sind fünf Ihrer Essays enthalten. Die amerikanische Bürgerrechtsbewegung war aus heutiger Sicht sehr erfolgreich. An Lordes Essays können wir vielleicht sehen, warum (auch). Sie argumentiert differenziert, und sie setzt Grenzen.
In "Uses of the erotic" grenzt sie Erotik von Pornographie ab.
In "Uses of anger: Women responding to racism" grenzt sie Ärger (Verärgertsein) von Hass ab. Sie nähert sich dem Begriff "Ärger" empathisch an, und kommt zu dem Schluss, dass man ärgerlich viel erreichen kann, den Ärger konstruktiv nutzen kann.
"Ich spreche hier als farbige Frau, der es nicht um Zerstörung geht, sondern ums Überleben. Keine Frau ist dafür verantwortlich, die Psyche ihres Unterdrückers zu ändern, auch nicht, wenn sich diese Psyche im Körper einer anderen Frau befindet.
Ich hab an der Wolfslippe (*: ?) des Ärgers gesaugt und ich habe ihn benutzt für Erleuchtung, Lachen, Schutz, Feuer. An Orten, wo kein Licht, kein Essen, keine Schwester, kein Obdach war. Wir sind keine Göttinnen und keine Matriarchinnen oder Strukturen göttlicher Vergebung. Wir sind keine brennenden Finger der Gerichtsbarkeit oder Instrumente der Züchtigung; wir sind Frauen, die immer wieder zurückgezwungen werden auf ihre Kraft als Frau. Wir haben gelernt, Ärger zu nutzen, wie wir gelernt haben, das tote Fleisch von Tieren zu nutzen. Und prügelten und schlugen uns, und veränderten uns. Wir haben überlebt und sind gewachsen und, in Angela Wilsons Worten: Wir machen Fortschritte." (...).
Der titelgebende Essay ist so schön, dass ich ihn am liebsten ganz übersetzen würde. Jeder von uns fühlte sich schon einmal allein, aber als Angehöriger einer Minderheit allein:
"Diejenigen von uns, die außerhalb der Gruppe von Frauen stehen, die von dieser Gesellschaft als akzeptable Frauen definiert werden; diejenigen von uns, die in den Schmelztiegeln der Ausdifferenzierung vergessen wurden - diejenigen, die arm sind, die lesbisch sind, die schwarz sind, die älter sind - wissen, dass Überleben keine akademische Zusatzqualifikation ist. Es ist Lernen, allein da zu stehen, unpopulär, und manchmal verächtlich gemacht, und Lernen, wie man sich mit diesen anderen, die sich auch als außerhalb der Strukturen definieren, verbündet - verbündet mit dem Auftrag, eine Welt zu definieren und zu suchen, in der wir uns alle verwirklichen können. Es ist ein Lernen, mit unserer Unterschiedlichkeiten umzugehen, und sie zu Stärken zu machen." (...).
Übersetzungen: David Wunderer
Von Audre Lordes Texten gab es in deutscher Übersetzung in jüngster Zeit zwei Neuausgaben. 2020 beim kleinen Unrast Verlag, 2021 bei Carl Hanser.
Eine dritte folgt 202110 bei "AKI".
(Quellen hierfür: Internetauftritt einer deutschen Buchhandlung mit libri-Suchverknüpfung, amazo.de).
Audrey Lorde gehörte zu den amerikanischen BürgerrechtlerInnen der 1960er Jahre. Sie definierte sich als schwarz und lesbisch, und ich glaube, arm. In diesem Band sind fünf Ihrer Essays enthalten. Die amerikanische Bürgerrechtsbewegung war aus heutiger Sicht sehr erfolgreich. An Lordes Essays können wir vielleicht sehen, warum (auch). Sie argumentiert differenziert, und sie setzt Grenzen.
In "Uses of the erotic" grenzt sie Erotik von Pornographie ab.
In "Uses of anger: Women responding to racism" grenzt sie Ärger (Verärgertsein) von Hass ab. Sie nähert sich dem Begriff "Ärger" empathisch an, und kommt zu dem Schluss, dass man ärgerlich viel erreichen kann, den Ärger konstruktiv nutzen kann.
"Ich spreche hier als farbige Frau, der es nicht um Zerstörung geht, sondern ums Überleben. Keine Frau ist dafür verantwortlich, die Psyche ihres Unterdrückers zu ändern, auch nicht, wenn sich diese Psyche im Körper einer anderen Frau befindet.
Ich hab an der Wolfslippe (*: ?) des Ärgers gesaugt und ich habe ihn benutzt für Erleuchtung, Lachen, Schutz, Feuer. An Orten, wo kein Licht, kein Essen, keine Schwester, kein Obdach war. Wir sind keine Göttinnen und keine Matriarchinnen oder Strukturen göttlicher Vergebung. Wir sind keine brennenden Finger der Gerichtsbarkeit oder Instrumente der Züchtigung; wir sind Frauen, die immer wieder zurückgezwungen werden auf ihre Kraft als Frau. Wir haben gelernt, Ärger zu nutzen, wie wir gelernt haben, das tote Fleisch von Tieren zu nutzen. Und prügelten und schlugen uns, und veränderten uns. Wir haben überlebt und sind gewachsen und, in Angela Wilsons Worten: Wir machen Fortschritte." (...).
Der titelgebende Essay ist so schön, dass ich ihn am liebsten ganz übersetzen würde. Jeder von uns fühlte sich schon einmal allein, aber als Angehöriger einer Minderheit allein:
"Diejenigen von uns, die außerhalb der Gruppe von Frauen stehen, die von dieser Gesellschaft als akzeptable Frauen definiert werden; diejenigen von uns, die in den Schmelztiegeln der Ausdifferenzierung vergessen wurden - diejenigen, die arm sind, die lesbisch sind, die schwarz sind, die älter sind - wissen, dass Überleben keine akademische Zusatzqualifikation ist. Es ist Lernen, allein da zu stehen, unpopulär, und manchmal verächtlich gemacht, und Lernen, wie man sich mit diesen anderen, die sich auch als außerhalb der Strukturen definieren, verbündet - verbündet mit dem Auftrag, eine Welt zu definieren und zu suchen, in der wir uns alle verwirklichen können. Es ist ein Lernen, mit unserer Unterschiedlichkeiten umzugehen, und sie zu Stärken zu machen." (...).
Übersetzungen: David Wunderer
Von Audre Lordes Texten gab es in deutscher Übersetzung in jüngster Zeit zwei Neuausgaben. 2020 beim kleinen Unrast Verlag, 2021 bei Carl Hanser.
Eine dritte folgt 202110 bei "AKI".
(Quellen hierfür: Internetauftritt einer deutschen Buchhandlung mit libri-Suchverknüpfung, amazo.de).