Einladungen

Text

von  MagunSimurgh

Dieser Text ist Teil der Serie  Beim Reden

Es ist ein Akt von Tapferkeit,

zum Kuchen einzuladen,

denn es kann allerlei schiefgehen,

vieles will bedacht sein:

Was bietet man an? Was mögen die Besucher:innen? 

Kauft man ihn? Bäckt man ihn selbst?

Wie viele verschiedene Sorten?

Wie viel Aufwand ist zu viel?

Es ist wichtig, nicht gleich so viel zu investieren, 

dass der Kuchen gemocht werden muss.


Hinzukommt, dass die Besucher:innen

auf bestimme Gesten allergisch sein könnten.

Nicht alle vertragen blumige Motivtorten

als Freundschaftsangebot. 

Manche mögen Ehrlichkeit und 

bevorzugen den eingefallenen Käsekuchen.

Nur wer wer ist, 

weiß man vorher nie.


Es ist ein Akt von Tapferkeit,

zu eingefallenem Käsekuchen einzuladen, 

denn was ist, wenn keiner kommt?



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Kommentare zu diesem Text


 Thal (15.03.22, 03:08)
Beängstigend: 2/3 aller Frauen und Männer fantasieren über eine Person, die aktuell nicht im Schlafzimmer zugegen ist.

 MagunSimurgh meinte dazu am 15.03.22 um 07:05:
Hi Thal,

sorry, aber mir ist nicht klar, wie du das meinst, und was das mit dem Text zu tun hat. Kannst du bitte das erklären?

 Thal antwortete darauf am 15.03.22 um 11:56:
Bezieht sich auf Schlusszeile. Sollte eigentlich auch mehr eine Anmerkung sein, als Kritik!
Grüße

 MagunSimurgh schrieb daraufhin am 15.03.22 um 19:09:
Ich hab's nun nach langem Überlegen verstanden, aber so war der Text wirklich nicht gemeint. Das möchte ich schon einmal betonen. Also die letzte Zeile meint schon "keiner _zu Besuch_ kommt":)

 Detektivin (15.03.22, 15:02)
Hallihallo,

ich mag diesen Text sehr gerne, weil er (so wie ich ihn verstehe) um Freundschaft geht. :) 

Ich lese darin den Balanceakt einer entstehender Freundschaft: wie viel kann und muss man investieren, ohne aufdringlich zu wirken? Wie viel darf ich investieren, ohne enttäuscht zu sein? Also ich sehe da dieses Abwägen zwischen Selbstschutz (Enttäuschung vermeiden), aber eben auch etwas Verletzlichkeit zulassen, um die Freundschaft eingehen zu können.
Verletzlichkeit gehört (zumindest mMn) schon zu tieferen Beziehungen dazu (ist ja doof, nur an der Oberfläche zu kratzen), aber gerade zu Beginn ist die Balance halt super schwierig: wie viel muss ich für eine tiefe Beziehung offenbaren und wie kann ich mich selbst schützen, dass sich das nicht gegen mich wendet und ich letztendlich verletzt werde?

Und wenn man das für sich selbst geklärt hat, ist eben immer noch die Frage, wie man die andere Person jetzt am besten approached: wie viel Nähe ist ok? Wie schnell darf es gehen? Was wirkt interessiert und wertschätzend und was eher aufdringlich? Das rauszufinden, also den passenden Kuchen zu finden, ist natürlich zum Beginn, wo man sich noch recht schlecht kennt, sehr schwierig und mit einem gewissen Risiko verbunden. Nicht, dass die andere Person abgeschreckt wird ("huch, das ging mir aber viel zu schnell, was ist die Person schon so anhänglich") oder das Interesse verliert, weil sie das Gefühl hat, man bemühe sich nicht.

Bei der letzten Strophe bin ich mir unsicher, wie ich die deuten soll: es bedarf Tapferkeit, sich ehrlich zu offenbaren, denn was, wenn keiner das erwidert & annimmt? Das würde ja meine Verletzlichkeits-These von vorher sehr schon abrunden und nochmal zusammenfassen.

Aber vielleicht  ist es auch ganz anders gemeint?
Es Bedarf Mut, sich "unperfekt" und "uninszeniert" zu zeigen, weil man damit auch abschreckend wirken kann?


Schöner Text auf jeden Fall -- macht Lust auf Kuchen und neue Freundschaften 

 Thal äußerte darauf am 16.03.22 um 22:50:
Na na „Detektivin“ .. das klingt aber schon bisschen mehr als nach Freundschaft.
Das grundlegende darin ist natürlich völlig einfach zu verstehen, aber was daraus dann von außen betrachtet so plötzlich wird immer wieder, ist mittlerweile schon eher die Regel, als die Ausnahme.
M f G....

 Detektivin ergänzte dazu am 16.03.22 um 22:58:
Lieber Thal,

vielleicht bin ich naiv, vielleicht habe ich aber auch einfach andere Erfahrungen gemacht aus du. Alle Freundschaftseinladungen die ist bisher bekommen habe, endeten auch in Freundschaft. Ich weiß natürlich nicht, wie du das mit deinen Freundschaften handhabst  :silly: Friendzonen ist sonst auch eine manchmal nötige Option :D 

Immer wieder interessant, wie subjektiv unser aller Wahrnehmung ist.

 Thal meinte dazu am 16.03.22 um 23:15:
Ok.. dann glaube ich dir das einfach mal und hoffe nicht zu naiv zu sein. Und nein du bist es nicht.

 Detektivin meinte dazu am 16.03.22 um 23:37:
Dann wünsche ich dir von ganzen Herzen, dass du von den von dir dargestellten übergriffigen "Einladungen" verschont bleibst :)

 MagunSimurgh meinte dazu am 16.03.22 um 23:48:
Hallöle,

vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. :) 

Ich finde deine Deutung schon sehr treffend, Detektivin. Das Grundbild ist für mich das Verhalten meiner Großmutter gewesen, die sich nie um die zwischenmenschlichen Beziehungen Gedanken machte, sondern immer stellvertretend um das Essen. Also für die war es extrem wichtig, was andere Leute vom Essen dachten und sie hatte da große Scham, wenn es nicht perfekt war. Aber eigentlich ging es aus meiner (heutigen) Sicht gar nicht um das Essen.

Mir kam das letztens in den Sinn und ich fand, dass man das wunderbar übertragen kann auf entstehende Freundschaften im Allgemeinen, sie sind eine Reihe von Einladungen und diese kleinen Unsicherheiten spielen dabei immer wieder eine Rolle – und natürlich die Angst vor Ablehnung. Und das hast du wirklich sehr schön zusammengefasst.

Die letzte Strophe hatte ich zunächst nur mit der Wiederholung von "Kuchen" geschrieben im Sinne deiner ersten Deutung, tatsächlich habe ich mich dann umentschieden für den Käsekuchen im Sinne von genau dem zweiten Aspekt, den du aufmachst: Eigentlich wird nur der ehrlichere Kuchen dazu führen, was sich das LI wünscht. Und zu dem einzuladen erfordert besonders viel Mut.

Der erste Vers basiert auf einem Zitat "Freundschaft anzubieten ist ein Akt von Tapferkeit" (sinngemäß, ich hab das Original leider nicht wieder gefunden).

Also ich kann alles, was du schreibst, nur so unterschreiben, eine sehr treffende Interpretation der Gedanken, die ich bei dem Text auch hatte.

 Thal meinte dazu am 16.03.22 um 23:50:
Oh bitte nicht! 
.. und verzeih bitte , dass  ich schon wieder ein Kommentar nach unten verrutscht bin, statt unter meinem zu bleiben!
Hab ich grad erst gesehen
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