Haare

Text

von  blauefrau

Junge Mädchen kann ich kaum unterscheiden. Sie tragen häufig lange Haare, Mittelscheitel, sind schlank. Gleiche Jeans, Hoodies, Röcke. Wie heißen sie bloß?

Marsha Hunt war mein frühes Vorbild. Ein Poster mit einem Foto von ihr hing in meinem Zimmer. Ihre langen krausen Haare, die in alle Richtungen strebten, wünschte ich mir. [Meine Haare trug ich schulterlang, mit Seitenscheitel. Unauffällig.]

Sah ich Marshas Gesicht, hatte ich das Gefühl unbegrenzter Freiheit, das ich in dem Reihenhaus meiner Eltern und den vielen ähnlichen Stichstraßen, in die dieses Haus gesetzt war, vermisste. Mein Gymnasium mit seinen Ordensschwestern und Gängeleien konnte mich von meiner Eingeengtheit auch nicht befreien.

Mit Marsha Hunt ging für mich morgens die Sonne auf, abends ging sie mit ihr wieder unter. Allerdings glaubte ich, dass die Sonne zwar unterging und ich mit ihr, Marsha Hunt aber weiter strahlte. Einen Mond brauchte sie nicht.

Ich hätte mir sehr gewünscht, für meine Hautfarbe kämpfen zu müssen, mein Aussehen, meine Herkunft, so wie Marsha es wahrscheinlich musste. Viel gab es da nicht zu kämpfen. Ich entschied mich, für meine Rechte als Frau zu kämpfen, das ging durch und warf vielleicht ein ganz wenig Glanz auf mich, auch wenn es an Marsha und ihre Erfolge nicht heranreichen würde.


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Kommentare zu diesem Text

Taina (39)
(30.04.22, 06:50)
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 blauefrau meinte dazu am 30.04.22 um 07:49:
Ich finde, sie sieht immer noch toll aus. Sie ist auch Autorin und hat offensichtlich ein Buch über das Leben ihrer Großmutter geschrieben. Das würde ich gern mal lesen.
Taina (39) antwortete darauf am 30.04.22 um 09:29:
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 Dieter_Rotmund (30.04.22, 09:18)
Ja, und weiter?

 niemand schrieb daraufhin am 01.05.22 um 13:32:
Zitat Taina:

"Damals waren die schwarzen noch stolz auf ihre Haare und ließen sich Mähnen wachsen"

Erstens sollte man "Schwarzen" groß schreiben, sofern man dieses
Haupt-Wort benutzen möchte. Und zweitens begibst Du Dich nicht damit in den heute so vehement verteufelten Rassismus? Gibt es dafür nicht ein anderes Wort wie "People of color"?
Mit ironischen Grüßen, niemand
Taina (39) äußerte darauf am 01.05.22 um 14:53:
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 niemand ergänzte dazu am 01.05.22 um 15:02:
Soweit ich es aber sehe, geht es hier in erster Linie umd Marsha Hunt. Müsste ich jetzt wissen, dass sie eine "deutsche Schwarze" ist?

Antwort geändert am 01.05.2022 um 15:03 Uhr
Taina (39) meinte dazu am 01.05.22 um 20:42:
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 niemand meinte dazu am 07.05.22 um 15:21:
Dass man über Amerikaner in amerikanisch zu sprechen hätte wäre mir neu.
Mistress Taina, sagen wir es mal so, das würde sich aber in unsere inzwischen mit Anglizismen verhunzte Sprache gut einfügen. Keine Lust auf Anpassung?  

mit ironischen Grüßen, Miss niemand
Taina (39) meinte dazu am 07.05.22 um 18:58:
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 niemand (30.04.22, 16:58)
Ich weiß nicht,aber in diesem Text strebt mir jemand zu sehr nach seinen Illusionen, die er in eine durch Medien bekannt gemachte Person projiziert.
Weiß der/die Betreffende überhaupt etwas von dieser Marsha, ich meine nicht von dieser öffentlich dargestellten und ihrem Medien-Image, sondern von der echten Person dahinter? Will er überhaupt etwas davon wissen und wenn wäre er/sie nicht vielleicht enttäuscht von der Realität? Vielleicht war ihre, sagen wir mal "revolutionäre" Gestalt nur eine Erfindung zwecks Vermarktung. Normales lässt sich nicht so leicht vermarkten, also wird ein öffentliches Bild gebastelt um einem Normalo ein wenig Träumerei/Illusion in den grauen Alltag zu zaubern. Jeder, der im Alltäglichen nichts Besonderes erlebt, ist von einem "schillenden Vogel" begeistert. Der Mensch lebt ja nicht nur vom Brot alleine, sondern braucht immer ein Art Droge, welche verschiedene Gesichter haben kann. Auf dieser Basis werden sogenannte Stars geschaffen, denen die graue Masse aus einem eigenen Mangel an Farben zur schillernden Farbigkeit verhilft. Ohne Masse keine Idole, weder in Kunst, noch in Politik etc. Je weniger man selber hat, desto mehr strebt man in Richtung einer solchen Person und vergöttert sie. Ist ja in der Jugend nichts ungewöhnliches, das wird jede Generation kennen. Schlecht ist es nur, wenn man ein Leben lang ineinem solchen Zustand verharrt. Die Schreiberin dieses Textes hat sich zum Ende wohl dann doch ein wenig von der totalen Illusion entfernen können und sich dazu entschlossen für etwa Ernsthafteres für sich zu kämpfen, etwas das
der Realität näher kommt, für die "Rechte der Frau". Erstaunlich ist es nur, dass sie auch dann immer noch von dieser "Marsha" schwärmt, ohne die wirkliche Person dahiner je kennen gelernt zu haben.Also, so ganz von der Illusion kann der Mensch wohl nicht lassen, selbst wenn er sich der Realität zuwendet. Nun, letztlich schadet es ja niemandem. Es wäre nur nicht schlecht
beides miteinander nicht zu sehr zu vermischen. LG niemand

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 30.04.22 um 18:08:
Nun ja, die Erzählerin deutet ja an, dass diese Marsha Hunter ihr Vorbild in der Pubertät war, somit sind deine Einschätzungen zutreffend...

 blauefrau meinte dazu am 30.04.22 um 23:33:
Tatsächlich bin ich heute darüber erstaunt, dass Marsha Hunt vor allem Fotomodell und Schauspielerin war und die kämpferische Seite, die ich in ihr vermutete, nicht so stark vertreten war, wie ich es früher annahm.

Antwort geändert am 30.04.2022 um 23:34 Uhr
Taina (39) meinte dazu am 01.05.22 um 05:36:
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 AZU20 (01.05.22, 14:46)
Warst Du erfolgreich? LG

 blauefrau meinte dazu am 08.05.22 um 11:38:
Eine gute Frage. Wenn Erfolg bedeutet, dass auch ein Schlingern im Leben vorgesehen ist, dann ja. Ansonsten habe ich mein Auskommen. Eine Karriere habe ich eher nicht gemacht.
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