Schreibende am Fenster 01

Tagebuch zum Thema Beobachtungen

von  HeBu

Mittwoch 08.04.2020

Frau schreibend am Fenster, sie sieht nach draußen. Die Katze, auf dem breiten Fensterbrett, tut es ihr gleich. Die Straße liegt still. Der Ausschnitt, den die Frau und die Katze sehen, bleibt leer, während sie schauen. Die Katze legt sich hin, rollt sich zusammen – döst. Die Frau dreht den Schreibstift zwischen den Fingern.

Wartet . . .

Ein Lichtreflex im unteren linken Bereich des Fensters löst sie aus ihrem Tun.

Die Straße ist leer . . .

Ein Mensch geht vorbei!

Kurze Haare, hellblaue Kappe, eine rosa Leine sind sichtbar. Ins Auge fällt das Geschenk, das der Mensch trägt. Das Papier, ein Schreiendes Rosa, an seinem Kragen, dort wo es zusammen läuft, eine Raum fordernde Schleife in grün. Eine große Schleife für ein kleines Paket. Das jetzt, getragen von der linken Hand, nach rechts geht. In das rechte untere Quadrat des Fensters. Die Leine spannt sich. Noch einmal steht das Geschenk still. Die Katze putzt sich, die Leine lockert sich.

Das Paket, der Mensch und die Leine haben die Welt verlassen.

Kirschblüten fallen herab.

Die Frau sitzt schreibend am Fenster. Eine Frage beschäftigt sie, wohin das Paket gebracht wird in einer Zeit, wo Besucher verpönt sind und Geschenke willkommen.

Die Katze und die Frau schauen aus dem Fenster.

[Ist irgendjemand hier!]




Anmerkung von HeBu:

Dieser Text ist im Rahmen eines Schreibexperiments entstanden, zu dem noch ein paar folgen werden. Allerdings ist das Experiment wegen Corona zum Erliegen gekommen.

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (12.05.22, 06:27)
Ein absolut schnörkelloser Text mit fast haikueskem Charakter.
Muss man sich erst einlesen ...
mir gefällt diese Art recht gut. :)

Liebe Grüße
der8.

 alter79 (12.05.22, 08:35)
text im drebuch- ton: super getroffen! 
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