Break

Es ist ein kalter Winterabend, die Digital-Uhr zeigt Neunzehn. Fred hat mit zwei Fingern und dem Daumen die linke Hand auf dem Lenkrad, dabei einen Joint zwischen den anderen zwei Fingern. Mit der rechten Hand checkt er Nachrichten auf dem Smartphone. Der Alkoholspiegel liegt sicher weit über dem erlaubten Grenzwert. Dank seines exorbitanten Selbstvertrauens hat er alles im Griff. Hin und wieder kommt der betagte Cadillac von der Straße ab und holpert über die Bankette. Dann stöhnt seine Partnerin Camila jedes Mal kurz auf und korrigiert den Kurs mit einem Griff ans Lenkrad. Der Wagen schlingert bedenklich, findet zurück auf den Asphalt und prescht weiter über die kurvige Küstenstraße an der kalifornischen Westküste.
Es geht darum, rechtzeitig um 21 Uhr das Wilshire Center von Los Angeles zu erreichen. Camila, mit der er seit drei Jahren zusammenlebt, kennt den Stress, weil sie praktisch immer zu spät losfahren. Doch sie hat es aufgegeben, daran etwas ändern zu wollen. Sie brauchen die Dollars, die sie für ihre Auftritte  bekommen. Er spielt einen wimmernden Gitarrensound, sie singt mit ihrer rauchigen Soul-Stimme.

Am nächsten Morgen finden zwei Männer der Californian Highway Control den Schrotthaufen des Wagens am Fuß eines Steilküstenabschnitts, von dem der Cadillac offensichtlich in einer Kurve mit zu hoher Geschwindigkeit über die Felskante in den Abgrund gestürzt ist. Die beiden Insassen waren vermutlich sofort tot.