Im Osten war doch nicht alles schlecht und Ihr hattet doch alles

Text zum Thema Politik

von  tueichler

Nee, alles war nicht schlecht und wir hatten ja alles. Also, wenn man den richtigen Standpunkt hatte. Oder, wenn man heute ostalgisch oder geschichtsvergessen auf die DDR-Zeit zurückblickt.


Ja, wir hatten alles. Berufsverbote, Schauprozesse mit vorgefertigten Urteilen, soziale Ächtung bei non-konformer Lebensweise oder non-konformer Meinungen zum Staat.


Wir hatten auch Bespitzelung bis ins private - jeder war verpflichtet ein Hausbuch zu führen, in dem jeglicher Besuch aus dem ‘Nicht sozialistischen Ausland’ protokolliert wurde. Oma an Ostern, Onkel im Sommer, Großvater nicht mehr, der hats nicht verkraftet, die Familie im Osten zurückzulassen.


Und natürlich hatten wir öffentliche Bespitzelung durch die örtliche Polizei und die ‘richtige und anonyme  Bespitzelung’ durch Freunde und Bekannte. Eine verbindliche Nachfrage bei den Nachbarn über Besuch und Lebenswandel hatten wir auch. Und Hausdurchsuchungen.


Wir hatten Studienverbote für attraktive Berufe, wenn man nicht in der Partei war oder sich zu 3 oder 4 Jahren Wehrdienst verpflichtete.


Wir hatten auch unseren Wehrersatzdienst ohne Waffe, bei dem sogenannte ‘Spatensoldate’ in ihrem Wehrdienst psychisch gebrochen werden sollten.


Und vor dem Wehrdienst gab es in den Schulen noch Wehrunterrich, damit jeder auch versteht, warum der Klassenfeind vernichtet werden muss.

Naja, die GST - Gesellschaft für Sport und Technik - gab es auch. Da konnte jeder den Führerschein machen. Um den Preis, zwei Wochen in ein paramilitärisches Lager zu gehen. Da musste man übrigens auch hin, wenn man nicht in der GST war. Und wer hat schon im bürgerlichen Leben als 15jähriger die Chance, ein Magazin Kleinkaliber im Dauerfeuer auf Pappkameraden abzufeuern.

Man darf auch nicht vergessen, dass wir Zwangsarbeit hatten, bei der junge Wehrpflichtige in Chemiebetrieben äußerst gesundheitsschädliche Arbeiten verrichten mussten - qua Dienstverpflichtung.


Da wäre noch zu bemerken, dass die Wehrpflichtigen auch Ausgang hatten, also die Kaserne verlassen durften - nach sechs Monaten und ausschließlich mit Genehmigung des Vorgesetzten.


Und dann hatten wir auch noch die Friedensbewegung, die nur im Untergrund und von der Stasi unterwandert glaubte, agieren zu können.


Man kann also sagen, wir hatten alles und so schlimm wars dann doch nicht, wenn man schafstreu dem System die Stange und ansonsten das Maul gehalten hat.


Und jetzt rege ich mich doch noch fürstlich auf, wenn ich Idioten ohne Ahnung davon reden höre, wir lebten in einer Diktatur. Naja, vielleicht wollen die ja auch nur wieder alles haben, damit es denen nicht mehr so schlecht geht.


Um den Apologeten der Dummheit den Wind aus den Segeln zu nehmen. Alles, was hier beschrieben ist, abzüglich der Spatensoldaten, habe ich selbst erlebt. Insbesondere die Zwangsarbeit.


Nee, es war nicht alles schlecht. Sauerkraut war Sauerkraut und Wurst gabs auch.



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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (18.12.22, 12:14)
So gut gings Dir aber wohl doch nicht. LG
Taina (39)
(18.12.22, 16:27)
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 AngelWings meinte dazu am 18.12.22 um 17:44:
Und wo er hast du?

 AngelWings (18.12.22, 17:42)
Und Wehrdienst war hat nicht zu schlecht! Meine Bro war in Wehrdienst! Sie haben dort gelernt mit Sachen um so gehen, sie gar auf Bauernhof Kühe gemelkt, und ausgemist und Maschine repariere, sie haben Kocht und gar Dreck Geschirr gespült, nicht bloß ein Waffe getragen. Was in Westen, so geben war sie kann kein soziale gemeinsamschaft  unter Menschen.


Und  man merkt bei manche Menschen hier!

Kommentar geändert am 18.12.2022 um 17:46 Uhr

 tueichler antwortete darauf am 18.12.22 um 23:15:
Ich glaube, Du hast das Problem - insbesondere der Zwangsarbeit - noch nicht verstanden. Menschen wurden gezwungen, gefährliche und stark gesundheitsschädliche Arbeit als Soldaten zu verrichten. Viele werden davon krank geworden sein. Nur! Es ist nicht aufgearbeitet. Man muss das tun wie mit den Stasi-Akten

 AngelWings schrieb daraufhin am 19.12.22 um 20:35:
Das ist heute auch noch nicht bloß in Osten auch in Westen. Und Soldaten, war nur die krankt die mit Strahlung aus gesetzt waren. 

Genauso in arbeitete bei Bergbau, Lunge Erkrankung und durch Strahlung erkranken. 

Heute werden Beruf wie bei Arzt, wo ein Arzt mehr OP durch, oder ein Krankenschwester die 100 kranken pflegt in 24.Stunden. Was in DDR nicht gäbe, wie hatten genug Arzt und Schwestern.

Antwort geändert am 19.12.2022 um 20:36 Uhr
Teolein (70)
(18.12.22, 18:11)
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 tueichler äußerte darauf am 19.12.22 um 00:18:
Ich glaube, dass ich diese Thema noch detailliert aufarbeiten werde, insbesondere die Zwangsarbeit.
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