Das Wunderding

Gedicht zum Thema Allzu Menschliches

von  Naja

Einst saß in ihrem Stammlokale
Familie Schnurz beim Abendmahle,
dinierte ohne Fehl und Tadel:
denn die von Schnurzens sind von Adel.

Man aß "Pürree an Entenschnabel".
Da fand sich auf der Hochglanzgabel
des Herrn von Schnurz ein grünes Ding,
das elegant am Silber hing.

Laut rief am Tisch man "Oh!" und "Ah!",
war doch, was man dort glänzen sah
so filigran, so fein und zart,
von unverkennbar edler Art!

Und weil an Schnurzens Tisch man staunte,
von "grünem Jadekunstwerk" raunte,
ward heimlich es bald abgelichtet
und anderntags darob berichtet.

Nun war das Ding in aller Munde,
durch Presse, Fernseh'n ging die Runde:

Die Weisen filo-sofilierten,
die Klugen studio-disierten;
kurzum: Es wurde, schreibe, sage,
millionenschwere Wertanlage:

auf dass es allen Menschen diene
in einer gläsernen Vitrine
zum Schauen übern Tellerrand
mit hochdotiertem Kunstverstand.

Nur einer ließ das Ding links liegen,
hat nichts gesagt und fein geschwiegen:
Er hatte nämlich, muss man wissen,
beim Kochen schrecklich niesen müssen!



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (23.12.22, 06:13)
Igittigitt!

Das Kunstwerk macht den Leser grausen:
fortan wird der zu Hause schmausen!

Kommentar geändert am 23.12.2022 um 06:13 Uhr

 Naja meinte dazu am 23.12.22 um 11:12:
Nun sei mal nicht so, Zwergi, irgendwo hab ich gelesen, dass in solchen Kunstwerken jede Menge Kraftstoff ist! :)))))))
Tschuldigung und liebe Grüße :)
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram