Das Hohe Lied der Kulinarik

Gedicht zum Thema Essen/ Ernährung

von  RainerMScholz

Der Gedärmekaspar von nebenan,

er frisst sich wieder den Ranzen stramm;

Blutsuppe vom Menschen muss es sein,

hier einen Arm und noch ein Bein.

Das Leben der Armen schmeckt besonders gut,

weil deren bittere Not

die Hoffnung schürt

und das tut

das Fleisch verzarten.

Die Pelle von Reichen ist bitter und fad,

die fetten Würste machen malad.

Doch lecker und frisch

schmeckt das junge Getier,

die Not und die Armut sind ein Plaisier.

Gern lecke ich ihre Haut von den Knochen

und bringe rote Organe zum Kochen;

ich lutsche Augäpfel und beiße auf Zungen;

sind sie lebendig noch,

sei ausbedungen,

dass ihr letzter Blick

mein Mund ihnen sei -

ein letztes Wort, ein roher Schrei -,

und ich beiße und fresse und schlinge und schlemme

die junge Geiß, die schmucke Gemme,

bis ich übersatt liege im eigenen Dunst,

da schreie ich nach Frischem in geiliger Brunst.



© Rainer M. Scholz



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Kommentare zu diesem Text


 harzgebirgler (05.03.23, 11:28)
das große fressen findet erst noch statt
wenn uns die erde bald total satt hat.

sonntagsgrüße,
h.
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