Besuch beim Schönheitschirurgen

Szene zum Thema Entwicklung(en)

von  uwesch

Dieser Text gehört zu folgenden Textserien:  PHASEN DES LEBENS (Prosa),  Aus dem Leben gegriffen

Elvira Gotthard war inzwischen eine älter gewordene Dame, die ihr Leben jetzt alleine organisierte. Ihr Mann Hannes war im letzten Jahr gestorben und sie musste die jährlich anfallende Steuererklärung, die er sonst immer machte, selbst anfertigen und einreichen. Dabei stellte sie schnell fest, dass sie sich damit überforderte. Mit ihren inzwischen 67Jahren beschloss sie, in der nächsten Woche einen Steuerberater aufzusuchen.

Wichtiger war ihr die Frage ob sie sich jetzt eine lange erträumte Schönheitsoperation machen lassen sollte. Ihr Mann lehnte das immer vehement ab. Heute hat sie einen Termin zu einem ersten Gespräch mit einem in der Szene bekannten Schönheitschirurgen.

Der Arzt macht nach einer intensiven Beschau einen Vorschlag, der richtig ins Geld geht. Sie meinte, dass das doch nicht alles sein müsse. Wichtig war ihr in erster Linie eine Straffung der schlaff herabhängenden Brüste und eine Begradigung des Nasenrückens. Der Chirurg war etwas enttäuscht von diesem aus seiner Sicht Minimalprogramm, denn er wusste, dass die Dame viel Geld hatte. Er munterte sie auf und sagte in seiner saloppen Art: „Frau Gotthard betrachten sie Ihre Schönheitsoperation doch einmal als Altbausanierung. Das kostet halt. Aber sie können diese dann von der Steuer absetzen.“

Frau Gotthard stand abrupt auf, denn für diese empfundene Unverschämtheit hatte sie keinerlei Verständnis. Sie schritt wütend zur Tür, öffnete sie abrupt und knallte sie mit einem „Sie Arschloch“ wutentbrannt hinter sich zu.

 



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Jo-W. (83)
(25.02.23, 10:12)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 uwesch meinte dazu am 25.02.23 um 13:42:
Ja, von Schönheitsoperationen bei Männern habe ich noch nie was gehört. Heutzutage "barten" die meisten sich ja vollkommen zu. Ich weiß nicht was die verbergen wollen - ein häßliches Kinn vielleicht oder? Dabei haben sie noch nicht gescheckt, dass sie mit diesem Gestrüpp im Gesicht ziemlich hässlich aussehen. Vielleicht wollen sie ja älter wirken oder ihre Gefühle dahinter verstecken. Oder vielleicht denken sie, dass das Macht verleiht.
Mir ist dieser Männermassenwahn ein Rätsel und ich wundere mich, dass die Frauen das vor allem beim Küssen erdulden. Ein kleiner Schnurrbart täte es ja auch, wenn es unbedingt sein muß.
Na ja, auch diese "Mode" wird irgendwann vorüber gehen.

 lugarex antwortete darauf am 26.02.23 um 07:47:

Ich bin Bartträger. Seitdem Fidel Castro unsere Sympathien hatte. Es war eine Form der Revolution, noch vor der Revolution im Achtundsechzig. Man hätte das Foto mit Bart in der ID haben müssen, sonst wäre er als potenzieller "Hooligan" kahl rasiert gewesen. Der Bart blieb, die Revolution ist vergangen. Als Student der Künste wurde er aber toleriert. Als Berufsbezeichnung, mit schwarzem Barett. (Grüne Barette wurden für spezielle Einheiten reserviert, die meine Truppe trug violett, zum Glück aber dann ohne mich.) 

Heute ist Bart wieder Mode. Es stört mich. Mein Bart ist schon verwelkt, weht im Wind wie ein Seidenpapier und langsam werde ich eifersüchtig auf die schönen, harten, dunklen moslemischen Vollbärte, die im geilen Kontrast zu glatt rasierten Schädel zum manifesten Eindruck kommen und - wieder(!) - etwa aussagen.

Aber durch das lebenslange Nicht Rasieren habe ich wenigstens eine schöne Stange Geld und vor allem ZEIT gespart…
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram