Knackige Brüste waren ihr immer sehr wichtig. Doch sie wurde älter und wusste, dass ihre schönen weiblichen Formen bald erschlaffen würden. Deshalb beschloss sie, Gipsabdrücke zu machen, um den Wandel besser zu ertragen, denn ein Lifting kam für sie nicht infrage.
Als studierte Bildhauerin an der örtlichen Kunstakademie hatte sie ein Faible für Design entwickelt, wollte die Dinge neu denken und formen, ihnen eine andere Existenz verschaffen, sie aus ihrer bloßen Zweck-dienlichkeit befreien, ihr Dasein färben. Wichtig war ihr, bedrohte weibliche Werte, wie Empfindsamkeit, Intuition, Wärme und Weichheit zu retten.
In ihrem kreativen Gestaltungswillen holte sie die Gipsabdrücke ihrer Brüste acht Jahre später hervor und überlegte, was sie damit anfangen könnte. Ihre Trauer über die Vergänglichkeit des Körpers und offene Fragen ihrer Zukunft standen im Raum. Intuitiv wählte sie aus ihrer Sammlung zwei Travertine in etwa ihrer ehemaligen Brustgröße aus. Der rötliche Stein erinnerte sie an Blut, an das pulsierende Leben und die Wunden, die ihr in den vielen Jahren zugefügt wurden.
Sie bearbeitete die Steine so lange, bis sie ihren kegelförmig abgerundeten Brüsten ähnelten. Die fertigen Travertinbrüste stellte sie im menschlichen Brustabstand vor ihr großes Wohnzimmerfenster auf die Fensterbank.
Wann immer sie in die dahinter liegende Streuobstwiese schaute, hatte sie die Vorstellung, dass ihre schönen Brüste himmelwärts strebten und die Wolken küssten. So konnte sie endlich Frieden mit ihrem Älterwerden schließen.