Väter und Söhne

Sein Vater war unerreichbar, streng und autoritär. Ein Mann, den er im Grunde nie kennenlernte, aber dessen Ansprüche erfüllen wollte. Freundlichkeit war ihm fremd und der Junge hätte sich mehr Offenheit gewünscht. Den Beruf des Arztes, den Vater für ihn wollte, hat er verweigert und ist seinen eigenen Weg gegangen.
Als Vater eines eigenen Sohnes beschloss er es anders zu machen, für seinen Jungen da zu sein und die Arbeit zu reduzieren, damit seine Frau auch weiter im Job bleiben konnte. Schon bei der Geburt war er dabei, wusch dem Baby nach der Entbindung das Blut ab und legte es in die Arme der Mutter. Fortan wickelte er ihn und spielte mit ihm in der Sandkiste, wo zu seiner Zeit nur Mütter herumsaßen, miteinander klönten und den Vater distanziert betrachteten. Abends brachte er den Jungen ins Bett und las ihm lustige und spannende Geschichten vor.

Auch mit gut siebzig Jahren funkelte in Großvaters Augen etwas Jungenhaftes, wenn er mit dem Enkel spielte. Es zeichnete sich der Beginn des Endes der Väter als autoritäre Führer der Familien ab. Immer mehr wurden zu Männern, die sich um ihre Kinder kümmerten.