Das Rudel folgte mir am Schritt und Tritt. Einer von der Meute wollte mit mir gar ins Militär. Mutter hat ihn nicht mehr halten können, so rannte er noch lange dem Trolleybus nach. Jeder von der Bande pflegte mich bei den Besuchen zu anderen Leuten zu begleiten, so war bei uns der Brauch. Bis auf den Letzten. Der kommt nicht mehr mit, der hat die Tradition zerschlagen. Ungewollt, aber nach der Blamage geht es nicht mehr.
Wir sind bei Bekannten zu Besuch. Kaffee und Kuchen. Der Hund und ich, zuerst ruhig, gesittet, ein schleppendes Small Talk. Der Hund schnüffelt herum und gibt vor sich Zeichen, er möchte nach draussen. Gastgeber lässt die Tür zum Garten öffnen. Der Hund ist sehr gut trainiert und erzogen. Verschwindet hinter dem Haus, wir bekommen Cognac.
Hörbares Winseln geht ins mächtige Knurren über und ein Gebell kann die Ohrtrommel platzen lassen. Ich renne als Erster, gefolgt von der Gastgeberfamilie, Hund nirgendwo, nur das Bellen und Schnaufen. Der Lärm lockt uns in den Keller. Neben der riesen Gefriertruhe gräbt der Hund wie verrückt und sein wütendes Gekläff wird zum Staccato.
Von dem Loch ragen die ersten Knochen, der Kopf noch mit Haaren zerrt er gerade raus.
Mein Fehler ist mir sofort bewusst: Ich habe vergessen, das mein Hund als sogenannter “Leichenhund” geschult worden ist und - noch schlimmer - , ich habe total das abgebrochene alte Sprichwort vergessen "jedermann/frau hat ihre Leichen im Keller begraben!”
Die Verwirrung nach der Enthüllung war entsprechend gross, Freundschaft war futsch und der ausgezeichnete Hund hat ein Besuchsverbot bei meinen Bekannten…