Sie trafen sich nach sehr vielen Jahren zum ersten Mal zu einem Frühstück. Er schneidet Brot auf, seine Schwester verfolgt die Sägebewegung seiner Hand. Unsichtbare Gewichte bewegen sich zwischen ihnen.
Sonnenschein fällt plötzlich wie eine Handvoll gelber Lineale durch die offenen Schlitze der Jalousien. Er steht auf und kurbelt das Rollo nach oben. Die Fensterscheibe erscheint so klar, dass sie die Entfernung nach draußen auslöscht.
Er spricht zunächst mit tonloser Stimme, die wie ein Dach die Traufen einer möglichen Versöhnung bedecken, erwähnt nur die Ereignisspitzen, die er bereut.
Sie schaut in den Himmel. Zirruswolken werden im Westen wie mit einem Malerpinsel gezeichnet von einer leichten Brise angeschoben. Er wendet seinen Blick nach Süden, wo sich schönes klares Wetter andeutet. Dort am Horizont sind nur wenige Wolkenfetzen mit Kritzeleien an den Rändern zu erkennen. Sie ähneln magischen Schriftzeichen.
Feindseligkeit und Wachsamkeit lassen bei beiden langsam nach. Sie wenden sich einander zu, schauen sich in die Augen und umarmen sich.
Im Verlauf ihrer weiteren Unterhaltung entsteht ein Zauber aus dem Zufälligen und Unvollkommenen, das die vielen Jahre zusammengewürfelt haben.
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