Eine Böe bringt die Jolle zum Kentern

Kurzprosa zum Thema Annäherung

von  uwesch

Dieser Text ist Teil der Serie  PHASEN DES LEBENS (Prosa)

Er war als Jugendlicher ein ängstlicher Mensch, doch hatte sich dem Segeln verschrieben. Nicht rechtzeitig erkannte Böen hart am Wind brachten seine Jolle manchmal zum Kentern. Er stieg dann auf das Schwert, richtete sie so wieder auf, sprang klitschnass ins Boot und brachte es wieder auf Kurs. 

Der Oberkörper seiner ersten heimlichen Flamme aus der zwölften Klasse erschien ihm zu schmal für die Größe ihrer Brüste, so als wenn sie sich als Mädchen zu sehr beeilt hatte Frau zu werden.

Die Worte und Sätze, die er für sie auftrieb und in sein Tagebuch schrieb, taten so als wären sie nicht von ihm. Den Fundus an Fantasien baute er bis zum Abitur immer weiter aus, doch es kam nie zu einem konkreten Kontakt.

Später ist er mit seinen Gedankengebilden über Frauen resoluter geworden, kam aber wegen seiner wie Kleber an ihm haftenden Ängstlichkeit ihnen gegenüber immer noch nicht zum Zug. Nur beim Segeln war er ein mutiger Mann.

Die Frauen sahen ihm seine erotische Sehnsucht an, die Augen, die bei ihrem Anblick heraus zu kullern drohten, seine sanft-erotischen Bewegungen, wenn er vor ihnen den Flur entlang ging. Sie wussten, dass er ein kühner Eroberer sein könnte, wenn sie es richtig anpacken würden. Kolleginnen blieben sogar länger im Büro und suchten seine Nähe, wenn er Überstunden machen musste. 

Gestern saß Elvira auf dem Heimweg ihm gegenüber in der S-Bahn. Auf dem Weg zur Station regnete es kräftig und sie war nicht darauf vorbereitet, hatte keinen Schirm dabei. Sie stiegen in den dritten Wagen und setzten sich ans Fenster einander gegenüber. Ihre Brustnippel schimmerten dunkel durch den Stoff der Seidenbluse und sie fror. Da schoss ihm durch den Kopf, dass es für jeden nur die eine Liebe gibt. Er war sich ganz sicher und bot ihr seine Jacke an. Es kam ihm vor wie eine riskante Wende mit seinem Boot bei Windstärke Sieben. Ihre dankbaren Blicke sagten alles.

 

Sie segeln noch heute gemeinsam über alle Meere des Glücks Horizonten entgegen. Wenn sie nicht ……, dann …



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Regina (27.03.23, 08:14)
Die Erkenntnis, dass einer nicht 15% oder 20% Bewunderung durch das andere Geschlecht auf sich ziehen muss, sondern eine einzige passende Partnerin braucht, ist ein wichtiger Entwicklungsschritt.

 uwesch meinte dazu am 27.03.23 um 15:08:
Yes indeed liebe Regina. Dank Dir für Kommi und Empfehlung.  LG Uwe

 Dieter_Rotmund (27.03.23, 13:37)

Der Oberkörper seiner ersten heimlichen Flamme aus der zwölften Klasse erschien ihm zu schmal für die Größe ihrer Brüste, so als wenn sie sich als Mädchen zu sehr beeilt hatte Frau zu werden.



Starker Satz, aber der Rest ist wieder einmal viel zu hastig wegerzählt. Traust du deinen Inhalten nicht? Fremdelst du mit literarisch aufbereiteten Momenten? Woher kommt ständig diese Eile?

 uwesch antwortete darauf am 27.03.23 um 15:07:
Natürlich könnte ich eine längere Erzählung draus machen oder einen Roman schreiben. Doch das liest kein Mensch gern am Monitor - dafür ist das Forum viel zu schnelllebig und auf Kurzes orientiert.
Literarisch aufbereitete Momente flattern halt so bei mir durch den Kopf und ich finde, dass die hier im Rahmen von KV durchaus ihren Platz haben können.

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 27.03.23 um 18:52:
Ja, das verstehe ich gut. Aber du musst dann auch handwerklich und literarisch ganz nah an diesem Momenten bleiben und nicht noch die Lebensgeschichten der Beteiligten im Eiltempo durchhecheln!

 uwesch äußerte darauf am 27.03.23 um 19:55:
O.K. das verstehe ich. Das läuft dann auf eine ausführliche Erzählung mit einem Thema oder auf einen Aspekt in form einer inhaltliche Kurzprosa, Szene o.ä. hinaus. Mal sehen wie ich damit in der Zukunft umgehe.
Danke dir und LG in den Abend
kipper (34) ergänzte dazu am 26.04.23 um 09:31:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 uwesch meinte dazu am 26.04.23 um 12:30:
Ich lasse mich von uns Dieter inhaltlich nicht beeinflussen (außer formalen Hinweisen). Mein eigener Stil kommt meistens auch ganz gut an. Warum soll ich mich verbiegen?
Stimmt, die letzten beiden Sätze könnten entfallen - sind ein bissel kitschig. Kann ja jede(r) selbst entscheiden, ob es ihr/ihm gefällt. Vermutlich kommt er bei Frauen besser an 
LG Uwe
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram