Das Haus

Gedicht

von  JohannPeter


Der First schon gratig

und das Fallrohr krumm

der Lack am Fenster splissig

die Scharniere schrill

die Kette endet

vor dem Hundehaus im Sand

auch um die Stiege

vor dem Hühnerstall ist´s still.

Obwohl - der Nußbaum, alt wie´s Haus

blüht gelbe Rispen

und wird Früchte tragen

wie er oft uns beim Nüsseschälen trug...

Der Garten - weithin Blühn über die Maßen

wie eingewachsen vorn am Weg der Pflug.

Das Heu im Boden überm Stall 

wird muffig und die Sonne ritzt

taghelle Schlitze in das mürbe Dach -

als Kinder lagen wir in frischer Ernte

bis uns die Mutter rief: Seid ihr noch wach!?

Sie wußte, was jungtrocknes Gras bewirkt.

Wir lagen weicher als jemals

in frischen Betten...

Nie wieder. Jetzt und immer

ist versunken, was uns Heimat war...

Und sind wir ohne sie

sind wir wie sie:

 nicht mit Geduld noch mit Gewalt

zu retten.



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Kommentare zu diesem Text

Agnete (66)
(08.05.23, 14:58)
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 JohannPeter meinte dazu am 08.05.23 um 16:18:
Ja, Agnete, im Sinne von Ankommen und Aufgehobensein hast du sicher recht, und ich verstehe es in deinem Sinne auch. Aber man hat Wurzeln, eine originäre Herkunft, die ist durch nichts zu ersetzen. Und wo wir uns von unseren Wurzeln losreißen, tun sie es von uns auch, die Folgen sind beiderseits fatal.
Ich vermute, du reflektierst mit deinem Gedanken auch etwa Hesse, "Stufen", die Schlußverse. Da meint er aber - für mein Verständnis - tatsächlich nur das Losgehen, das natürlich immer auch Abschied ist. Den muß man freilich konsequent machen. Es wäre denn anders keine wirkliche Rück- und Selbstbesinnung möglich (sh. der verlorene Sohn, Lukasevangelium).

Antwort geändert am 08.05.2023 um 16:25 Uhr
Agnete (66) antwortete darauf am 08.05.23 um 17:45:
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 Owald (08.05.23, 21:29)
Die Sprache gefällt mir - elaboriert, aber nicht spektakulär. Dabei bildhaft und sogar etwas atmosphärisch. Gerne gelesen.
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