Eine Mitschreibaktion 15.09.2018
Wortvorgaben:
müde
verschwenden
Kunst
Sie stehen beide vor jeweils einem Fenster in dem langen Flur, Mona Lichtenstein an dem einen Ende und Maria Lichtenstein an dem anderen Ende. Jede mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Gleich müssen sie hinein in den großen Saal, dort wo sich Richter, Verteidiger und Geschworene ein Stelldichein geben.
Im Hintergrund hört man geschäftiges Türenschlagen, laute Schritte, die in den langen Korridoren nachhallen.
Besucher des Gerichts stutzen, wenn sie an beiden vorbeigingen, denn sie glichen sich bis aufs Haar. Man hätte nicht sagen können, wer nun wer ist.
Sie würde nicht klein beigeben, sie würde kämpfen bis aufs Blut, auch wenn sie schon längst des Kämpfens müde geworden ist. Aber Recht muss Recht bleiben. Da konnte sie hundertmal ihre Schwester sein. Sie würde auch keinen weiteren Gedanken mehr an sie verschwenden, komme was da wolle. Weiter kam sie nicht mehr mit ihren Gedanken, ein Ordnungshüter rief:" In der Sache Mona Lichtenstein gegen Maria Lichtenstein!" Beide bewegten sich nun zögerlich in Richtung Gerichtssaal, jede darauf bedacht nicht als erste durch die große schwere Tür gehen zu müssen.
Mona dachte gerade noch an ihren Vater, der einen langsamen Tod gestorben ist, den sie bis zum Schluss pflegte und der ihr das Bild "Das Mädchen mit dem Perlenohrring"... von Jan Vermeer, vermachte. Ein Bild, dass sie schon als Kind liebte. Mona verglich sich oft mit dem Mädchen auf dem Bild, denn auch sie hatte den in sich gekehrten, sehnsuchtsvollen und wehmütigen Blick. Maria hatte sich nie für Kunstwerke aller Art interessiert, sie fand alles schrecklich kitschig und für sie war bildende Kunst schlichtweg eine Krickelei. Und ausgerechnet sie war es, die Ansprüche an das Bild stellte?
Mona hatte endlich die aufklärenden Unterlagen bei sich. Nach jahrelangem Rechtsstreit, musste heute die Entscheidung gefällt werden, wer das Kunstwerk erbt. Wie in Trance vernahm Mona folgende Entscheidung: ..."