Irgendwo singt man

Gedicht zum Thema Tragik

von  GastIltis

Die Nacht ist kalt und aus Beton,

der Wind zerknickt die Träume …

Er isst noch sein Aniscroissant

und denkt an Gottfried Seume.


Warum? Das weiß er selber nicht.

Da reißt es ihn vom Hocker.

Am Tresen schlägt er aufs Gesicht,

sieht weiß … dann gelb … dann ocker.


Ein Arm schläft ein, danach sein Bein,

die Farben werden bunter.

Grell fällt ihm die Titanic ein.

Dann geht er mit ihr unter.




Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: Saira, Teolein, TassoTuwas, diestelzie, minimum, plotzn, Moja, Didi.Costaire, Agnete.
Lieblingstext: Saira.
...da lass dich nieder!

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Kommentare zu diesem Text


 Teichhüpfer (07.08.23, 08:26)
Ja, das kommt mir auch so aktuell vor.

 GastIltis meinte dazu am 07.08.23 um 11:42:
Hallo Jens, Gesang ist immer aktuell. Auch, wenn es kalt ist.
Terminator (41)
(07.08.23, 08:39)
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 GastIltis antwortete darauf am 07.08.23 um 11:41:
So war es wohl, Terminator.
Er (also Seume) war viel unterwegs. So auch zu Fuß von Rostock nach Syrakus. Und das mit einem Paar Stiefeln. Und er war ein Russlandfreund. Dinge gibt es!
Übrigens lohnt sich der Besuch des Hauses in Grimma in Sachsen (will sagen: bin auch schon viel herum gekommen!). 
Zur überschrift soviel: Sie lässt die erste Zeile vom Lied „der Gesang“ anklingen. 

„Wo man singet, lass dich ruhig nieder,
ohne Furcht, was man im Lande glaubt,
wo man singet, wird kein Mensch beraubt,
böse Menschen haben keine Lieder.“

 plotzn (07.08.23, 12:09)
Lieber Gil,

Johann Gottfried kannte ich bisher nicht. Da hab ich wohl was verseumt. Seine "Gesänge" hingegen wurden mir (in der verkürzten Form) von meinem Vater "beigebracht".

Wo man dichtet, da fühl dich daheim,
Bösewichter kennen keinen Reim.

Liebe Grüße
Stefan

 GastIltis schrieb daraufhin am 07.08.23 um 14:59:
Danke Stefan,
insgeheim meinte ich, diese nachfolgenden Zeilen irgendwann schon einmal ins Netz gestellt zu haben. Aus deiner Reaktion entnehme ich, dass es nicht der Fall gewesen sein kann. Ich verlasse mich auf dein gutes Gedächtnis! Insofern hole ich es extra für dich, und aus Dank für deine Duldsamkeit mit mir, hier einfach nach. Die Stengelzeile bezieht sich auf Vers eins. Ansonsten habe ich das Lied einem Buch entnommen, das mir eine Freundin geliehen hatte, die mir zum Ende des Studiums abhanden gekommen ist, ehe ich ihr das Werk zurück geben konnte, was ich immer noch bedauere.
Viele herzliche Grüße von Gil.

Wo man singet, lass dich ruhig nieder

(nach Johann Gottfried Seume 
und Hansgeorg Stengel)

Wo man Fußball spielt, da lass dich blicken.
Böse Menschen holzen statt zu kicken.

Wo man wandert, sollst auch du nicht rasten.
Böse Menschen wandern in den Kasten.

Wo man lacht, verweile ganz getreulich.
Böse Menschen grinsen nur abscheulich.

Wo man gibt, da teil auch deine Gaben.
Böse Menschen wollen alles haben.

Wo man duftet, öffne deinen Zinken.
Böse Menschen duften nicht. Sie stinken.

Wo man webt, da gehe nicht von hinnen.
Böse Menschen weben nicht. Sie spinnen.

Wo man sät, kannst du getrost hingehen.
Böse Menschen ernten ohne säen.

Wo man baut, kann dein Verweilen dauern.
Böse Menschen bauen höchstens Mauern.

 plotzn äußerte darauf am 07.08.23 um 19:12:
Wer sich auf mein "gutes" Gedächtnis verlässt, lieber Gil, der ist verlassen. Aber einen Tipp habe ich noch:

Zu den Lacheneden sollst du dich nicht gesellen,
böse Menschen können sich verstellen!

Wachsam grüßt Dich das Holzauge!

 Didi.Costaire (07.08.23, 19:06)
Zwar hat er letztlich ausgeträumt,
zuvor indessen nichts verseumt.
Du hast ihn schließlich noch besungen
und das hat ehrlich gut geklungen.

Schöne Grüße,
Dirk

 GastIltis ergänzte dazu am 07.08.23 um 20:50:
Hallo Dirk,

wenn du Verse schmiedest, schür das Feuer.
Bösen Menschen ist das nicht geheuer.

Wer Gefühle bündelt, darf sich freuen.
Böse Menschen bündeln nicht, sie streuen.

Danke mit vielen Grüßen von Gil.
Agnete (66) meinte dazu am 07.08.23 um 21:33:
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 GastIltis meinte dazu am 08.08.23 um 16:03:
Liebe Agnete,
manchmal sind es die spontanen Dinge, die Freude beim Verfassen und möglichst auch dem Leser/der Leserin bereiten sollen. Da hat man schon viel gewonnen.
Mit dem eigentlichen Gedicht, mit dem ich ja Seume ein wenig huldigen wollte, hast du Recht, man stürzt schnell, und ist sich der möglichen Folgen oft gar nicht bewusst.
Herzliche Grüße zu dir an den Rhein oder zumindest in die Nähe sendet dir Gil.

 Saira (17.08.23, 10:47)
Lieber Gil,
 
ja so kann es kommen. Man denkt an nichts Böses und plötzlich haut es einen vom Hocker.
 
Gottfried Seume hat mit seinem berühmten Sinnspruch sicherlich nicht unrecht. Leider hatte er ein schweres Fußleiden … vielleicht von seinen langen Spaziergängen?
 
Die ersten vier Verse deines Gedichtes gefallen mir übrigens besonders gut.
 
Ganz liebe Grüße
Sigi

 GastIltis meinte dazu am 21.08.23 um 14:42:
Hallo Sigi,
wer wie Seume bis kurz vor seinem Tod noch wandern kann, ist gut dran. 
Immerhin ist er trotz Nieren- und Blasenproblemen noch nach Weimar (zu Christoph Martin Wieland) und zum böhmischen Kurort Teplitz gewandert, den er zwar erreichte, wo er jedoch zehn Tage später verstarb. Welch bemerkenswerte Energieleistung!
Überhaupt hat er wohl nach eigenen Angaben zu urteilen sehr spartanisch gelebt. Was ich persönlich schon bewundere.
Danke für deine Zeilen und sei lieb gegrüßt von Gil.
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