Weg unter

Gedicht zum Thema Kampf

von  Tula

Breite Straßen, enge Straßen, glatt und sauber
oder steinig, krumm und staubig, ohne Zauber.
Träum dir eine, unbekannt und unbetreten;
jene, die zum Punkt führt, den du unverdrossen
mit den Augen fest verschlossen wie beim Beten
stets vor Augen hast.

Blauer Anzug, grauer Anzug, dem entsprechen
gentle-männlich feine Hemden; weiße(!) stechen
immer gut im Ring. Gerangel ohne Bammel,
bunkern, flunkern, Nerven brechen. Wie gegossen
ist dein Lächeln vor dem Feind, denn bei Gestammel
springt der Punkt ins Nichts.

Erste Reihe, zweite Reihe, schon die dritte
drängt und treibt dich ohne Mitleid hin zur Mitte.
Sei nur nie als erster Erster, denn der Neider
hat den mehr als tausend Male abgeschossen
und der Dritte staunte schlecht beim Fest. Tja leider
war sein Punkt längst fort.

Laufe schnell und laufe schneller, konzentriere
dich gefälligst aufs Gebelle und verliere
nicht die Ungeduld. Nimm Schwefel, Säure, Laugen,
wenn sie taugen. Bald ist deine Zeit verflossen.
Stürze vorwärts, tritt nach hinten, schließ die Augen,
träum den Traum vom Gipfel – Punkt.



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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (10.09.23, 05:41)
Tja,
solch ein Berufsleben birgt viele Tücken.
Deshalb ist es schwer, nicht nur sein Hemd sauber, sondern auch die Weste weiß zu halten.

Das Gute: Später, wenn der Ehrgeiz schwindet, erscheint das alles nicht mehr so wichtig ...

 Tula meinte dazu am 10.09.23 um 23:24:
Hallo lieber 8er
So ist es, d.h. mit zunehmender Weisheit (manche sagen spöttisch Alter dazu) relativiert sich der Erfolg. Vielleicht nicht bei allen, zugegeben. Aber nichts ist heute wirklich wichtiger als ein neues Gedicht, endlich fertig, zwei Uhr morgens ...  8-)

LG
Tula

 FrankReich (10.09.23, 07:39)
Gar nicht so einfach, mal eben einen Punkt zu machen. 🤔

Ciao, Frank

 Tula antwortete darauf am 10.09.23 um 23:28:
Hallo Frank
Die Vorstellung, auf einem Gipfel zu stehen, ist natürlich schön. Man muss zur Besteigung aber auch einiges auf den Weg nehmen, Puste allein macht es nicht. Und den Sherpa vorher sorgfältig prüfen  :D

LG
Tula

Antwort geändert am 10.09.2023 um 23:29 Uhr
Taina (39)
(10.09.23, 07:45)
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 Tula schrieb daraufhin am 10.09.23 um 23:31:
Hallo Taina
Ja, ohne Ironie geht es nicht. Ganz ehrlich: ein gesunder Ehrgeiz ist geduldig. Wer 'schnell nach oben will' scheitert nicht selten gerade daran, an der Ungeduld.

LG
Tula
Taina (39) äußerte darauf am 11.09.23 um 07:17:
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 EkkehartMittelberg (10.09.23, 09:48)
So ist Kampf. da wird weder inhaltlich noch sprachlich etwas weichgespült.

LG
Ekki

 Tula ergänzte dazu am 10.09.23 um 23:34:
Hallo Ekki
Ich wunderte mich, dass 'Karriere' in der Liste der Schlagwörter fehlte. Aber 'Kampf' ist ja auch witziger. Mancher versteht es wirklich als solchen, zum Glück nicht die Mehrheit, d.h. aus meiner insgesamt positiven Erfahrung.

LG
Tula

Antwort geändert am 10.09.2023 um 23:35 Uhr

 harzgebirgler (10.09.23, 11:06)
hallo Tula

das gipfelkreuz im auge zu behalten
zahlt sich meist aus trotz mancher gletscherspalten.

lg
harzgebirgler

 Tula meinte dazu am 10.09.23 um 23:36:
Hallo harzgebirgler
Und auch die Aussicht, dass auf dem Gipfel ein Kreuz warten könnte, nimmt so mancher Ersteigerer nicht in Kauf  :D

LG
Tula
Teolein (70)
(10.09.23, 11:15)
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 Tula meinte dazu am 10.09.23 um 23:39:
Hallo Teolein
Ich muss sagen, dass ich insgesamt das Glück hatte, von kollegialen  Heckenschützen und Messerwerfen jeder Art verschont zu werden. Wahrscheinlich will auch niemand meinen Job  :happy: 

LG
Tula
Agnete (66)
(10.09.23, 11:18)
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 Tula meinte dazu am 10.09.23 um 23:46:
Hallo Agnete
Ich denke, das hängt völlig vom Unternehmen und seiner Führung ab. Man kann das Karriere-Gerangel über das interne Arbeitsklima bewusst fördern oder auf andere Werte setzen. Der beschriebene Kampf folgt ja auch nicht auf allen Ebenen den gleichen Regeln. Jedenfalls sind Grabenkämpfe jeder Art ein Zeichen von innerer Schwäche, wie bei einer Armee. Wenn man kann, sollte man sich von solchen Firmen besser entfernen.

LG
Tula

 Aron Manfeld (10.09.23, 14:37)
Nicht schlecht, aber auch nicht toll, Bro.

Der erhobene Zeigefinger und die Überlänge schmälern mir den sonstigen Lesegenuss an Deinen Gedichten ...

Keep it short and simple! :)

 Tula meinte dazu am 10.09.23 um 23:50:
Hallo Aron
Es braucht bei diesem Thema natürlich Ausdauer, so eine Karriere ist kein 100-Meter Sprint   ;)
Den erhobenen Zeigefinger nehme ich gern an. Nicht dass hier jemand denkt, der Tula stößt seine Widersacher vom erstbesten Abhang ...

LG
Tula

 plotzn (10.09.23, 18:13)
Servus Tula,

genial geschrieben inklusive der vielen Binnenreime und des interessantem Reimschemas.
Mein Arbeitsleben war nicht von Kampf geprägt, was auf eine Mischung aus Harmoniebrdürfnis und mangelnden Ambitionen zurückzuführen ist...

Liebe Grüße
Stefan

 Tula meinte dazu am 10.09.23 um 23:56:
Hallo Stefan
Ich bin ganz ehrlich, vor 20 Jahren wollte ich etwas mehr von der sogenannten Karriere, zumindest als Konzept. Heute bin ich sogar froh, dass es, wie in so vielen Dingen des Lebens, bei Teilerfolgen geblieben ist. Sonst würde ich zwar heute mehr verdienen, aber das Stress-Niveau wäre das Doppelte und freie Zeit fürs Schreiben ein Hunderstel. Also besser so  ;)

LG
Tula

Antwort geändert am 10.09.2023 um 23:56 Uhr

 GastIltis (12.09.23, 13:16)
Hallo Tula,
gut, dass du mich ein wenig angestoßen hast. Brauche ich im Moment. Heraus kopiert, vergrößert, nochmals gelesen, vom Tempo überwältigt. Erinnert mich an Heines Minnesänger. Nicht nur wegen des Ringes. bei Heine sind es die Schranken, sondern wegen des Streitens. Bei dir ist es zwar kein Hauen, aber ein (kleines) Stechen.
Sei herzlich gegrüßt von Gil.
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