Nicht suchen, nicht im Gestern, nicht im Heute

Lyrischer Prosatext

von  Redux

Ich verstehe nichts.
Meine Jahre sind zu wenig
oder vielleicht zu viel,
um zu begreifen.

Und möglicherweise sollte ich Jesus befragen,
heute oder nächste Woche
oder nach meinen Jahren, verdammt.

Oder Odin?

Oder den Obdachlosen auf dem Bürgersteig?

Nach einem Millionstel eines Millionstel eines Millionstel eines Millionstel einer Millionstel
SEKUNDE
nach dem Urknall
war das Universum
um eine Millionen Kilometer angewachsen.

Und nach zehn hoch dreihundert Jahren
wird alles statisch sein.

" Dann tut mir nichts mehr weh ", hätte mein Vater gesagt.

Aber darum geht es nicht.

Was wird sein nach zehn hoch siebentausend Jahren?

Und was war vor zehn hoch vierzehn Millionen Jahren?

Gab es da auch einen goldenen Septembertag
mit Spinnennetzen voller Tau
und reifen Äpfeln, die aufgelesen wurden
von einer lärmenden Kinderschar?

Ich bin ein Idiot im Zentrum der Ewigkeit.

Was war vor diesem Augenblick dieses Gedankens,
vor dem Millionstel eines Millionstels eines Millionstels eines Millionstels einer Millionstel Sekunde?

Ich glaube:
Wir haben den falschen Maßstab
mit einer falschen Maßeinheit
für ein nicht messbares Maß.

Das Millionstel hoch minus fünf
wird zu groß sein für unser Sein.

Und zehn hoch vierundzwanzig Milliarden Jahre
ergibt andererseits eine Summe,
die zu klein ist für unsere Welt.

Im Gestern brauchen wir nicht zu suchen.
Und schon gar nicht im Morgen.
Und im Heute läuft uns die Zeit davon,
während wir dastehen
mit Asche in den Händen.




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Kommentare zu diesem Text


 LotharAtzert (28.09.23, 09:53)
Nicht suchen ist schon mal ein guter Anfang, Redux.
Doch halt: eines ist schon aufzusuchen, in dir selbst: die Stille.
Dafür gibt es Methoden, die falls du sie nicht kennst, ich dir gern nennen kann.

 Redux meinte dazu am 28.09.23 um 11:54:
Schon oft versucht und in meiner derzeitigen Situation eher nicht zu schaffen. Aber offen für Tips, lieber Lothar....

 LotharAtzert antwortete darauf am 28.09.23 um 16:51:
Meine Lieblingsmethode ist diese:

Setze dich mit gerader Wirbelsäule hin, fixiere einen Punkt vor dir, damit der Blick nicht ablenkenderweise herumwandert. Wem das zu ungewohnt ist, kann auch die Augen schließen, doch ich empfehle eher das Erstgenannte. Atme ruhig ein und aus und beobachte distanziert die vorbeiziehenden Gedanken, ohne danach zu greifen. Das wird am Anfang nur sekundenweise gelingen, da die Macht der Gewohnheit alle Kräfte mobilisiert, um den alten Zustand des Abgelenktseins wieder herzustellen. Und sie besitzt viel Macht über uns Menschen, die Gewohnheit. Das ist aber egal, du sitzt nur da und schaust und kehrst stets bei Ablenkung dahin zurück.
 
Das sollte man am Anfang nicht zu lange machen, sonst frustrierts einen umso schneller.
Wem das zu heavy ist, der fängt vielleicht mit Atemzugzählen an und bleibt dabei konzentriert auf die Nasenspitze. Ich zähle immer, wenn ich unkonzentriert bin, oder auch im Bett abends beim Ausatmen einmal bis 24. (Im Bett ist es schwerer, wegen Schläfrigkeit).


Viel Spaß damit. Bis die Gedanken sich lichten, - wie bei den Haaren  :) dauerts einige Zeit.

 Redux schrieb daraufhin am 28.09.23 um 16:54:
Deine Tips klingen vielversprechend.
Ich versuche es mal.
Danke Lothar....
Agnete (66) äußerte darauf am 17.10.23 um 21:40:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Redux ergänzte dazu am 17.10.23 um 21:43:
Stimmt.

Ich versuche es immer wieder...sehr schwer...momentan für mich schwer zu schaffen...Gedankenkarusell

 LotharAtzert meinte dazu am 18.10.23 um 09:34:
Gern, Danke.

.momentan für mich schwer zu schaffen...Gedankenkarusell
... ist auch nur ein Gedanke, den wir unaufgeregt weiter ziehen lassen.


Es gibt Erfahrungen, die alle Beginner machen. Hierzu zählt vor allem der Eindruck, daß die Gedanken mehr, statt weniger werden. Dafür gibts eine einfache logische Erklärung: vorher haben wir sie nur nicht bemerkt, wg. Ablenkung.

Immer schön weiter machen.

 Redux meinte dazu am 18.10.23 um 09:59:
Danke Lothar.
Dein Ratschlag war dennoch sehr hilfreich
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