warte warte nur ein weilchen ODER haarmann war einst auf jungens scharf
haarmann war einst auf jungens scharf
- vielleicht hieß einer rolf -
und drehte sie was keiner darf
echt irre durch den wolf
der typ war wirklich geisteskrank
zutiefst wohl schizophren
und tat schier alle naselang
nach leichter beute sehn
im hauptbahnhof da traf er sie
jungs gingen mit ihm mit -
man hörte kaum daß einer schrie
beim todesbiß dann schnitt
ja schnitt sie fein in stücke klein
da fielen koteletts an
warf köpfe in die leine rein
so furchtbar war der mann
machte aus ihnen wurst und mett
wovon mordsfritz nie aß
nur nachbarn fandens richtig nett
daß er sie nicht vergaß
denn fleisch in jener nachkriegszeit
war knapp und heiß begehrt
und niemand von den armen leut’
ahnt’ was man da verzehrt’
noch wußte keiner was er trieb -
oft ward er kriminell
weshalb er nicht im kittchen blieb
erwies sich aber schnell:
er spitzelte für obrigkeit
sah sich als detektiv
obwohl in ihm zu jeder zeit
der wolf im schafspelz schlief
doch schließlich trieb er es zu toll
man kam ihm auf die schlich’
nun war das maß weit übervoll
die furcht vorm unhold wich
fast dreißig hat er umgebracht -
er endete durchs beil
und wenn er nicht erneut erwacht
hält er kein fleisch mehr feil...
(2012)
*
man liest hin und wieder ja etwas vom RITZ
und manchen ereilt da bestimmt geistes blitz -
der lag auf der lauer bisweil’n eine weil’
doch hatte mit zündung nicht so seine eil’:
berühmt machte ja dies hotel in paris
durchaus mit ein song der die welt singen ließ
ist wirklich ein ohrwurm das lied selbst noch heut’
von kunstreicher hand töne leicht hingestreut...
PUTTIN’ ON THE RITZ heißt es, einst komponiert
von irving berlin -- taco hat’s präsentiert
vor etlichen jahren recht poppig und toll
und traf so den nerv seiner zeit quasi voll -
ging auch ed ins ohr echt auf anhieb total
erinnert sich gern wie es war dazumal
...["annie get your gun" und "white christmas" schrieb der
irving berlin dito - so ward sein ruhm mehr]...
s. Taco - Puttin on the Ritz (1983) – YouTube
*
sprühen
wir sprühn vor unternehmungsgeist
sind grafisch sehr begabt
öd ist die stadt und wir sind dreist
seht was ihr davon habt:
die nacht ist jung die nacht ist lang
die dosen sind bereit
der jugendliche überschwang
hat jede menge zeit
wir sprühn jetzt mal die hauswand voll
die unbesprüht so trist
und finden das ganz irre toll
grad weils verboten ist...
der hausbesitzer steht davor
traut seinen augen nicht
denn auch auf dem garagentor
prangt farbig ein gesicht
er schaut und denkt das sagt was aus
gefällt mir irgendwo
und sprüht des nachts ans nachbarhaus
prompt selbst n graffito
am ende hat das kleinstadtbild
echt künstlerischen touch
sogar manch muselman sprüht wild
und geht dann auf die haddsch...
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toast(er)
franz saß vor seinem toaster einst mit sekt
und wirkte schon durch weingeist leicht defekt
doch brachte einen toast aus auf den toast
„verkohl' mir nicht - in diesem sinne : prost!“...
*
in waidmanns traum war jüngst ne sau am zetern
nicht nein trug verse vor in hexametern
das auch zwar kaum doch reimte immerhin
nen zweizeiler mit reichlich weingeist drin:
„manch jägermeister hat's echt richtig drauf
und fällt uns sau'n im wald durch saufen auf!“ -
das war so wahr dass er spontan erwachte
und sich erst einmal zwei drei 'schwatten' * machte...
* Schwaten oder Schwatten – schwacher Kaffee mit Zucker und 2 cl Korn pro Tasse (norddeutsche Spezialität)
*
der weingeist frug einst mal die kellergeister
„habt ihr den geist der weihnacht je geseh'n?!“
„nö“ sagten die „frag mal den kellermeister
der dürfte mehr als wir davon versteh'n!“
dem war durchaus auch so doch „herrschaftszeiten“
fuhr der den armen weingeist mürrisch an
„du kannst mir echt den buckel runtergleiten
mit solchen blöden fragen – irgendwann
hat es den weihnachtsgeist zwar wohl gegeben
zumindest wenn man dickens glauben schenkt
wo menschen die allein am gelde kleben
der geist sie auf den herzensweg gelenkt
das ist nur leider meist von kurzer dauer
denn immer liegt der alltag auf der lauer!“...
*
richters kerzen-bild ging preislich ab wie schmidts katze
da zeigt nun das bild eine kerze die brennt
mehr ist darauf echt nicht zu sehn
es ist eine kerze wie jeder sie kennt
doch diese wird kaum je vergehn
als sinnbild steht sie oft für seele und geist
die kerze mit flammendem schein
ob darauf herr richter symbolisch verweist
mag durchaus bedenkenswert sein
ihr licht hat er glänzend ins kunstwerk gebannt
sie bleibt und brennt auch nicht nieder
normal sind ja kerzen schnell niedergebrannt -
drum kauft man sie preiswert wieder
die kerze von richter war nicht so wohlfeil
bei christie’s stand sie zum verkauf
ihr preis ging nach oben man kann sagen steil:
schmidts katze die hatte nen lauf!
sie kam dann bei rund zwölf millionen ins ziel
der künstler selbst fand das absurd
da war halt der irrsinn des kunstmarkts im spiel
bei diesem besitzgeilen spurt
ne kerze hat schon mal millionen gebracht
die richter schuf der längst steinreich -
wann wird wohl die nächste zu kohle gemacht?!
dem künstler ist das ziemlich gleich
er malte ja damals fast dreißig davon
so bilder mit brennender kerz’
doch damals entdeckte dem kunstmarkt zum hohn
noch kein sammler dafür sein herz
der stückpreis war niedrig : ein paar tausend mark
wie sauerbier hingen sie rum
nur richters entwicklung die war halt saustark
und jetzt geiern alle sich dumm
http://www.focus.de/kultur/diverses/kunst-12-millionen-euro-fuer-kerze-von-gerhard-richter_aid_674867.html
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schlangenbeschwörung ODER kreislauf des lebens
der hindu der trötet der schlange was vor
die schlange bewegt sich und ist auch ganz ohr
doch geht ihr die tröte bald schwer auf den geist
weswegen sie ihn in die schnapsnase beißt:
tot wird er als schlange dann wiedergeborn
und siehe die story beginnt glatt von vorn
mit nun schön vertauschten rollen
weil die götter das so wollen...
*
Wo Zeit und Raum sich weit für uns erstrecken,
wo wir beirrt oft ihnen offen stehn,
mag sich der Geist wohl über Grenzen recken
und endlich Sinn im großen Ganzen sehn.
Oh das Gefüge scheint längst aus den Fugen -
was wahr, was falsch nur Ansichtssache gar
und Wesensfragen die die Menschen frugen,
sie trugen allzuweit nicht offenbar.
Wenn Menschen nach den Sternen greifen,
läBt das bisweilen Werke reifen
als Spuren steten Wahrheitstrebens
ihres von fern beseelten Lebens.
Im Strudel der Alltäglichkeiten
vergeht jedoch leicht Mensch und Leuten
der Sinn fürs Wesen, Ziele schwinden,
die sich kaum auf dem Jahrmarkt finden
der Eitelkeiten, die enthüllen:
Ein Hohlkopf ist nur schwer zu füllen.
Manch einer meint er hätte sie gefressen
die Weisheit pur und das gleich löffelweis
drum ist er allemal wild drauf versessen
wortreich zu zeigen was er kann und weiß.
Doch selten weist so selbstgewisses Treiben
in den Bereich wo Denken erst entspringt
wo denkend wir der Stiftung dankbar bleiben
die kaum je Dichtern im Gedicht gelingt...
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