die osterglocken waren froh am läuten
und märzenbecher stiessen fröhlich an
weil sie sich übern frühlingsanfang freuten
den auch der mensch stets kaum erwarten kann
der krokus reckte seinen kelch der blüte
zum frühlingssonnenlicht ganz weit empor
das füllte ihn mit herzerwärm'nder güte
denn kam sich ja zutiefst willkommen vor
das schneeglöckchen ließ leicht sein köpfchen hängen
noch nicht groß aufgelegt zu bimmelei
ermuntert allerdings von zwitscherklängen
der vögel ging sein nachtfrostfrust vorbei
den winterling und vorwitzchen insgleichen
dank klärchens strahl'n erleichtert spürten weichen...
*
der glöckner sprach vor notre dame
„du heiliger bimbumundbam
was steht mein klöppel nur so stramm
und die glocken sind am läuten
was soll das denn bloß bedeuten
muß ich jetzt zum therapeuten?!“
da sprach ein liebe frauen
„ich werd’ gleich mal nach schauen
eh’ sich noch säfte stauen!“ -
und fing dann straff am glockenseil
das war schon echt ein nettes teil
zu ziehen an und fand das geil
und auch des glöckners glocken
war’n völlig von den socken
und ’s seil bald nicht mehr trocken...
*
DIE MARSEILLAISE oder EIN MARSCH FÜR MARSCHALL LUCKNER
Manch einer denkt er hört nicht recht -
das was er hört klingt zwar nicht schlecht
ist ihm bekannt auch lange schon:
Doch der Franzosenhymne Ton
mittags in Cham am Regen-Fluss
marktplätzlich selbst bei Regenguss
als Glockenspiel tagaus tagein
was mag des Rätsels Lösung sein
der Marseillaiser Bimmelei -
Besatzungszeit ist doch vorbei!
Ward Cham erneut gar okkupiert
so heimlich daß es keiner spürt?!
Der Sinn erschließt sich nicht direkt -
Mensch fragt sich was dahintersteckt
Mensch fragt forsch nach und Mensch erfährt:
Ein Sohn der Stadt ward einst geehrt
auch straßburgischer Gouverneur
und hochberühmter Militär
des Name Marschall Luckner ist
mit diesem Lied vom Komponist
Marschall von Frankreich war der Graf
den später glatt das Fallbeil traf
weil er auf Rentenzahlung drang
denn die verweigert’ man ihm lang
dem Kommandeur der Rheinarmee -
das tat dem Ehrgefühle weh
und war von Frankreich auch nicht schee
(...sein Urenkel fuhr dann zur See
und kam als "Seeteufel" im Land
zu Ruhm und wurde weltbekannt...)
*
es küsst der küster seine frau
im glockenturm vom kirchenbau
sie schlägt ein kreuz vor stiller lust
und zieht ihn sanft an ihre brust
ergreift sodann das glockenseil
und sorgt für küsters seelenheil:
die glocken schwingen hin und her
geklöppelt wie schon lang nicht mehr
und dank frommer frauenhände
hat das bimmeln fast kein ende...
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die taucherglocke sprach zu kirchenglocken:
„ich bin an schiller dichter dran als ihr
und lache sogar über schillerlocken
denn schließlich steckt sein taucher auch in mir!“
prompt fingen die empört voll an zu bimmeln
dass einem schier das hör'n und seh'n verging
ein reiter sah selbst seinen schimmeln schimmeln
an dem er doch mit ganzem herzen hing
im angesicht des rumbimmelns der glocken
obwohl das mehr ne sache für die ohr'n
und mochte drüber keineswegs frohlocken
nein hat die contenance komplett verlor'n:
er brannte ihre kirchen ratzfatz nieder -
der'n glocken bimmelten seitdem nie wieder...
*
die zeit rinnt aus endloser fülle
trotz turmglockenschlag stets in stille
für uns jahr um jahr
fort, mitfühlens bar,
bis frei wir von sterblicher hülle
*
es heisst ja nun auch deshalb EHE
damit BEVOR sie ein wer gehe
sowohl als mann wie klar als frau
mensch nach alternativen schau’ -
so sah das SCHILLER einstmals schon
im ohr durchaus schön GLOCKEnton!
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EIN WINTERABEND - Versuch zu Trakls Gedicht
"wenn der schnee ans fenster fällt"
fängt an trakl sein gedicht
winter herrscht nun in der welt
gastlich ist es draußen nicht
"lang die abendglocke läutet"
fährt der dichter danach fort
wodurch trakl uns bedeutet:
eine kirche steht im ort
deren glocke läutet lang
abends wenn der tag sich neigt
und ihr schneegedämpfter klang
hörenden die zeit anzeigt
dunkelheit will sich verbreiten
licht des tages weicht der nacht
schatten an den mauern gleiten
und der glockenturm hält wacht
"vielen ist der tisch bereitet"
wirt erwartet gern den gast
der durch seine türe schreitet
und als gast dem wirte paßt
deshalb heißt es auch nicht "allen"
mancher paßt dem wirte nicht
gäste müssen ihm gefallen
und das tut kein bösewicht
glocken kirche zehn gebote
wer sie achtet der ist christ
glaubt daß der einst kurz nur tote
jesus auferstanden ist
der am kreuz für íhn gestorben
gottes eingeborner sohn
hat um aller herz geworben
ewges leben ist der lohn
"und das haus ist wohlbestellt"
für die winterzeit gerüstet
wo kein blühn die welt erhellt
und kein grün sich wachsend brüstet
wo der mensch ein haus zu haben
froh ist und er unterkommt
wo an speis und trank zu laben
es dem vorsorglichen frommt
"mancher auf der wanderschaft"
der nach einem wirtshaus schaut
und den gürtel hungernd strafft
jetzo wo der abend graut
"kommt ans tor auf dunklen pfaden"
dunkel sind die und oft schlecht
"golden blüht der baum der gnaden"
doch wer glaubt der ist gott recht
gott läß diesen baum erblühen
"golden" wie der dichter sagt
zu recht später zeit nicht frühen
wenn der mensch schon fast verzagt
"aus der erde kühlem saft"
winter abend frost und schnee
sonne hat nun keine kraft
vor dem dorf vereist der see
angezogen von der blüte
dieses goldnen gnadenbaums
zeichen gottes großer güte
ists wie ende eines traums
"wanderer tritt still herein"
mensch der sich schon fast verirrte
mensch der ohne gott wollt sein
und des herz vor kälte klirrte
still tritt er herein mit schweigen
ganz betreten voller scham
um dem gott sich zuzuneigen
der stets hoffte daß er kam
"schmerz versteinerte die schwelle"
oh wie lang der weg doch war
durch das dunkel in die helle
oftmals jeder aussicht bar...
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