Äcker kahl mit fahlen Stoppeln
Pferde fellklamm braun auf Koppeln
Blätterteppich unter Bäumen
die des Wäldchens Wege säumen
wenn das Jahr sich langsam neiget
Rauch Kaminen schon entsteiget
Holzbrandruch hängt in den Zweigen
Vögel fort kein Zwitschern - Schweigen
sanft im Jahresabgesang
hallt nach Sommers voller Klang
feuchte Kühle Tages Kürze
Herbstzeitduft von satter Würze:
nahezu verwesungstrunken
wird ringsum hinweggesunken...
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es sitzt der gilb in büchern und gardinen
ruft auf den plan im herbst auch kehrmaschinen -
selbst wir vergilben nach und nach wie laub
und machen uns letztendlich aus dem staub!...
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flammend rot sandgelb und braun -
laubes färbung anzuschaun
ist im herbst muß ich gestehn
immer wieder doch auch schön
selbst wenn dann der winter naht
und mit schnee deckt weg und pfad...
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mit majestätischem gepränge
vollbringt der herbst sein welkes werk
treibt sommer aus und in die enge
und nebel wallt um wald und berg...
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frau holle ist jetzt mehr geschirr am spülen
die sonst bloß meistens kissen schütteln muss
im keller gilt’s zudem schön bier zu kühlen
denn das trinkt der herr winter mit genuss
der weilt als gast bei ihr bis herbstes ende
und legt dann prompt die beine hoch und pennt
frau holle aber die spuckt in die hände
wie man’s im wolkenheim seit jeher kennt
sie putzt das haus die fenster macht den garten
schmiert brote für herrn winter die er ißt
sonst ist der auf sein’ einsatz nur am warten
den er zum herbstausklang auch nicht vergißt -
frau holle knufft ihn vorher in die seite
"los, alter, gib mal kostgeld, ich bin pleite!"...
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zur fruchtbarkeit des landes trägt der herbst
den du oh winter balde schon beerbst
natürlich zweifellos beträchtlich bei
bloß eins steht fest : ich mag sie nicht die zwei -
zum glück kommen ja lenz und sommer wieder
doch vorher singen wir noch weihnachtslieder...
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es hat der herbst uns voll im griff
das wetter ist echt trübe
manch wer greift dann zu einem kniff
schifft so um stimmungsschübe:
geht munter ins solarium
wo’s höhensonne gibt
mit langwelligem lichtspektrum
dank dem er frust kaum schiebt...
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heinz sammelte im herbst total gern pilze
mit einem weidenkorb in seiner hand
und nahm sich deshalb gestern vor „ich filze
jetzt wieder mal des waldes pilzbestand!“
das sollte sich dann in der tat auch lohnen -
er kannte sich mit pilzen ja echt aus
und wußte welchen gifte innewohnen
und welche die ein wahrer gaumenschmaus
als voll der korb und er nach hause wollte
fiel ihm schwer auf den kopf ein morscher ast
was selbstverständlich keinesfalls sein sollte
doch kommt ein ast ja dafür kaum in' knast
obwohl er heinzens leben glatt genommen -
so weit kann es beim pilze sammeln kommen...
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schon fast fruchtlos alle felder
liegen abgeerntet da
durchaus wie ein ankunftsmelder
denn der herbst ist nunmehr nah
nur mit kleinen rüben flächen
harren noch des rodens tag
die von dürreschäden sprechen
weil bei glut nichts wachsen mag
oh wie runter glüht' das klärchen
wochenlang aufs ganze land
einerseits ein sommermärchen
andrerseits ward viel verbrannt
herbst wird sicher allen frommen
denen hitze eh'r verhasst
mir ist er voll unwillkommen
mich sehnt's nach des sommers glast...
(2.9.18)
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es pinselt herr herbst auf das jährliche linnen
mit seidigem haar kaum, mehr borsten, ja binnen
ganz weniger wochen verfallsimpressionen
die laubwegefeucht mutter erd’ innewohnen --
davon kann selbst löwentraut bislang nur träumen
obwohl dessen kunstweg erfolge schon säumen
zumal so blutjung noch – hat’s drauf irgendwie
doch gleich dem herrn herbst malt er glaube ich nie...
http://www.spiegel.de/lebenundlernen/job/maler-leon-loewentraut-ich-lebe-gerade-meinen-traum-a-1116616.html
(15.10.16)
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wenn der oktober golden wär’
was er bislang nicht ist
nein trüber wird er mehr und mehr
und sozusagen trist
dann könnte man dem herbst vielleicht
ja noch was abgewinn’
obwohl ich, daß die tristesse weicht
alsbald, recht skeptisch bin...
...wenn mensch nicht so lampen hätte
wär’s weit schlimmer, jede wette -
mörike hat sie bedichtet
doch ob das je nebel lichtet???...
(10/16)
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herbstnebel wallen auf den höh’n
wo duftnadlig grün tannen steh’n
der platzhirsch röhrt echt volles rohr
und seine hindin ist ganz ohr
das tier steht wirklich toll im saft
strotzt reineweg vor manneskraft
auch sein geweih mein lieber schwan
sagt konkurrenten klar was an...
gehörnt erscheinen männer nicht
zumindest kaum von angesicht
die bemüht sind auch vor damen
dieses röhren nachzuahmen
durch das blasen in so dinge
damit platzhirschs ruf gelinge
muscheln rohre hörner trichter
lauschen tun des wettkampfs richter
und entscheiden sich für einen
ja da könnt’ man wirklich meinen
hirsch hätt’ selber teilgenommen
und den ersten preis bekommen!...
https://www.youtube.com/watch?v=D6Yg2qg-ao8