Winterimpression
Es schwingt die Schleuse auf vor schwarzen Kähnen,
ein sanfter Nebel hüllt wie Tüll das Wehr,
reglos der See, verlassen von den Schwänen,
in Feld und Flur, da blühet gar nichts mehr.
Mit harschen Stichen greift ein eis´ges Wehen
dir winterabends widrig ins Gesicht
und wieviel Sternlein hoch am Himmel stehen,
magst du dann ahnen, doch du siehst es nicht.
Du hörst dich sprechen und du spürst dich denken,
oft aber scheint´s, als ob´s ein andres ist,
dem Geist und Stimme gleichsam Dasein schenken,
wie wenn´s dich prüfte, wer du selbst wohl bist.
Das ist bisweilen schwerlich zu behalten,
gern spielt sich Leben auf Routine ein
und droht dein Wahrsinn langsam zu erkalten,
kann selbst ein Schatten Flammenwerfer sein.
*
der russe stellt den winter dar
meist wie es brauch seit jeher war
als alten mann weißbärtig !schau!
VÄTERCHEN FROST im mantel blau
so kennt herrn winter jedermann
dort, der gewaltig wirken kann:
sein magisches zepter läßt alles gefrier'n
in null komma nichts - braucht es nur zu berühr'n
so macht der greis eis ja er hat die gewalt
und wo er erscheint wird es echt tierisch kalt
mit hauben von schnee wird das land rings bedacht
mit links hat das väterchen frost stets gemacht --
im pelzmantel stapft er durch knietiefen schnee
sein frostiger atem tut regelrecht weh
es ist desterhalb durchaus zufällig nicht
daß volksmund von schneidender kälte gern spricht!
es werden in der neujahrsnacht
von ihm jedoch auch gaben bracht
zu kindern überall im land
als quasi weihnachtsmannpendant
drei schimmel zieh'n seinen schlitten
scheinbar mit leichtigkeit mitten
durch verschneiten weiten wald
wo das schlittenglöckchen schallt
SCHNEEFLÖCKCHEN die begleitet ihn
sie ist des alten enkelin
ihr'n großvater den freut es sehr
daß sie ihm hilft - sein job ist schwer
und manchmal schafft er ihn kaum mehr
fühlt sich voll ausgelaugt und leer,
wie sich beim hies'gen weihnachtsmann
ja dito jeder denken kann...
Ded Moros & Snegurotschka
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wenn sonne scheint kann wen der winter locken
mit klarem himmel und gern frostig kalt
in dem fall ist es nämlich auch meist trocken
kein feuchter dunst dann durch die gegend wallt
doch kühle nässe kriecht in alle poren
an trüben wintertagen widerlich
da wünscht man sich spontan auf die komoren
bei dreissig grad im plus – das machte mich
so ekle witterung total vergessen
selbst der frau holle geht die auf den keks
hat wochenlang am fenster schon gesessen
und sich gefragt: „wohin ist unterwegs
das klima mittlerweile bloß auf erden? -
ich könnte echt bald überflüssig werden!“
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minus drei grad und klärchen strahlt
am himmel blau echt wie gemalt
dass man sogleich an sommer denkt
der sich die minusgrade schenkt
ja uns schön einheizt was der lenz
aufgrund geringerer potenz
zumeist noch nicht zuwege bringt
doch immerhin: seit je gelingt
ihm das erblühen in der welt
die winter noch umfangen hält
mit krieg und beben da und dort
sie ist halt schon ein irrer ort
minus drei grad und klärchen strahlt
am himmel blau echt wie gemalt...
(9.2.23)
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der kleine gelbe winterling
blüht früh in jedem jahr
meist anfang februar
wenn winter kaum je bereits ging
doch gibt die sonn'ge blüte
ihm kund „du meine güte
welch halsstarriger macker -
mach dich bloß bald vom acker!“
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herr winter stellt sich stur und tut
als tät' nicht urlaub längst voll gut
bis nächstes jahr – ich fürcht' er will
es lenz gar zeigen bis april
falls er's gern auf die spitze treibt
obwohl ihm zeit bis märz eh bleibt
wovon das virus profitiert
und unverdrossen rummutiert
während wir im wintergarten
weiter auf die impfung warten...
(11.2.21)
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„ich frier' mir echt den arsch ab!“ sprach der biber
„ach“ sprach die biberin „mir wär' auch lieber
es würde sommer sein mit affenhitze
während ich bibbernd in der kälte sitze!“
„und ich erst!“ sprach der baum an dem sie nagten
des kahle zweige übern teichrand ragten
herr winter hörte das und sprach „seid froh
ich tobe mich ja längst schon nicht mehr so
wie vor jahren noch mit meterhohen
schneeweh'n aus – im gegenteil: es drohen
durch den klimawandel wohl bald zeiten
die uns weitaus mehr an frust bereiten!“
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herr winter ist in eisherstellung meister -
zu beidem hatte einer einst bezug
ein bobweltmeister und de zordo heißt der
den man vor ein paar jahr’n zu grabe trug
als wintersportler und als gelatiere
war gleichermaßen renommiert der mann
wobei herr winter noch berühmter wäre
wenn er wie der eissorten machen kann
auf denen autos nicht ins schlingern kommen
denn glatteis ist herrn winters fabrikat
hat früchte auch als zutat nie genommen
ihm reichen frost und regen - in der tat
kann ihn darin nie je wer überbieten
dem sonst im leben sachen toll gerieten...
https://de.wikipedia.org/wiki/Nevio_De_Zordo
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herr winter geizt selbst auf dem brocken
jedoch längst erheblich mit flocken -
frau holle gastiert
dort kaum, nein pausiert
und stopft meist im wolkenhaus socken...
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