Dämonen

Gedicht zum Thema Drogen/ Alkohol

von  Saira

Sie riefen ihn

unüberhörbar.

Er folgte ihnen

ohne Fragen -

dumm.

 

Sie fütterten ihn

stundenweise.

Er trank blutend

ihren Speichel –

willenlos.

 

Fest ihr Griff  

fraßen sie den,

den sie ernährten,

saugten Leben

schmeckten Tod.

 

Zeitlose Zeit

von Gier zu Gier.

Kalenderblätter

faulten in den

Nächten

 

Irgendwann

sah er

die Dämonen,

sie lachten

seiner Tränen.

 

Ein Augenblick nur

Kraft in ihm.

Er riss

die Fesseln

aus sich heraus.

 

Als er aufstand

stark und schwach

waren sie gegangen.

Ihr Hunger rief

nach anderen.


 

©Sigrun Al-Badri/ 2024



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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (06.02.24, 10:19)
Liebe Sigi,

leider schaffen es nur sehr wenige, diesen Dämonen zu entkommen.

Das Leid der Betroffenen hast du einfühlsam beschrieben. Meine Favoritin ist die Versgruppe

Zeitlose Zeit
von Gier zu Gier.
Kalenderblätter
faulten in den
Nächten

Super!

Liebe Grüße
Heidrun

 Saira meinte dazu am 06.02.24 um 18:52:
Liebe Heidrun,
 
der Konsum illegaler Drogen nimmt, Berichten und Statistiken zufolge, zu. Leider ist die Rückfallquote derer, die einen Entzug/ bzw. mehrere Entzüge machen, hoch. Die Betroffenen gehen durch die Hölle. Wer als Angehörige/r oder Freund/in die Aufs und Abs miterlebt, leidet mit.
 
 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/403/umfrage/todesfaelle-durch-den-konsum-illegaler-drogen/
 

Anzahl der Drogentoten in Deutschland bis 2022
Veröffentlicht von  Statista Research Department, 02.01.2024
2022 starben deutschlandweit 1.990 Menschen an den Folgen des Drogenkonsums - fast neun Prozent mehr als im Vorjahr. Der Wert liegt damit auf dem höchsten Stand der letzten zwanzig Jahre. Wie in den Vorjahren wurden die meisten Drogentoten in  Nordrhein-Westfalen (703 Tote), Bayern (277 Tote) und Berlin (230 Tote) erfasst. Das  Durchschnittsalter der Drogenopfer zeigt eine leicht ansteigende Tendenz und lag 2022 bei 40,6 Jahren. Wird die  Belastungszahl mit Drogentodesfällen betrachtet, sind die Stadtstaaten Berlin und Hamburg besonders stark betroffen
.
 https://www.zeit.de/gesundheit/2023-06/drogenkonsum-todesrate-steigt-eu-bericht  
 
Der Konsum illegaler Drogen fordert in Deutschland einem EU-Bericht zufolge immer mehr Tote. Die Zahlen sind doppelt so hoch wie noch vor zehn Jahren.
Aktualisiert am 16. Juni 2023
 
Deine Favoriten-Versgruppe ist übrigens auch meine <3
 
Danke für dein Feedback!
 
Herzliche Grüße
Sigi

Antwort geändert am 06.02.2024 um 18:53 Uhr

 Teo (06.02.24, 13:48)
Ja Sigi,
ich habe seit dem 3. Jahrzehnt meines Lebens schon heftig geschüttet. 
Habe alles halbwegs unbeschadet überstanden. Was führt zur Sucht?
Keine Ahnung. Seit 10 Jahren trinke ich wegen meiner Herzprobleme keinen Tropfen mehr. Ich vermisse nichts.
Gott sei Dank.
Ein wirklich eindringliches Gedicht.
Lieben Gruß 
Teo

 Saira antwortete darauf am 06.02.24 um 18:54:
Weißt du, Teo, wie unglaublich toll ich es finde, dass du es geschafft hast, seit 10 Jahren keinen Tropfen Alkohol mehr anzurühren? Bei dir spüre ich, dass du es auch zukünftig nicht mehr tun wirst. :)
 
Dein Lob zum Gedicht freut mich!
 
Danke und liebe Grüße
Sigi

 Verlo schrieb daraufhin am 06.02.24 um 22:44:
Leider spielt das keine Rolle, ob du es spürst oder nicht, Saira: zehn Jahre, zwanzig Jahre, dreißig Jahre, vierzig Jahre ohne Alkohol oder Drogen sind keine Garantie, keinen Rückfall zu haben, der alles Erreichte zerstört.

Das muß nicht einmal eine unerwartete und schwierige Situation sein. Es kann auch eine Unachtsamkeit sein, und die "Dämonen" brechen aus, lassen sich nicht mehr einfangen.

#

Teo, ich drücke dir die Daumen! 

Auch wenn du nichts vermißt, gibt es in dir, tief in dir jemand, der leidet und der nur darauf wartet, endlich wieder ...

Nach über dreißig Jahren ohne Alkohol träume ich immer noch vom Trinken. So echt, daß ich mein Leben verwetten könnte, ich hätte getrunken. Aber es gibt keine Beweise. Die könnten aber alle vernichtet worden sein, wie im Film von einem Cleaner, oder?

 Teo äußerte darauf am 06.02.24 um 22:57:
Ja Verlo,
Ich habe auf anraten der Ärzte aufgehört, überhaupt Alkohol zu trinken. Wie gesagt, ich war kein Alkoholiker. Aber die Gefahr, Vorhofflimmern auszulösen, ist halt mit Alkohol größer. Wie gesagt...ich vermisse nichts.
Trotzdem Danke fürs Daumen drücken.

 Saira ergänzte dazu am 07.02.24 um 10:22:
@Verlo
 
Du hast mit deinem Einwand recht, Verlo. Niemand kann wissen, ob der Dämon wieder ausbrechen wird. Man kann es als Freund oder Angehöriger dem Betroffenen nur wünschen und ihm die Sicherheit geben, in kritischen Situationen für ihn da zu sein.
 
Natürlich wünsche ich dir, dass es dir immer möglich sein wird, den Dämonen zu widerstehen!

 Verlo meinte dazu am 07.02.24 um 13:30:
Danke, Saira.

 Verlo meinte dazu am 07.02.24 um 13:34:
Teo:

... ich habe seit dem 3. Jahrzehnt meines Lebens schon heftig geschüttet.
Dann hab ich das falsch verstanden, Teo.

Ich habe nicht heftig geschüttet, bin aber trotzdem Alkoholiker.

Selbstverständlich kommt es nicht auf die Menge an, sondern warum man trinkt.

Aber "heftig zu schütten" hört sich für mich bedrohlich an.

Man sollte ich mir denn darunter vorstellen?

 Teo meinte dazu am 07.02.24 um 13:58:
Lieber Verlo,
deine Besorgnis besorgt mich.
Tja...schütten...ich neige zu ungewöhnlichen, den Wahrheitsgehalt verzerrenden Wortschöpfungen.
Um dich zu beruhigen...ich habe manchmal weitergetrunken, obwohl ich gar keinen Durst mehr hatte. Und am andren Tag habe ich mich immer über die vielen Beulen an meinem Auto gewundert...

 GastIltis (06.02.24, 16:02)
Liebe Sigi,
zum Glück kann ich mit Robert Gernhardt sagen: „Das Schicksal hat es so gefügt, dass mir am Alkohol nichts liegt!“
Aber nicht nur das: Auch andere Drogen sind mir absolut suspekt. Ich gehöre zu den wenigen Menschen, die z.B. noch nie (aktiv) geraucht haben. Über Wein oder Sekt rede ich jetzt nicht, aber auch Bier habe ich nie getrunken. Ob es mir besser oder schlechter geht? Ich habe nie etwas vermisst. Manchmal hörte ich solche Meinungen wie, was ich denn vom Leben gehabt hätte. Da kann ich nur sagen, armselige Haltung. Indes: Jeder nach seiner Façon.
Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 Saira meinte dazu am 06.02.24 um 18:55:
Lieber Gil,
 
da stellt sich die Frage, ob es nur labile Jugendliche und Erwachsene sind, die zu harten Drogen greifen. Ich meine, nein. Es gibt sehr viele unterschiedliche Gründe, wie jemand suchtkrank werden kann. Allerdings finde ich es bemerkenswert, dass du nichts probiert hast, wie zum Beispiel Zigaretten und Bier. Wenn ich dich richtig verstehe, darf es aber schon mal ein Glas Sekt und Wein sein?
 
In meinem Gedicht beziehe ich mich aber auf einen Menschen, der aus welchen Gründen auch immer, durch harte Drogen drogenabhängig geworden ist und durch die Hölle geht, um den Entzug zu schaffen.
 
Danke Gil für deinen Kommentar!
 
Herzlichst
Sigi

 plotzn (06.02.24, 16:51)
Ein sehr eindringliches und schonungsloses Gedicht, liebe Sigi!

Drogensucht gehört neben Sekten und unheilbaren Krankheiten zu den schlimmsten Gespenstern, die einen heimsuchen können. Mögen wir möglichst davon verschont bleiben...

Liebe Grüße
Stefan

 Saira meinte dazu am 06.02.24 um 18:56:
Lieber Stefan,
 
ich danke dir für deine Wertung zum Gedicht. Dein Wunsch ist auch meiner.
 
Liebe Grüße
Sigi

 TassoTuwas (06.02.24, 20:13)
Liebe Sigi,
die Suchthilfe in Düsseldorf veröffentlicht jedes Jahr in der Zeitung eine Todesanzeige zum Gedenken an die Drogentoten.
Man liest die Namen und das Alter und ist erschüttert. Ich denke daran, jeder von ihnen hatte Menschen die ihn liebten, Eltern, Geschwister, Freunde.
Wie viele Jahre der hilflosen Verzweiflung hatten die Familien zu ertragen.
Und es werden jedes Jahr mehr.
Der Gesetzgeber legalisiert den Einstieg.
Sehr traurig das alles.
TT

 Saira meinte dazu am 07.02.24 um 10:31:
Lieber Tasso,
 
ein früherer Freund von mir war heroinabhängig. Er schaffte den Entzug und ging dafür mehrfach durch die Hölle, bis er frei war. Er verstarb viele Jahre später, aber nicht an Drogen.
 
Diesen Kampf und den Schmerz als Freundin mitzuerleben war furchtbar. Noch viel schlimmer war es für die Angehörigen, aber um wie viel schlimmer ist es, wenn der Betroffene an den Drogen elendig verstirbt.
 
Danke für deinen Kommentar zu diesem ernsten Thema!
 
Liebe Grüße
Sigi

 willemswelt (06.02.24, 22:14)
Hannes Wader :"Unterwegs nach Süden":"..wenn ich erst den Namen kenne ,bringt die Gift mich nicht mehr um.."-
mein musikalischer Wegbegleiter
einen Abendgruß,Willem

 Saira meinte dazu am 07.02.24 um 10:36:
So ein schönes Lied und ein guter Wegbegleiter!

Danke Willem ...

Liebe Grüße
Sigi

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