Kein Märchen

Gedicht zum Thema Armut

von  Saira

Der Johannes und die Annegret, die gehen durch die Stadt,

weil der Vater Depri und die Mutter nix zum Beißen hat,

schon vor Ultimo sind Kühlschrank und die Vorratskammer leer,

von der „Tafel“ müssen Wohlstandsreste für den Hunger her.

Ihre Wege führen sie durch einen grauen Häuserwald,

nur die Wahlplakate lachen und der Wind bläst frostig kalt.

 

Die Geschwister schlagen sich mit Sprüche-Eis die Mägen voll,

auch die präparierte Pizza „Wohlstand Allen“ mundet toll -

und nach einer kurzen albtraumhaften Nacht am nächsten Tag,

da erwachen sie in einem sozialen Spar-Verschlag.

„Unsre Wirtschaft braucht euch billig, dafür halte ich euch klein,

für Ein-Euro-Jobs und Leiharbeit da müsst ihr hungrig sein.

 

 

 

Ach, wie schön, wenn es ein Märchen wär

und die Kinder wären *Hartz-befreit,

ihre Plastiktüten flattern leer

und der Weg zur „Tafel“ ist noch weit.

Der Johannes und die Annegret

sind schon arm und werden ärmer sein -

und da kommt ein Gutschein angeweht,

für ein wenig Spaß im Sportverein.

 

 

 

 

© Sigrun Al-Badri/ 2024





Anmerkung von Saira:

*Hartz IV-heute Bürgergeld

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (16.05.24, 12:32)
Einfühlsam die Armutssituation verdichtet. Sehr gut. 

Und die Tafeln sind schon am Limit, weil es immer mehr Armut gibt.
LG Gina

Kommentar geändert am 16.05.2024 um 13:25 Uhr

 Mondscheinsonate meinte dazu am 16.05.24 um 15:19:
Ich schließe mich an.

 Saira antwortete darauf am 16.05.24 um 19:49:
@ Regina

Danke für dein positives Feedback auf mein Gedicht.

Die Armut nimmt in der Tat leider zu.

Liebe Grüße
Saira

@ Mondschein

Ich danke dir ebenfalls.

 Teo (16.05.24, 21:34)
Hi Sgi,
ja, dein Gedicht ist bedrückend und beklemmend. Und so ist es auch.
Wobei ich die Schuldigen nicht allein in der Wirtschaft und bei den Unternehmen suche. Die "billigen", die da arbeiten, versuchen sich ja noch selber aus dem Dreck zu ziehen, und haben letztendlich weniger als die Klientel, die sich mit Bürgergeld eingerichtet hat. Ich darf in dieser Hinsicht keine Berichte über dieser Empfänger mehr anschauen.
Letztens meinte ein Leistungsbezieher, er drehe die Heizung nicht mehr ab, das kostet ihn ja eh nix....
Lieben Gruß 
Teo

 Saira schrieb daraufhin am 17.05.24 um 10:30:
Moin Teo,
 
du hast recht, es gibt die Leistungsempfänger, die nicht arbeiten wollen und sich mit dem Bürgergelt sehr wohl fühlen. Sie bescheißen den Staat mit großer Freude und lachen die arbeitende Bevölkerung aus, verhöhnen sie regelrecht. Sie verdienen unsere ganze Verachtung, Teo. Leid tun mir deren Kinder, die ihre Eltern als Vorbilder sehen und in einem Sumpf aus Faulheit, Betrug und ohne moralische Werte aufwachsen.
 
Dann sind da die anderen, die nichts für ihre Situation können und gerne arbeiten würden, aber nicht in der Lage dazu sind. Das sind ehrenwerte Menschen, die unter den allgemeinen Vorurteilen leiden. Diese Berichte, von denen du schreibst, zeigen die krassen Unterschiede, werfen aber vornehmlich den Blick auf die Arbeitsfaulen. Auch mir schwillt der Hals an, wenn ich mal in eine Sendung wie „Armes Deutschland - Stempeln oder abrackern“ schaue. Meistens könnte ich kotzen.
 
Doch wenn Leistungen gekürzt werden, trifft es auch diejenigen, die gerne arbeiten gehen würden, aber nicht können. Die Arbeitsfaulen kennen so viele Tricks, wie sie zusätzlich auf anderen Wegen noch den Staat betrügen können, die ehrlichen überlegen, wie sie über die Runden kommen.
 
Für die Unternehmen ist die Vergabe von Billigjobs toll. Die Billigarbeiter arbeiten voll, erhalten aber nur einen Bruchteil des Verdienstes. Rentner, die ihr Leben lang gearbeitet haben, aber nur wenig verdient haben, müssen am Ende eines arbeitsreichen Lebens von sehr wenig Rente leben. Das ist sehr traurig und dürfte so nicht geschehen.
 
Ich danke dir für deine Gedanken zu diesem Thema!
 
Liebe Grüße
Sigi

 AchterZwerg (17.05.24, 07:14)
Liebe Sigi,
durch die Globalisierung, mit der ihr innewohnenden Konkurrenzsituation der Niedriglohnempfänger, hat sich die Lage noch deutlich verschärft.
Einschränkungen beim Bürgergeld und den Renten sind bereits angekündigt Ich freu' mich drauf und sage mir immer: 
Hauptsache Deutschland wird endlich kriegstüchtig! :angry:

Herzlichst
Heidrun

Kommentar geändert am 17.05.2024 um 07:15 Uhr

 Saira äußerte darauf am 17.05.24 um 10:31:
Liebe Heidrun,

du bringst es gut auf den Punkt: Wozu die Armut bekämpfen, wenn wir Milliarden in die Rüstung stecken können? Hier sage ich „Armes Deutschland“.
 
Herzliche Grüße
Sigi

 lugarex (17.05.24, 07:37)

Die reichsten sollen ärmer werden
das sagt die weise burgfrau
sie muss es wissen
sie walzt sich in goldenen kissen
und lebt am burg das baute ein kelt 
seitdem bezieht sie das bürgergeld


Kommentar geändert am 17.05.2024 um 08:38 Uhr

 Saira ergänzte dazu am 17.05.24 um 10:32:
Moin lugarex,
 
eine Vermögenssteuer könnte für ein Stück soziale Gerechtigkeit sorgen, aber das Thema sorgt in der Gesellschaft und in den Parteien nach wie vor für kontroverse Diskussionen.
 
Liebe Grüße
Saira

Antwort geändert am 17.05.2024 um 10:32 Uhr

 lugarex meinte dazu am 17.05.24 um 11:19:
Ahoi Saira, 

Burg ist Burg und von ihm fällt der Hamburg
(er)
schaut auf sein Bürgergeld
er
der Bürger
bevor er zum Burger
wird

 elgé luga

 Saira meinte dazu am 17.05.24 um 16:44:
Ahoi luga,

ja, manchmal frisst ihn die soziale Ungerechtigkeit.

LG
Saira

 EkkehartMittelberg (17.05.24, 10:34)
Liebe Sigi,

hinter der täuschenden Fassade des Bürgergeldes, das ich wie Teo skeptisch sehe, ballt sich das Gewölk sozialer Kälte zusammen.

Herzliche Grüße
Ekki

 Saira meinte dazu am 17.05.24 um 16:43:
Lieber Ekki,
 
denken wir doch an die alten und pflegebedürftigen Menschen, die, wenn sie in Altersarmut geraten – kaum noch am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Sie leben isoliert und vereinsamen. Frauen erhalten meist weniger Rente als Männer, da sie immer noch weniger Lohn als Männer beziehen, was sich auf die Renten auswirkt.
 
Der Niedriglohnsektor gehört ebenfalls zum Risiko, bei Arbeitslosigkeit in die Armut abzurutschen. Wer keine Geldsorgen hat, wird kaum verstehen können, wie es ist, ohne Sicherheit und gesellschaftlicher Teilhabe, leben zu müssen. Was geschieht, wenn eine Reparatur ansteht, was wenn eine medizinische Versorgung ansteht, die ohne finanzielle Mittel nicht möglich ist?
 
Wie ist es, wenn Menschen sich keinen Ausflug leisten können, keine Geschenke kaufen u.v.m.?
 
Ich denke, dass genau diese Betroffenen nicht nur ein oft unwürdiges Leben leben müssen, sondern auch häufiger erkranken.
 
Ja, die soziale Kälte nimmt zu.
 
Danke für dein Feedback!
 
Liebe Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.05.24 um 18:37:
Liebe Sigi,
wer das Bürgergeld kritisiert, muss sich deine Beispiele aus dem letzten Kommentar ständig vor Augen halten und sie trotz der Kritik des Bürgergeldes in die Debatte werfen, weil sonst die Kritik am Missbrauch des Bürgergeldes missbraucht wird, um weit verbreitete tatsächlich existierende soziale Not zu verschleiern.

 Teo meinte dazu am 17.05.24 um 19:14:
Es ist ein schwieriges Thema.
Wenn ich hier sehe, wie ältere Mitbürger, durchaus sauber und gepflegt, in Flaschencontainern nach Pfandflaschen suchen, stellt sich die Frage, was ist da schiefgelaufen. Und dann nehme ich ein Anspruchsdenken von Empfängern staatlicher Leistungen war, die kein Bock auf Arbeiten haben, und in ihrem Leben noch nie Cent in unsere Sozialsysteme eingezahlt haben.
Es wird ja auch niemand in die Verantwortung genommen.
Das persönliche Wohlergehen stets an ersten Stelle, ohne irgendeine Pflicht wahrnehmen.
Ein amerikanischer Präsident hat mal gesagt...fragt nicht, was der Staat für euch tun kann, sondern was ihr für den Staat tun könnt. Die Grünen würden sowas als versuchte Körperverletzung auslegen.
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