Scheunenfest in Dorf P.

Kurzgeschichte zum Thema Andere Welten

von  Koreapeitsche

 

Scheunenfeste waren No Go Areas für Punks. Wir waren nur selten auf diesen Trinkveranstaltungen, denn dort gab es immer Stress mit dem Bauernmob. Wir hatten erst letztens in f*cking Dorf G. und Dorf S. übel auf den Kopp gekriegt, nachdem wir mit der Autokraft dorthin fuhren und uns mit der Dorfjugend anlegten. Diesmal war in Dorf P. eine solche Bauernparty. Es war mein insgesamt drittes Scheunenfest und auch mein letztes. Da ich immer schon ein Faible für Dorf P. und dessen Dorfjugend hatte, meine Großeltern aus Dorf P. kamen und ich dort obendrein den Kieler Express austrug, wagte ich mich einfach mal zum diesjährigen Scheunenfest, zumal Wisent und Fielmann in Dorf P. wohnten und mich mitschleppten. Fielmann sagte noch

      „Du darfst Dich bloß nicht mit der Dorfjugend anlegen, wenn alle besoffen sind.“

Ich kannte ohnehin die meisten Bauern dort in meinem Alter, auch wenn die eher Rockerstyle waren, Mofas, Krads und Motorräder und anderen Bullshit fuhren. In Dorf P. gab es rund 120 Haushalte. Das wusste ich vom Austragen des Kieler Express.

Das halbe Dorf saß jetzt scheinbar diszipliniert in Reih und Glied an Biertischen auf Bierbänken. Es roch nach Scheune und es roch nach Dung. Ein musikalisch verhärmter DJ legte ätzende Rock- und Disco-Musik auf, sodass es mich grauste. Punkmusik hatte hier null Chance, und ich traute mich nicht danach zu fragen. Das hätte unkalkulierbare Effekte zur Folge haben können. Es wurde kräftig geschmettert, vor allem Bier und Korn. In meiner Altersklasse war das mit dem Struggle gegen den Rocker- und Bauernstaat noch nicht so krass, weil viele sich von der Schule, aus dem Sportverein oder dem Jugendtreff kannten. Trotzdem war ich den älteren Rockern ein Dorn im Auge. Ich soff und soff und soff und die ersten f*cking Rocker beäugten mich mit Argwohn. Jetzt kam ich mit einer Dorfschönheit ins Gespräch. Wir standen bald draußen vor der Scheune und sie sagte, dass sie Interesse an mir habe. Jedoch müsse sie aufpassen, dass ihr Freund sie nicht mit mir sieht. Plötzlich wollte sie mit mir auf den Feldweg.

Sie hatte einen großen Busen und trug einen Spezial-BH. Die Frau wirkte wie ein Lockvogel, als hätte sie jemand zu mir geschickt. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass sie plötzlich auf einen Typen wie mich abfuhr.

Wir gingen an Fielmanns Wohnhaus vorbei 50 Meter den Feldweg entlang. Hier knutschten wir hemmungslos. Wir gingen gar nicht erst hinter den Knick, knutschten, knutschten und knutschten. Es war ziemlich dunkel an diesem Abend. Plötzlich schrie jemand aus Richtung Dorf P.

      „Du Schwein!“

lief auf uns zu und trennte uns. Es war ihr Freund, der sich wie ein kleiner Dorfsheriff aufführte. Er schubste mich mit beiden Armen. Danach entfernte er sich mit seiner Freundin zurück in Richtung Scheune. Ich sah ihnen kurz hinterher, pisste in den Knick und ging ebenfalls zurück. Ihr Freund war der Bruder einer Schulfreundin meiner Schwester. Wisent und Fielmann waren längst los. Ich setzte mich an einen Biertisch und becherte fleißig weiter Bier und Korn und Bier und Korn. Plötzlich schaute der Freund der Dorfschönheit mich grimmig an, kam wutentbrannt auf mich zu und wollte klären, was zwischen mir und seiner Braut lief. Er packte mich in Wildwestmanier, doch ein weiterer Dörfler kam wie ein Alt-Rocker mit seiner f*cking Bierwampe dazwischen. Vom Gesichtsausdruck wirkte der Retter wie der Dorfälteste. Der war vor kurzem noch auf meiner Schule und wurde querversetzt, weil er lispelte.

Da schrie der Lover der Dorfschönheit

      „Ich bring das Schwein um. Er hat versucht, mir meine Freundin auszuspannen.“ 

Doch der Ex-Schulkollege schaffte es, ihn zu beschwichtigen. Darauf verdeutlichten sie mir, es wäre besser, das f*cking Scheunenfest zu verlassen, was ich schlussendlich tat. Heutzutage ist die Scheune durchrenoviert und zu einem Bio-Laden umfunktioniert. Die Dorfschönheit ist inzwischen mit einem untersetzten muskulösen Bullen mit Kurzhaarfrisur liiert, der mich ebenso grimmig anschaut, wie ihr Ex-Lover aus der Scheune.  

 



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Kommentare zu diesem Text


 Teichhüpfer (11.06.24, 22:43)
Wir ist schon Mal ganz gut. Alleine ist da anscheinend Ende.

lg Jens
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