Die Melancholie des Prunus Cerasus

Lyrischer Prosatext zum Thema Alter

von  LotharAtzert

… den letzten Schluck eines vorzüglichen Weins ohne jede Bewußtheit hinab geschluckt und erst jetzt, wo der Blick auf die leere Flasche fällt, wird mir die Vergänglichkeit wieder bewußt. Ob Wein, ob Frauen, es ist mit aller Körperlichkeit dasselbe.

Daß es geil war, in sie einzudringen, und auch im Weibe das Verlangen wahrnehmend, daß der letzte Rotwein so vorzüglich schmeckte: - alles weg, aller Genuß ist diesbezüglich dahin, aus, vorbei. Und es werden kaum noch G-Nüsse dazukommen, wobei ich dem inzwischen eher gleichgültig gegenüber steh.

 

Was ist eigentlich nicht weg? – Das Bewußtsein ist anwesend, man muß sich dessen nur bewußt sein, das Empfinden von … naja, halt Melancholie, die schwarze Galle des Alleinseins.

Das Wort „einsam“ wollte mir nie über die Lippen. Das musste dann unten raus, der eine Same.

Allein, All-Ein, das All und das Einssein – was für ein wunderbarer Doppelsinn, ein Hoch auf die Deutsche Sprache. Allein ist niemals Einsam und der Einsame ist nie allein.

Na gut, „Alles Karma“, und die Zeit wirft es als Geschehen schick-salhaft aus in den verschiedenen Rhythmen und alles zu seiner Zeit und alles, damit wir erlöst werden können vom Selbstverdrängten.

Aber, und das ist die schlechte Nachricht, Sterben lernt man über Jahre jeden Tag, oder man verdrängt es, führt Selbstgespräche, ein lustiges Wort. Dann kommts knüppeldick am Ende.

Die Selbstgespräche drehen sich nicht zwingend um einen selbst, man kann durchaus mit unsichtbaren Geistern verkehren, - Nichtwahr Marianne?

 

Melancholie, die zarte Traurigkeit fortwährenden Abschieds von Liebgewonnenem … das machts nicht besser, aber all-ein daß es dieses Wort gibt, verdanken wir den Dichtern in ihrem ursprünglichen Sinn: als Verdichter jener Himmelsbilder, die uns bis heute bilden.

 



Anmerkung von LotharAtzert:

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (08.07.24, 18:49)
Saufen, bumsen, jammern, Lothar, ...........  und dann von der Bewusstheit des Bewusstseins faseln. Des Karmas knüppeldicker Crash kommt erst noch.
Sekrotas (68) meinte dazu am 08.07.24 um 19:27:
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 LotharAtzert antwortete darauf am 09.07.24 um 09:01:
Saufen, bumsen, jammern, Lothar,
- ein Masterpeace des Kurzkommentares  :alien:

Große Frojde, Danke.

 Augustus schrieb daraufhin am 09.07.24 um 12:18:
Das liest sich eher als wärest Du gleichgültig Dir selbst gegenüber. Das liest sich wie Wut auf das gebrechliche Alter, weils Einsamkeit schafft und der körperlichen Freuden beraubt. 
Allerdings liest man auch, dass sich da etwas regt, das leben will. etwas will gegen die Strukturen des Alters rebellieren, der Geist, der kein Alter kennt.

 LotharAtzert äußerte darauf am 09.07.24 um 13:09:
Da hast du dich von Regina beeinflussen lassen. Zwar schrieb ich: 
Aber, und das ist die schlechte Nachricht, Sterben lernt man über Jahre jeden Tag, oder man verdrängt es
Doch das ist ja für die, die es bis heute versäumten, das Sterben zu lernen. Unser Leben ist ein Vorbereiten auf den Tod. Sowohl in den Veden, als auch im Tibetanischen Totenbuch steht sinngemäß derselbe Satz: 
Wer nicht zu sterben weiß, der weiß auch nicht zu leben.
Wut und Melancholie, das passt nicht zusammen. Was zusammenpasst, ist das Tierkreiszeichen Steinbock und die Analogie, die Schattenmorelle, Prunus Cerasus.

 LotharAtzert ergänzte dazu am 09.07.24 um 13:36:
Die Frage hätte auch lauten können: "Wieviel Forelle ist in der Morelle."
Verlo (65) meinte dazu am 10.07.24 um 21:02:
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 Regina meinte dazu am 10.07.24 um 23:01:
Deine Ferndiagnosen, Verlo, sind wie immer das Sahnehäubchen, das absolute tüpfelchen auf dem i.

Dabei bin ich eure vllt. letzte Chance, etwas Sitte und Anstand zu lernen.

Antwort geändert am 11.07.2024 um 00:53 Uhr
Verlo (65) meinte dazu am 11.07.24 um 01:59:
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 Regina meinte dazu am 11.07.24 um 05:16:
Du kannst freilich auch Lustmolch werden wie Lothar. Wenn sich Sachsens Gloria mit der Frankfurter Old-Hippie-Szene vermischt, ist das die Krone der Wiedervereinigung, wie sie sich Kohl und Honecker nicht vorgestellt haben können und wenn norwegische Raupenfahrzeuge zu Erleuchtungszwecken nach Tibet brausen, dann ist das der absolute Gipfel der Völkerverständigung und die Kultur der Welt kann nur Fortschritte machen.

 LotharAtzert meinte dazu am 11.07.24 um 08:53:
O du  von Fehlern gänzlich befreiter wundervoller Hort himmlischer Güte, allerwunderbarste Regina – wende Dich in Deiner nimmermüden Barmherzigkeit nicht ab von uns, die wir der unsäglichen Trunksucht, Hurerei und permanentem, anmaßendem Klagen verfallen sind. Denn siehe, wir sind schwach, die wir im Kampfe um Dichtung und Denkung uns aufreiben. Mögest du weiter Deine schützende Hand über uns Gefallene halten und an der Seite Mariens und der Erzengel Frieden in die sechs Welten bringen.
 
PS: habe soeben einen Boten nach Rom geschickt mit der dringenden Bitte, Deine Seligkeitssprechung voranzutreiben. Das ist doch das mindeste, was die Welt Dir schuldet. Möge das zehntausendfache Hosianna zu Deiner Ehre nie enden.

 LotharAtzert meinte dazu am 13.07.24 um 09:41:
Lothar, ich interpretiere es so: die Getränke und die Frauen gingen zu früh zur Neige.

PS: Vermutlich ist Regina nur neidisch, denn bei ihr heißt es: Jammern, keine fröhlichen Getränke, keine gutgelaunten Männer.
Verlo, Danke für die Empfehlung.

Vor lauter saufen, bumsen und jammern hätt ichs fast übersehen.
Nein, ist schon alles in Ordnung so, wie es ist.
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