Denk' ich an Ungarn

Lyrischer Prosatext zum Thema Mystik

von  LotharAtzert

Früher redete ich oft mit den Spiegelungen da draußen und erkannte nichts oder verdrängte, was mir nicht gefiel. Doch meine tiefen Gefühle und Sehnsüchte scheuerten sich wund am scharfen Kristall der Realität und so wurde ich, aus der Not sprichwörtlich tugendmachend, Weltschmerzdichter.
Später, sehr viel Geschmachte später sozusagen, als Retter aus eben der Not erschien mir Knabe ausgerechnet der skandalträchtige Lord Byron und sprach: "O Jüngling, sei tapfer: geh den eigenen Weg. Folg treu doch dem Lichte in dir." 
Diese Worte ließen mich schlagartig den Kehrichthaufen meines schlechtkopierten "Dichtens" erkennen und von da an dichtete ich - aus Scham! - nie wieder, sondern kehrte um und machte mich, samt Kehrblech, Besen und dem Aufgefegten auf den Heimweg.

Das Lösen des Dichten zurück in offenen Raum, wie Töne, die leise verklingen ... augenblicklich ließ der Schmerz etwas nach, der Herzschlag wurde ruhiger, weicher das Gemüt, neptunischer die Atmosphäre, als ich in die eigene Tiefe zu blicken begann. Und ich spürte außer Byrons, plötzlich auch des Heraklits Segen, als auch ich erkannte, daß der Weg hin und zurück definitiv derselbe ist. (Man könnte auch sagen: Karma)

Die Jains (nur 0,4% der indischen Bevölkerung) haben traditionell immer einen Besen dabei - um kleine Lebewesen vor dem Tod durch ihre Schritte zu bewahren - sie kehren sie behutsam weg, um so wenig wie irgendwie möglich zu töten. Man würde hierzulande unsereins in die Anstalt verbringen, würden wir vor dem nächsten Schritt jeweils ein Leben retten. Dabei sollte Mitgefühl doch grundlegend im Christentum ... aber gut.
Die Jains hatten auch als erstes Masken auf. Nicht wegen Korona, sondern damit sie kein Mücklein versehentlich beim Atmen verschluckten.  - Und dann kommt ein Bluebird und erklärt solche großmütigen Retter zu Ketzern, weil sie Gott nicht auf die vorgeschriebene Weise verehren.
Und Lobhudler lobpreist Logik und Gerechtigkeit als allem überlegen. Kein Wunder, wenn Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit - als ausgleichendes  Gegensatzpaar - immer beim anderen gesehen wird, und man nicht verstehen will, daß alles Außen ursprünglich von innen kommt, bzw. alles Innen sich im Außen spiegelt. Entsprechend im Mahayana: Leerheit und Klarheit. Astrologisch Waage, das siebende  Haus der Aphrodite. Halt böhmische Dörfer für Bäuerchen.

Aber einen guten essenziellen Tokajer würd ich für mein Leben gern nochmal beschmecken. …  Ja! Nach dem Tod ist auch ok.

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Kommentare zu diesem Text


 DanceWith1Life (18.06.20)
Wer Aberglauben, in welcher Form auch immer, schon als das wichtigste Werkzeug zum Machtmissbrauch erkannt hat, wird diesen Text mit grossem Interesse lesen, finden sich doch persönliche Beobachtungen in einem Kontext zu Respekt vor dem Leben. Alle anderen werden an Aufklebern hängen bleiben.

 LotharAtzert meinte dazu am 19.06.20:
" … wird diesen Text mit grossem Interesse lesen" - o da bist du aber sehr optimistisch. Ich glaube eher, daß wieder Begriffe, wie Chuzpe und polemisch fallen werden. Aber vielleicht siehst du auch weiter in die Zukunft - nach meinem Tod (wo ich endlich die Klappe halte) würden sie mir voraussichtlich die Textfüße küssen - wenn kV da noch bestünde.
Egal, ich danke dir für die gegen allen Mainstream gerichteten, mutmachenden Worte.

 DanceWith1Life antwortete darauf am 19.06.20:
Naja, die Selbstbeweihräucherung des Intellekts braucht diese Flucht aus den eigenen stickigen 4 Wänden, vorübergehend, im günstigsten Fall.

 FRP (18.06.20)
jonapot kivánok,

nachst Du Dir Bestellung von Kiste aus Internet von die Wein, die ungarisches:

https://www.amazon.de/s?k=Tokajer&__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&ref=nb_sb_noss_2

und nimmst Du hinweg die falsche Komma nach die Wort "Tokajer" in Zeile, welches vorletztes.

Ach ja, so schreibt der Lothar, den ich irgendwie noch Rest-mag, wenn ich mich so ausdrücken darf.

az viszontlattasag, oder so.

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 19.06.20:
Lieber FRP,
du darfst alles. Dankeschön.
Edle Weine kann ich mir leider nicht schicken lassen - wg. finanzieller Armut.

kívánság vágy hosszú él
Lothar

 Regina (10.07.20)
Prost. Wein? Jein.
Bluebi lehnt doch alles ab, was nicht in seinem Sinne christlich ist. LG Gina

 LotharAtzert äußerte darauf am 10.07.20:
Ach, Bluebi - das tut mir immer wieder in der Seele weh, wie der an den vier Buchstaben G,O und zweimal T klebt, wie die Fliegen am Leimstreifen.
Wenn Gott darauf bestünde, daß man ihn mit "Gott" anspricht - wäre das nicht eher ein kleingeistiger Idiot?
Ich mein ja bloß … tschuldige Gott.

danke
LG Lothar
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