Old Summer Palaces

Tagebuch zum Thema Sinnlichkeit

von  Pearl

Ich habe noch nie von der Ladefläche eines alten Trucks aus die Sterne gesehen. Während ich an einem Joint zog und mich seine Arme an seine Brust zogen. Ich bin kein Lana Del Rey - Biopic. Doch ich sah sie von einer Dachterrasse aus, umgeben von April oder Mai, von Bäumen und Häusern, der Stadt, von seinen Küssen, die jung wie Juni schmeckten. So wie Unendlichkeit.

Mit ihm habe ich wilde Erdbeeren und ihm dann die Zunge gepflückt. Seine Wohnung war ein Schiff, sein Zimmer die Kajüte eines Junggesellen und er war der Pirat. Doch ich war nicht seine Beute. Als wir in einer lauen Sommernacht im Auer-Welsbach-Park saßen, auf den Holzbänken der immergleichen Wiese, über welche damals Fledermäuse flogen. Er sprach von uns wie in der Vergangenheit, lächelnd und traurig. Damals spürte ich, dass es vorbei ist. Und ich erinnerte mich, wie er einmal zu mir gesagt hatte. Du bist schon besonders, erinnere dich daran, dass ich das gesagt habe, wenn es einmal anders zwischen uns ist. Ich war nicht seine Beute. Sondern für einige Sekunden im Tag des Lebens Piratin.

Und da gab ich an, weil mein Körper wie tot auf der Donau liegen konnte, während sich seine Hände unter Wasser unter meinen Rücken legten. Mich hielten. Doch da besuchte ich ihn zuhause und seine Wohnung war zugepflastert mit nackten Frauen, Masochistinnen, die vor Männern knieten. Da wusste ich, dass ich ein Delphin war, den er nicht berühren durfte.

Er sagte, er schrieb einen Song für mich und sagte mir Schönheiten, die mir bekannt vorkamen. Es waren Zitate aus Filmen. Er log, wenn er den Mund auftat. Er brachte mich um Geld. Aber - bei Gott - er konnte Gitarrespielen. Und ich streichelte ihn die ganze Nacht lang, während Tränen über mein Gesicht flossen. Wer war er, fragte er. Er schwitzte wie ein Süchtiger. Ich habe nicht mit ihm geschlafen. Er war ein Betrüger. Ein Bohemien. Frühmorgens brachte er mich dann, spielend wie eine Sommerbrise, zur U - Bahn.

Ein Norditaliener, Mailänder. Du hast nur Angst vor der Leidenschaft eines Kalabresen wie mir, sagte S. damals tief gekränkt.
Doch L. und ich begannen eine Freske auf dem Gewölbe einer uralten Kapelle, seine Hände spielten auf mir wie Rachmaninoff auf dem Klavier, eine Freske, die wir nie vollendeten. Die sich über die Jahre unter meine Haut fraß, während ihre Oberfläche langsam abblätterte. Ein Kunstwerk, das nicht gerettet wurde, nicht restauriert. Ein Original.

Wir harrten das Gewitter aus. Unter einem Baum neben dem Wasser, neben der Romawiese. Da schlug der Blitz in ihm ein, wir gingen mit dem Baum in Feuer auf. starben. Und mit uns all die warmen Nächte, die wir beeinander schliefen, in denen wir uns stritten, wir uns liebten. Und die Tage! Die kleinen Ausflüge, ohne Geld, in eine kleine Welt, die groß und schön war.

Er zeigte mir Boccia. Er zeichnete mir manchmal Sternenbilder des Himmels auf meine Augen. Es war flüchtig wie der Flügelschlag einer Libelle. Zart, doch beziehungslos -und trotzdem 

schön und richtig, so wie es war.  Alles. All das.




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Kommentare zu diesem Text


 Teichhüpfer (08.07.24, 23:31)
Ich habe immer davon geträumt, daß ich gut mit meiner Freundin klar komme, und es uns Besser geht. Wie die Liebe so spielt.

lg Jens

 Pearl meinte dazu am 09.07.24 um 18:05:
Ja, man muss sich anpassen an sie. Sie spielt  so, wie sie will!

LG, Stefanie

 Teichhüpfer antwortete darauf am 10.07.24 um 02:18:
Es gibt da Unterschiede in der Definition, was die Liebe betrifft, das Menschliche oder den Sex.

 Dieter_Rotmund (09.07.24, 14:34)

Ich bin kein Lana Del Rey - Biopic. Doch ich sah sie 
Wen? Lana del Rey? "Die" Biopic?



 Pearl schrieb daraufhin am 09.07.24 um 18:06:
Dass es die Sterne sind, ergibt sich aus dem Kontext.
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