Scooter

Alltagsgedicht

von  Redux

ich saß an diesem sommerabend mit emile zola

und therese raquin auf der abendterrasse

und die nette neue nachbarin mit scooter auf ihrer,

das ging schon seit april so, sobald sie erwachte, lief scooter,

und ging sie rein oder ins bett oder in die disco, lief

scooter, und ich fragte mich, was emile zola dazu gesagt hätte,

oder janis joplin, folter kann so subtil sein und so unnötig, so voll scooter,
so beschissen innerhalb unserer wenigen schnellen jahre,

während die welt verrückt spielte mit erdogan und donald trump

und putin, mit assad, mit tausenden toten kindern in

syrien und gaza und mariupol,

mit fanatikern, die wahllos unschuldige schlachteten,

geriet ich über meine neue nachbarin und scooter in eine

welt, die eigentlich nicht die meine war, und ich brüllte und schrie

und drohte mit schlägen und nannte sie eine vollpfosten-schlampe,

und ich hätte ihr vielleicht auch den kopf eingeschlagen, wenn

die kirschlorbeerhecke nicht so dicht gewuchert hätte, über all

die jahre, und zola und der abend waren dahin und ich schämte mich,

weil ich wegen scooter mordete und gaza vergaß,

als das heute-journal begann, war es schon längst dunkel,

und wieder menschen ermordet




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Kommentare zu diesem Text


 Mondscheinsonate (08.08.24, 07:10)
Mir macht eher der Kirschlorbeer Sorgen, der nicht heimisch ist und der literarisch intellektuelle Einschlag in deinen Zeilen, macht das Bekannte, dass jeder seine eigene Welt hat und auch haben sollte, auch nicht wirklich neu. Auch finde ich die Parallele zwischen Tod und Scooter-Folter nicht passend. Deines ist eine Befindlichkeit, wenn Menschen sterben weniger. Aber, jetzt steht es schon da und im Normalfall kommen Leute durch's reden z'amm und geht das nicht, gibt es eine Unterlassungsklage, wo eine reine mögliche Störung reicht, nicht einmal noch eingetreten sein muss. 
Ich liebe deine Zeilen immer, diesmal sind sie mir zu aufgeplustert, zu befindlich, zu zornig. Mir fehlt die Selbstironie

Kommentar geändert am 08.08.2024 um 07:14 Uhr

 Redux meinte dazu am 08.08.24 um 08:02:
Vielen Dank für deine ehrliche Einschätzung.  Tatsächlich ist diese Szene autobiographisch und nicht konstruiert und die Parallelen zwischen meiner Befindlichkeit und dem Weltgeschehen schienen mir gegeben. So nach dem Motto: wenn das  im Kleinen nicht funktioniert,  wie soll das Große funktionieren. Aber klar, ich kann deine Argumentation nachvollziehen. Danke

 Beislschmidt antwortete darauf am 08.08.24 um 13:16:
Ich verstehe das und ich kenne das. Ich habe ein zweijähriges Martyrium mit Helene Fischer und Wacholder hinter mir. Ich habe nur überlebt und das sogar straffrei, weil ich mit Lou Reed und Bambus gekontert habe.
Yeah, take a walk on the wild side .... dub didud dubbidu dubidud.
Beislgrüße

 Mondscheinsonate schrieb daraufhin am 08.08.24 um 13:20:
So ist's richtig. Obwohl, dein Herz lief Marathon... 😂😂😂

 Redux äußerte darauf am 08.08.24 um 13:21:
Und ich hatte Joplin und Hendrix schon parat . 
PS Helene Fischer ist natürlich Hardcore

 Mondscheinsonate ergänzte dazu am 08.08.24 um 13:27:
Und ich hab jetzt einen Ohrwurm... Atemlos durch die Nacht.

 Redux meinte dazu am 08.08.24 um 15:28:
Du Ärmste...das ist schlimm

 Mondscheinsonate meinte dazu am 08.08.24 um 16:45:
😂😂😂

 Didi.Costaire (08.08.24, 18:00)
Das war aber auch wirklich Terror.

Mitfühlende Grüße, 
Dirk

 Redux meinte dazu am 08.08.24 um 18:01:
Du verstehst mich...smile...danke Dirk

 ginTon (09.08.24, 00:15)
manchmal hilft es auch einfach mitzutanzen, den Emile Zola hättest du ihr ja auch dabei einfach mal vorlesen können, vllt wäre sie glatt darauf abgegangen  :D

 Redux meinte dazu am 09.08.24 um 09:33:
Ganz sicher nicht...selbst der Versuch hätte sich nicht gelohnt....
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