Nichts wird so sehr unterschätzt wie die Literatur. Sie ist die gefährlichste Ausdrucksform des Denkens.

Satire zum Thema Literatur

von  hehnerdreck

In ihr versammeln sich die gefährlichsten Gedanken, die zuvor je gedacht wurden. Die Menschen, die sich mit Literatur beschäftigen, merken gar nicht, wie sehr sie unter den vielen Worten und bösen Gedanken leiden, die in ihren Geist eingedrungen sind, nachdem sie sich leichtfertig einem Buch ausgeliefert haben. Es gibt keinen Geist, der mehr Wunden in seinem Ich hat als der Leser - der Leser von Büchern, bei denen unverantwortlicherweise ein Warnschild auf dem Buchdeckel fehlt, so dass der Leser gar nicht merkt, in welche Falle er da hineintappt. Noch schlimmer ergeht es dem Schriftsteller, der nicht einmal ahnt, was er sich selbst antut, wenn er ein Buch schreibt. Gutgläubig glaubt er, etwas Gutes zu schaffen, von dem nicht nur er profitiert, sondern auch seine Leser, die ihm treu ergeben sind, sobald sie den verhängnisvollen Worten seiner Bücher erlegen sind.

Ist erst einmal ein Buch geschrieben, folgen wie bei der Hausschweingeburt Ferkel auf Ferkel, d.h. weitere Bücher des Autors. Und das erbarmungslose Netz gefährlicher Gedanken, die aus den Worten des ahnungslosen Schriftstellers wie übelriechende Maden in den Geist des ahnungslosen Lesers kriechen, breitet sich heimlich über jene verlorenen Seelen unglücklicher Menschen aus, die in die schrecklichste Falle getappt sind, die man sich für den Menschen ausdenken konnte.

Als Gegenprobe eignet sich ein Test mit den Betroffenen, bei dem festgestellt werden soll, ob die 'Literaturvergifteten' noch in der Lage sind, mit anderen Menschen auf Augenhöhe zu kommunizieren bzw. einen Dialog zu führen. Sobald jemand bei diesem Test anfängt, Monologe von sich zu geben, ohne darauf zu achten, dass sein Dialogpartner genügend Raum bekommt, um sich auch äußern zu können, ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Denn Schriftsteller sind ebenso wie leidenschaftliche Leser von Büchern in der Regel nicht in der Lage, ein für beide Seiten befriedigendes und faires Gespräch mit jemand anderem zu führen. Sie wurden der Fähigkeit zur zwischenmenschlichen Kommunikation durch die Literaturvergiftung beraubt.

Glücklicherweise schießen in letzter Zeit immer mehr Kliniken für Literaturgeschädigte wie Pilze aus dem Boden, in denen Schriftsteller lernen, sich vom täglichen stundenlangen Schreiben zu lösen, nur noch für kurze Zeit, wenn überhaupt, ein paar Worte hervorzubringen, und auch das stundenlange Lesen bei passionierten Lesern auf ein vernünftiges Maß von wenigen Minuten pro Tag zu reduzieren. Statt der Beschäftigung mit dem geschriebenen Wort werden dann Spaziergänge, Schwimmen und Radfahren gewählt. In fachkundig geleiteten Gruppen wird der verbale Dialog, der durch die intensive Beschäftigung mit der Geisel Literatur verlernt wurde, wieder erlernt.




Anmerkung von hehnerdreck:

Wir setzen uns für Ihr Wohlbefinden und Ihre Gesundheit ein und helfen ihnen dabei wieder von Literatur unabhängig zu werden. Eine Rehabilitationsbehandlung findet vollstationär statt und dient dem Erhalt oder der Wiederherstellung der Dialogfähigkeit beziehungsweise der sozialen Teilhabe. Für Ihr persönliches Wohlbefinden während Ihres Aufenthalts bieten wir Ihnen komfortable Zimmer und besondere Aufenthaltsbereiche an, denn eine angenehme Umgebung kann eine schnelle Genesung unterstützen. Deshalb haben wir Wert darauf gelegt, dass unsere Zimmer modern und geschmackvoll eingerichtet sind. Bitte teilen Sie uns bei der Anmeldung mit, welche Bücher Sie bisher gelesen haben, damit wir die Therapie im Vorfeld auf Ihre individuelle Situation abstimmen können.

Quelle: Werbetext einer Klinik für Literaturgeschädigte.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Teichhüpfer (17.08.24, 11:47)
Die ihren Reibach machen wollen, die sind gefährlich. Die reißen sich dein gesamtes geistige Gut unter den Nagel. Die wollen ihren Chauvi, gut zu sein, sind es aber nicht. Auf meine Beiträge reagiert vielleicht Einer oder Zwei, das dritte Ei. Es gibt Staaten auf unsere Welt, die bekommen nur Anna und Bebe.

Kommentar geändert am 17.08.2024 um 11:48 Uhr

 EkkehartMittelberg (17.08.24, 18:06)
hallo hehnerdreck,
deine Satire wird zum Beispiel auch durch einfältige Versuche von Feministinnen bestätigt, klassische Literatur von Shakespeare bis Ovid als sexistisch und gewaltverherrlichend unter Ideologieverdacht zu stellen.
https://www.nzz.ch/meinung/achtung-gefaehrliche-buecher-wie-man-antike-klassiker-lesen-muss-ld.1607209

LG
Ekki

 hehnerdreck meinte dazu am 17.08.24 um 18:30:
Ob es schon eine Unterschriftensammlung von Feministinnen gibt, die aus ihrer Sicht sexistischen Bilder von Rubens aus der Münchner Pinakothek entfernen und womöglich auch noch verbrennen lassen wollen? Danke und Dir auch einen lieben Gruß!

 Soshura (17.08.24, 18:26)
Die GegenProbe erachte ich nicht als ausreichend. Eine randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie mit einem analphabetisierten Mindestanteil von 50% muss sein! und jetzt sagen sie ja nicht, dass dafür die Voraussetzungen nicht in absehbarer Zeit gegeben sind!

:-D

 hehnerdreck antwortete darauf am 17.08.24 um 18:45:
Köstlich! Ja, die Gegenprobe weist sträflich vernachlässigte Lücken auf. Besonders wichtig wäre es, die sonst vernachlässigten Fähigkeiten im Umgang mit Tieren zu testen. Inwieweit traut sich ein Literaturgeschädigter noch, sich einem Goldhamster oder einem Huhn zu nähern, ohne Angst vor dem Tier zu haben, es könnte ihn angreifen und ihm nicht unerheblichen Schaden zufügen. In der Regel sind die literarisch Geschädigten von der Natur so entfremdet, dass sie keinen Unterschied mehr machen zwischen einer lebenden Katze und einem Plüschtier der Firma Steiff, das man sonst im üblichen Spielzeughandel kaufen kann.  :P :devil: :silly:
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram