Wo Kinder im Mittelpunkt stehen

Lehrstück zum Thema Kinder/ Kindheit

von  Graeculus

Dem jüdischen König Herodes (der Große) wurde prophezeit, unter den neugeborenen Kindern eines Jahres in Bethlehem werde der künftige König der Juden sein. Um diesem Rivalen entgegenzutreten, den er nicht näher kannte, ließ er einfach alle betreffenden Kinder ermorden. Jesus aber entkam ihm, indem seine Eltern mit ihm rechtzeitig nach Ägypten flohen.
Dieser Bericht hat freilich wenig für sich: 1. Nur ein einziger Evangelist von vieren erzählt davon: Matthäus. 2. Herodes der Große ist im Jahre 4 vor Christi Geburt gestorben. 3. Der jüdische Historiker Flavius Josephus, der Herodes haßte und dem man nicht nachsagen kann, er habe auch nur eine von dessen Scheußlichkeiten ausgelassen, erwähnt einen solchen Kindermord in seinen „Jüdischen Altertümern“ nicht. Aber wer weiß? Die Idee konnte entstehen.

Wenn es schon den Männern, den Kreuzrittern nicht gelang, den Ungläubigen Jerusalem abzunehmen, so würde Gott alias Jesus, der die Kinder doch so liebte, es nicht versäumen, ihnen und ihrer Unschuld diesen Erfolg gnädig zu gewähren.
So machten sich im Jahre 1212 Tausende Kinder in zwei „Heer“zügen – einer aus Deutschland, der andere aus Frankreich - als Kinderkreuzzug auf den Weg ins Heilige Land. Wer von den Kindern die Überquerung der Alpen überlebte, wurde in italienischen Hafenstädten von Schiffseignern mit dem Versprechen aufgenommen, nach Jerusalem gebracht zu werden: zur Ehre Gottes. Stattdessen wurden sie allesamt im Orient in die Sklaverei verkauft – keines von ihnen erreichte sein Ziel.

Der Rattenfänger von Hameln war von den Bürgern um seinen Lohn geprellt worden und entführte zur Strafe die Kinder der Stadt, die freudig dem Klang seiner Flöte folgten und auf Nimmerwiedersehen verschwanden. So erzählt es eine alte und berühmte Sage.

Die AfD bespielt sehr stark, mehr als alle anderen Parteien zusammen, TikTok und ist stolz darauf, als Folge davon zumindest in Ostdeutschland die beliebteste Partei unter Jugendlichen zu sein.



Anmerkung von Graeculus:

Die Lebensdaten des Herodes sind ein Grund, weshalb man heute annimmt, das Christkind sei in der Zeit 7 bis 4 vor Christi Geburt geboren worden.

Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Mondscheinsonate.

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Kommentare zu diesem Text


 Aron Manfeld (19.10.24, 03:17)
War Jesus Gott oder Gottes Sohn?

 Graeculus meinte dazu am 19.10.24 um 11:39:
Ein Gott in drei Personen: Vater, Sohn & Heiliger Geist.
(Trinität)

 Klemm antwortete darauf am 19.10.24 um 17:07:
Mir gefiele das Christentum besser, gäbe es allein den heiligen Geist.

 Graeculus schrieb daraufhin am 19.10.24 um 23:49:
Das kann man sich wünschen. Eine Freundin erzählte mir kürzlich, sie habe sich schon als Kind über die männliche Zuordnung von Vater und Sohn in Beziehung auf Gott empört.

Ich lebe und denke nicht mehr in dieser christlichen Welt. Aber das hat jetzt wohl nicht viel mit dem anstehenden Thema zu tun.
Geist (99)
(19.10.24, 06:17)
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 Graeculus äußerte darauf am 19.10.24 um 15:42:
Von dieser Unsitte in Schweden habe ich gehört.
Ja, Kinder werden auf viele Weisen mißbraucht. Oft gerade ihre Gutgläubigkeit.

 Regina (19.10.24, 06:34)
Über 1. historische Erwägungen zu Jesus und Herodes, 2. Kreuzzugereignisse von etwa 1200 und 3. die Sage vom Rattenfänger von Hameln kommst du 4. zur aktuellen Politik der AfD. In den Berichten 1., 2. und 3. geht es um Kinder, obwohl die Ereignisse historisch nichts miteinander zu tun haben. 

Wer außer dir würde im Anschluss auf die aktuelle Politik der AfD kommen, was nun wiederum ein ganz und gar anderes Thema ist?
 
Was für absurde Querverbindungen sind dir da eingefallen!
Jedes der Themen verdient eine eigene Bearbeitung.

Kommentar geändert am 19.10.2024 um 06:55 Uhr

 Graeculus ergänzte dazu am 19.10.24 um 11:43:
Ich hatte ein bißchen spät ein bichen viel Tee getrunken und Schwierigkeiten mit dem Einschlafen. Da bin ich auf diesen Einfall gekommen.
Ihn dann auch noch veröffentlicht zu haben, das ist unverzeihlich.
Unverzeihlich?

Gibt es da keinen roten Faden, keine Gemeinsamkeit? Der Mißbrauch von Kindern als Gruppe für die eigenen Machtinteressen. An sowas habe ich gedacht.

 Moppel meinte dazu am 19.10.24 um 11:49:
da fehlt noch die Werbung für ungesunde Eiweißschnitten...
Was Regina auffiel, das fiel mir auch auf.
Obwohl der Text auch lehrreiche Passagen enthält, hat man doch den Eindruck, er soll sich zur eigentlichen Intention hinarbeiten, zur Diffamierung der AfD.
Sie wird ja auch gerne "Rattenfänger" genannt.
Wobei man sich nicht scheut, 30 Prozent der Wähler als Ratten zu bezeichnen.

 Graeculus meinte dazu am 19.10.24 um 14:27:
Das habe ich so weder behauptet noch gemeint.

1. Ich habe mich nicht über die Wähler der AfD geäußert, sondern nur über die spezielle Strategie dieser Partei, auf TikTok gezielt junge Wähler anzusprechen. Führend dabei ist Maximilian Krah, der selbst in der AfD als umstritten gilt und dessentwegen der Rassemblement National die Fraktionsgemeinschaft mit der AfD im Europa-Parlament aufgekündigt hat.

2. Der Rattenfänger von Hameln heißt nicht so, weil Kinder mit Ratten gleichgesetzt werden, sondern weil der Rattenfang sein Beruf war, und erst als die Hamelner Bürger diese seine Dienstleistung nicht bezahlen wollten, hat er aus Rache ihre Kinder ver- bzw. entführt. Sein Motiv war Frustration, und er wollte die Bürger dort treffen, wo es ihnen besonders wehtat.

Antwort geändert am 19.10.2024 um 14:28 Uhr

 Moppel meinte dazu am 19.10.24 um 15:10:
ich kenne die geschichte vom Rattenfänger von hameln, Graeculus. Danke für die Unterweisung.
Wenn du wirklich Literatur verstehen würdest, dann wüsstest du, wovon ich spreche. 
Die Pointe ist immer das Wichtigste.
Und da du ja nun sehr gegen die AfD bist, kannst du niemandem weis machen, dass das nicht deine Intention war, diesen Spruch "Rattenfänger" zu konnotieren.

Du verdrehst einem die Worte und das nervt.
Deine Antwort könnte aussagen, dass du nicht in der Lage bist, zu verstehen, was ich meinte.
Im Gegenteil aber denke ich, dass es wieder dein übliches Provokationsgehabe ist, andere als dumm  da stehen zu lassen.

 Graeculus meinte dazu am 19.10.24 um 15:41:
Ich bestehe lediglich auf einer korrekten Interpretation, d.h. einer, die mit dem Wortlaut des Textes in Einklang steht.

Zu Punkt 1 hast du nichts gesagt; zu Punkt 2 wußte ich schlicht nicht, ob du die Geschichte kennst - deine Ausssage, ich würde 30 % der Wähler als Ratten bezeichnen, sprach nicht dafür.
Ich nenne Menschen nicht einmal metaphorisch Ratten.

 Graeculus meinte dazu am 19.10.24 um 15:52:
P.S.: Wie ich speziell auf dich wirke, dabei spielen zwei Faktoren eine Rolle: du und ich. Es liegt nicht allein an mir.

 Moppel meinte dazu am 19.10.24 um 20:29:
och Graeculus, ich sprach von konnotieren. 
Wie du auf mich wirkst, ist irrelevant, es geht darum, wie der Text wirkt.
Du formulierst einfach falsch, wenn du es nicht so gelesen haben willst, wie z.B. ich es tue ( es gibt ja auch noch andere).
Schon alleine der Titel "Wo Kinder im Mittelpunkt stehen". Im Mittelpunkt stehen ist positiv, der Text aber handelt von Machtausübung an Kindern. Negativ.
Du kannst so etwas scheinbar nicht schreiben.
Oder du vergackeierst mich.
Das halte ich für nicht wahrscheinlich, denn als alter  Geschichts-oder Griechischlehrer kann man so formulierungsuntauglich nicht sein...
Schmierst du es einfach hin?
ich bin da schon auf der richtigen Spur.
Und Konfrontation gibt ja auch immer viele Klicks...

Antwort geändert am 19.10.2024 um 20:31 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 19.10.24 um 23:57:
Ich habe eine Konnotation mit dem Rattenfänger von Hameln hergestellt, aber keine von AfD-Anhängern mit Ratten, denn der Rattenfänger von Hameln war dies von Beruf, hat jedoch im Rahmen der Sage Kinder, nicht Ratten gefangen.

"Im Mittelpunkt stehen" sehe ich keineswegs als ausschließlich oder auch nur primär positiv. Auch für den Hassenden steht etwas im Mittelpunkt.

Über meine Intention bei meinen (veröffentlichten) Texten habe ich kürzlich etwas geschrieben. Deiner Unterstellung, mir gehe es um Klicks, schließe ich mich nicht an. Da nach meiner Erfahrung Menschen anderen Menschen gerne das unterstellen, was sie von sich selbst kennen, ergäbe sich allenfalls daraus eine Rückfrage.
Diese nehme ich nicht sehr ernst, denn es ist mir gleichgültig, warum du Texte veröffentlichst.

Ein bißchen interessiert mich die bisher ausstehende Anwort auf meine Frage, warum du meine Texte nicht nur so regelmäßig liest (das hast du beantwortet: Korinthenkacker usw.), sondern warum du sie ebenso regelmäßig kommentierst.
Irgendetwas reizt dich doch daran.
Letztlich freilich: dein Problem.

 Augustus (19.10.24, 12:47)
Die Legende vom rattenfänger wurde wenig von der moralischen Perspektive betrachtet. Was heute das Jugendamt ist, ist in der Legende der rattenfänger. Das Jugendamt entzieht bei entsprechenden gravierenden Umständen den Eltern das Kind nicht, um die Eltern zu strafen, sondern um den Kindern ihr Wohl zu sichern. 
Der rattenfänger entzieht einem „verlogenen“ und „moralisch“ degenerierten Dorf deren Kinder, damit diese nicht gleichfalls verlogen und unmoralisch werden. 
Es wird gesagt, dass er die Kinder nach Siebenbürgen mitgenommen hat, wo sie dann gelebt haben…

 LotharAtzert meinte dazu am 19.10.24 um 14:09:
Siebenbürgen - Transsilvanien - das macht Sinn, da hat er mich auch hingezogen, damals ...

 Graeculus meinte dazu am 19.10.24 um 15:46:
Was heute das Jugendamt ist, ist in der Legende der rattenfänger.

Das ist eine kühne Analogisierung. Aber Deine Deutung, auf die ich nicht gekommen wäre, hat etwas für sich.

Es wird auch noch gesagt, daß einige wenige Kinder, die zu spät zum Treffpunkt gekommen waren, dem Rattenfänger entkommen seien. Anscheinend gilt das Gorbatschow unterstellte Diktum "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben" nicht immer.

 Graeculus meinte dazu am 19.10.24 um 15:47:
An Lothar:

Diese "Giorgia on my mind"-Geschichte werde ich nicht vergessen. Mein Lieblingstext von Dir.

Paßt sie hier? Lassen wir das.

 Klemm meinte dazu am 19.10.24 um 16:19:
Meines Wissens nach ist die Legende vom Rattenfängern von Hameln tatsächlich eine Anspielung auf die Kinderkreuzzüge.

 Graeculus meinte dazu am 19.10.24 um 16:35:
Oh, das wußte ich nicht. Die Sage soll wohl tatsächlich kurz nach dem Kinderkreuzzug entstanden sein.
Dein Plural "Kinderkreuzzüge" verdankt sich dem Umstand, daß es zwei Startpunkte gab?

 Klemm meinte dazu am 19.10.24 um 16:48:
Ja, genau deshalb der Plural.

Ich meine, es in der Schule gelernt zu haben, vielleicht habe ich es auch von meinen Eltern, ob es tatsächlich so ist, weiß ich allerdings nicht.

 Graeculus meinte dazu am 20.10.24 um 00:01:
Doch, doch, das stimmt schon: es gab einen deutschen und einen französischen Zug, die freilich gewöhnlich als "der Kinderkreuzzug" zusammengefaßt wurden, da sie sicherlich nicht zufällig gleichzeitig zustandekamen. Bei solch einer seltsamen Idee gab es gewiß Zusammenhänge.

Was ich nicht weiß, jedoch vermute: Gab es Erwachsene (Priester), welche die Kinder animiert haben? Es werden ja wohl nicht die Kölner Kinder gewesen sein, die Kontakte zu französischen Kindern hatten. Heute (TikTok) kann man sich sowas vorstellen, aber damals?

 Saira (19.10.24, 14:11)
Moin Wolfgang,
 
dein Text beleuchtet die oft tragischen Schicksale von Kindern in der Geschichte, die durch Machtspiele und gesellschaftliche Umstände in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Beispiele aus der biblischen Erzählung, den Kinderkreuzzügen und der Sage des Rattenfängers von Hameln verdeutlichen, wie Kinder häufig als Spielball der Erwachsenen agieren müssen, ohne selbst eine Stimme zu haben.

In der heutigen Zeit, in der politische Strömungen wie die AfD versuchen, die Jugend für ihre Zwecke zu mobilisieren, ist es umso wichtiger, die Bedürfnisse und Rechte von Kindern in den Mittelpunkt zu stellen. Es gilt, ihre Unschuld und Verletzlichkeit zu schützen und ihnen eine Zukunft zu bieten, die von Respekt und Wertschätzung geprägt ist.
 
Ich empfinde deinen Gedankenschwenker zur AfD als besonders gelungen!
 
Liebe Grüße
Saira

 Graeculus meinte dazu am 19.10.24 um 15:50:
Der Gedankenschwenk zur AfD ist natürlich der kritische Punkt an diesem Text, d.h. der, dem nicht alle zustimmen werden.
Zumindest diese TikTok-Strategie der AfD paßt meines Erachtens aber in den Kontext, denn diese Kurzfilmchen - vor allem von Maximilian Krah - sind ausgesprochen manipulativ, wie so vieles auf TikTok. Und es handelt sich um eine sehr bewußte Strategie!

 Moppel meinte dazu am 19.10.24 um 20:33:
also bitte. du sagst es ja selbst...

 Graeculus meinte dazu am 20.10.24 um 00:03:
Daß ich diese AfD-Strategie bei TikTok für Kinderfängerei halte? Selbstverständlich sage ich das. Nur halte ich das lediglich für ein Beispiel für ein umfangreicheres historisches Phänomen.

 Klemm meinte dazu am 20.10.24 um 01:45:
Graeculus, kennst du das schreckliche Schlumpfvideo? Ich möchte es nicht teilen und empfehle auch nicht, es in einem ungeschützten Browser zu sehen, bei KV wird ja täglich deutlich, was Algorithmen aus Menschen machen können.

 Graeculus meinte dazu am 20.10.24 um 22:50:
Das schreckliche Schlumpfvideo kenne ich nicht und weiß nicht einmal, worum es da geht. Das ist anscheinend kein großes Defizit.

 Klemm meinte dazu am 21.10.24 um 02:31:
Nein, es ist nur ekelhaft. Ein Ausschnitt der Schlümpfe wird mit AfD Propaganda synchronisiert. Die harmonische Volksgemeinschaft die von bösen, fremden Mächten gestört wird, Schlaubi ist ein Denunziant, der einen Faktencheck machen will und besiegt wird. Im Podcast Fashion the Gaze wird der Ton vorgespielt und analysiert:

https://www.podcast.de/episode/629585933/nazis-auf-tiktok-live-at-radikal-jung-festival

 Graeculus meinte dazu am 21.10.24 um 13:58:
Ich glaube, ich bleibe dem fern.
Anscheinend bestätigt es meinen Eindruck von dem bauern- bzw. kinderfängerischen TikTok-Engagement der AfD.

 Klemm (19.10.24, 16:44)
Es bliebe zu erwähnen, dass auch im Nationalsozialismus besonders die jungen (nach dem 1. Weltkrieg geborenen) Leute, begeisterte Anhänger der Nazis waren; deren Elterngeneration war diesbezüglich verhaltener.

Interessant in diesem Zusammenhang, weil nicht apologetisch, finde ich Christa Wolfs Versuche, sich dem von Hitler begeisterten Kind bzw. der Jugendlichen anzunähern, das, die sie einmal gewesen ist.
Das Aufpumpen mit völkischen Wir-Gefühlen ist nun einmal besonders bei solchen Menschen erfolgreich, die ihre Stärken und Schwächen (noch) nicht in ein realistisches Selbstbild integrieren konnten. Der Narzissmus als Entwicklungsphase ist (noch) nicht überwunden, sie sind empfänglich für Feindbilder, und bereit, ihren gesammelten Weltschmerz und die der Komplexität der Wirklichkeit gegenüber empfundene Ohnmacht auf diese zu projizieren. Es fällt ja immer wieder auf, dass die AfD-Anhänger und -Apologeten nicht in der Lage sind, Aussagen- und Personenkritik voneinander zu trennen. Bei Jugendlichen ist es verständlich, bei Erwachsenen einfach nur traurig.

 Graeculus meinte dazu am 19.10.24 um 16:51:
Darauf werde ich noch eingehen. Mir fällt gerade auf, welchen Wert die christlichen Kirchen auf die - unbiblische - Kindertaufe bzw. die Juden und Moslems auf die Beschneidung von Kindern legen. Man kann sie offenbar nicht früh genug an sich binden, unabhängig von jeder reflektierten und mündigen Entscheidung.

 Klemm meinte dazu am 19.10.24 um 17:03:
Wobei in dem Zusammenhang interessant ist, dass gerade einige besonders strenge christliche Sekten wie die Amischen die Erwachsenentaufe praktizieren, den Jugendlichen wird während der Phase des Rumspringa zugestanden, die Weltlichkeit auszuprobieren. Trotzdem entscheiden sich die meisten dafür, in die Gemeinschaft, in der sie sozialisiert wurden, zurückzukehren. Die frühe Sozialisierung ist nun einmal prägend, wenn auch nicht vollständig determinierend.

 Regina meinte dazu am 19.10.24 um 17:05:
Um alles das zu verbinden, müsstest du aber einen anderen Textaufbau herstellen und die Überschrift ändern, etwa in "Nichtsexueller Kindesmissbrauch in politischen Zusammenhängen". Besser, wie gesagt, das wichtigste Thema herausgreifen und gründlich bearbeiten.

 Moppel meinte dazu am 19.10.24 um 20:33:
ich versuchte das bereits klar zu machen, Regina...

 Graeculus meinte dazu am 20.10.24 um 00:07:
"Nichtsexueller Kindesmissbrauch in politischen Zusammenhängen".

Was ist denn das für ein Titel, Regina? Das gibt es wieder, was ich meine, doch als Titel ist es völlig ungeeignet.

Daß ich das Thema anders hätte angehen können - ja. Wie gesagt, es handelt sich um einen nächtlichen Einfall.
Daß es es anders hätte angehen müssen - nein.
Soweit ich es sehe, ist dieses Thema bei kV noch nie angesprochen worden; und wenn ich jetzt zu Gedanken angeregt haben sollte, ist es gut. Zumindest bei einigen Kommentatoren scheint mir das der Fall zu sein. Aber einen Text zu schreiben, der Moppel gefällt, das ist mir wohl nicht gegeben.

 Graeculus meinte dazu am 20.10.24 um 00:09:
Man hat ja eine gewisse Vorstellung von seinem Zielpublikum. Moppel gehört gewiß nicht dazu. Um so auffallender, daß sie sich immer wieder auf meine Texte einläßt - nicht freundlich, aber immerhin. Es überrascht mich.

 Graeculus meinte dazu am 20.10.24 um 00:25:
An Klemm:

Es gibt bzw. gab einige christliche Sekten, welche zur Erwachsenentaufe übergegangen sind, z.B. die "Täufer" bzw. "Wiedertäufer". Diese wurden extrem verfolgt.

Von den Amischen habe ich es noch nicht gehört, speziell das "Rumspringa" nicht.

Auch wenn die Sozialisierung bis dahin die Entscheidung des Erwachsenen oder Heranwachsenden beeinflußt (es geht ja auch um seine Zugehörigkeit zu seiner Gruppe vs. soziale Isolation), macht es einen wichtigen Unterschied aus, daß der die Entscheidung selbst trifft und nicht Eltern und Taufpaten.

 Klemm meinte dazu am 20.10.24 um 01:40:
In den USA gibt es mehrere Sekten, die ausschließlich Erwachsenentaufen betreiben, darunter die Baptisten, die Anabaptisten und die Mennoniten, von denen sich einst die Amischen abgespalten haben. Die Quaker lehnen die Taufe gänzlich ab.

Ja, es macht es einen Unterschied, es fragt sich nur, wie groß dieser tatsächlich ist, da wären wir wieder bei der Schwierigkeit zu bestimmen, wie frei eine Entscheidung ist, wenn die freie Entfaltung eingeschränkt ist. Immerhin theoretisch halte ich das Rumspringa für einen guten Ansatz. Auch sonst sind die Amischen eine verträgliche Sekte, es ist ihnen nicht daran gelegen anderen ihren Glauben und ihre Regeln aufzudrängen; z.B. lassen sich viele von ihnen nicht impfen, wollen aber niemanden dazu bewegen, es ihnen gleichzutun. ihr Motto ist: "in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt", sprich: friedliche Koexistenz. Ich persönlich lehne an Religionen besonders den Missionseifer ab (stärker als die Kindstaufe), religiöse Gruppen, die nicht missionieren, sind angenehmer, das sieht man ja auch an den Drusen. Andererseits wurde mir auch keine Taufe angetan, die Bibel war für mich als Kind auch nichts anderes als Grimms Märchen.

 Graeculus meinte dazu am 20.10.24 um 22:49:
Wie der Zufall es gefügt hat, gab es heute auf arte eine Dokumentation über die Amish People zu sehen.
Du hast völlig recht: zwischen 16 und 20 gibt es das Rumspringa; danach müssen sie sich entscheiden: für oder gegen die Taufe.

Die Sozialisation bis dahin, die Schule, empfinde ich allerdings als recht manipulativ. Der wichtigste Unterrichtsstoff ist die Bibel, alles andere wird nur sehr eingeschränkt bis gar nicht unterrichtet, speziell die Naturwissenschaften. Der Unterricht dauert nur bis zur 8. Klasse, d.h. es gibt weder High School noch College.

Wenn ich es richtig verstanden habe, führen sie ihre Tradition bis zu den Täufern des 16. Jhdts. zurück.


Nett ist das alles ja trotzdem.

 Graeculus meinte dazu am 20.10.24 um 22:50:
Danke für die Information über das reizende Rumspringa!

 Klemm meinte dazu am 21.10.24 um 02:44:
Ach, lustiger Zufall!

Ich glaube die Schulen unterscheiden sich je nach Gemeinde, in manchen sind die religiösen Inhalte auf Gebete und das Lesen von Bibeltexten beschränkt, der Fokus liegt auf Lesen, Schreiben, Rechnen; Naturwissenschaften sind natürlich überall ausgeschlossen.

Interessant fand ich die Haltung einer amischen Gemeinde anlässlich eines Amoklaufs durch einen Lastwagenfahrer, der nicht zu den Amischen gehörte. Vergebung ist wohl ein besonders wichtiger Bestandteil ihrer Religionsauslegung und so haben sie sich auch verhalten, als vier Kinder getötet wurden und ein fünftes zum lebenslangen Pflegefall wurde. Sie haben die Frau des Täters kontaktiert und mit ihr gemeinsam getrauert.

 Graeculus meinte dazu am 21.10.24 um 13:56:
Ja, auf Richtungen unterschiedlich strenger Observanz wird auch in dem Film bezug genommen.

Interessant fand die die Aussage einer Amish-Frau, die sagte: "Wir sind keine Heiligen. Inzest gibt es bei uns und sogar den sexuellen Mißbrauch von Kindern."

Der Film lief gestern unter "Re:" von 19.30 bis 20.15 Uhr.
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