Der Teddybär

Anekdote zum Thema Kinder/ Kindheit

von  Graeculus

Als kleines Kind bin ich wegen eines Bruchs der Bauchfelldecke operiert worden: Krankenhaus, Vollnarkose, Bauch aufgeschnitten, zugenäht.

In einem Bett liegend kam ich wieder zu mir und sah, daß mein geliebter Teddybär nicht in diesem Bett, sondern in einiger Entfernung auf einem Stuhl saß. Daher bin ich über das Gitter geklettert und habe mir den Bären geholt.

Dabei bin ich erwischt worden und fand mich in einer Kontroverse mit dem geballten medizinischen Personal wegen völlig unangemessenen postoperativen Verhaltens. Schließlich konnte die frische Wunde jederzeit wieder etc. pp. Dieser Auseinandersetzung war ich als Kind selbstverständlich in keiner Weise gewachsen.

Heute weiß ich, was ich damals hätte antworten sollen: „Ihr hättet mir unbedingt den Teddybär an meine Seite, in mein Bett legen müssen!“


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Kommentare zu diesem Text


 hehnerdreck (24.07.24, 16:46)
Hier zeigt sich wieder einmal, wie ignorant manche besserwisserische Erwachsene gegenüber den einfachsten Bedürfnissen von Kindern sein können und es dadurch zu postoperativen gefährlichen Risiken gekommen ist.

 Graeculus meinte dazu am 24.07.24 um 22:57:
Seien wir also bessere Erwachsene.

 Lluviagata (24.07.24, 18:52)
Ach, Master Graeculus,
unsereiner muss heutzutage noch am Tag der OP aufstehen, Naht hin oder her. ^^
Damit bist Du einer der Vorreiter der Anti-Thrombose-Bewegung gewesen.

 Graeculus antwortete darauf am 24.07.24 um 23:00:
Im Ernst? Wegen Thrombose-Gefahr? Dagegen gibt es doch Blutverdünner, temporär eingenommen.

 diestelzie schrieb daraufhin am 25.07.24 um 07:19:
Die werden nicht eingenommen, die werden injiziert. Bei Kindern allerdings nicht. Da gibt es noch keine Thrombosegefahr. So lange wie früher die Leute nach der OP im Bett liegen mussten, bleiben die heute nicht mal mehr im Krankenhaus. Die Krankenkassen müssen schließlich auch sparen 😥.
Am schnellsten mobil sind übrigens immer die Raucher 😊.

☀️☀️

 AchterZwerg äußerte darauf am 25.07.24 um 18:40:
. :D 
Köstlich, Kerstin!

 diestelzie (24.07.24, 19:26)
Es muss schlimm gewesen sein  damals für ein Kind in einer solchen Situation, so ganz ohne Mama, Papa und der Teddy auch nicht greifbar. Zumindest wusstest du dir selbst zu helfen und ich denke, ganz im innersten Inneren hat das Krankenhauspersonal dich dafür bewundert  ;) .

Liebe Grüße 
Kerstin ☀️

 Graeculus ergänzte dazu am 24.07.24 um 23:03:
Teddy nicht da? Hole ich mir!
Als schlimm habe ich nur die anschließende Strafpredigt in Erinnerung. Daß sie irgendeinen Fehler eingesehen oder mich irgendwie bewundert hätten, habe ich nicht in Erinnerung. Aber es waren noch andere Zeiten ... mit Ärzten und Krankenschwestern, die sich wohl im Krieg jede Weichheit alias Wehleidigkeit abgewöhnt hatten.
Ich hoffe, daß sowas heute nicht mehr vorkommt. Jedenfalls nicht hier.

 Augustus (24.07.24, 20:48)
Medizinisch geschult heißt nicht pädagogisch geschult. Im arbeitsalltag wird gern vieles übersehen, insbesondere Kleinigkeiten. Wer erachtet als Erwachsener die Wichtigkeit des Teddybärs? Wohl niemand. Der Schluss daraus folgt, dass das wertlose oder unwichtige, was der Teddybär in den Augen des Personals darstellt, nicht im Verhältnis zu den Gefahren und Risiken steht, die die Wunde betreffen. Daher ist typische Reaktion des Personals gar nicht abwegig. 
Dass der Patient die Nähe der Eltern gebraucht hätte und Ersatz im Teddybären gefunden hatte, verstand auch niemand. 

Tja, so offensichtlich wählten die Beteiligte alle falsche Antworten, wogegen die Lösung eine einfache gewesen wäre. Gab es nicht den Knopf, den man drücken konnte, damit das Personal hergeilt kommt?

 Graeculus meinte dazu am 24.07.24 um 23:06:
Wie's heute damit steht, weiß ich nicht; aber für die damalige Zeit glaube ich nicht, daß eine psychologische Schulung zur medizinischen Ausbildung gehörte.

Ich glaube nicht, daß es (ca. 1952) eine Klingel an den Betten der Kinderabteilung gab. Eine andere Frage ist die, ob man, noch benommen von der Narkose, an sowas denkt.

 Gabyi (25.07.24, 12:13)
Das erinnert mich an meine eigenen Erlebnisse. Als ich mein Lieblings-Lamm mitnahm, als mir brutalst die Polypen herausgerissen wurden. Es stand auf der Fensterbank und konnte mich nicht beschützen. Es fühlte sich so an, als ob ein Vorschlaghammer meinen Schädel zertrümmerte. Danach bekam ich einen Kreislaufkollaps. Seitdem sind Ärzte bei mir out.

 Graeculus meinte dazu am 25.07.24 um 23:25:
Oh, Polypen, dazu habe auch ich sehr unangenehme Erinnerungen aus etwas späterer Zeit.
Was soll man zu Ärzten sagen? Bestimmt gibt es sympathische ... aber ich habe in meinem Leben erst einen einzigen kennengelernt, mit dem ich mir eine Freundschaft hätte vorstellen können. Einen in 75 Jahren.

 AchterZwerg (25.07.24, 18:43)
Genau,
wir wollen alles. Und zwar sofort! 8-)

 Graeculus meinte dazu am 25.07.24 um 23:27:
Nicht alles, so unbescheiden bin ich höchstens bei Büchern. Aber als Kind allein in einem Krankenhaus, da will man doch wenigstens seinen Teddy ... oder was immer man als Kuscheltier liebt.
Agnetia (66)
(26.07.24, 20:21)
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 Graeculus meinte dazu am 27.07.24 um 21:47:
Auch bei mir kamen spätere noch andere Krankenhaus-Erfahrungen hinzu, die dazu beigetragen haben, daß ich eigentlich nur Zahnärzte respektiere.

Aber wer weiß, was uns noch bevorsteht? LotharAtzert hat kürzlich geschrieben, daß er sich sehr davor fürchte, in einem Krankenhaus zu sterben. Das kann ich nachvollziehen.
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