In der Felswand

Text

von  Nanna

In der Felswand

 

Wie soll ich dir in hellem Licht begegnen?

Du bist so nah an mir vorbeigegangen,

als hätte mit uns etwas angefangen.

Wenn ich jetzt weine, wird es Nadeln regnen.

 

Die kurze Wärme fühle ich noch immer:

Da war kein Mut, beherzt nach ihr zu fassen.

Es wär so schön, die Nähe zuzulassen.

Hast du von dieser Sehnsucht einen Schimmer?

 

Weck mich aus den Träumen,

tritt einen Schritt zurück,

dass ich nicht vergehe in der Glut!

Weck mich aus den Träumen;

was wäre das für Glück,

wenn es ohne Sinn verkocht, mein Blut?

 

Ich will dich so mit einer Geste rühren:

Du schaffst es, tiefes Fühlen zu erwecken,

ganz ohne dein Herz damit anzustecken.

Ich weiß, ich weiß, es soll ja zu nichts führen.

 

Ich bin nicht hübsch, da ist es gut zu schweigen.

Was hättest du von meiner plumpen Liebe?

Ich flüstere dem Trugbild zu: Zerstiebe!

und werd mich in der Felswand nicht versteigen.

 

Weck mich aus den Träumen…

 

Du weißt, dass ich zu haben wär

im Dunkel des Moments.

Du lachst sofort, nicht hinterher.

Mein Elend, nun verbrennt ’s.

 

Weck mich aus den Träumen…



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Kommentare zu diesem Text


 Isensee (25.10.24, 11:24)
Dann mal in „In der Felswand“ – und die Kletterausrüstung ist auch bitter nötig, um sich durch diese metaphernlastige Bergwelt zu kämpfen. Und wie’s beim Klettern so ist: Man kann hoch hinaus, aber die Luft wird dünn, wenn man es sich unnötig schwer macht. Hier wird mehr geheult als geglänzt, und zwischendrin weiß man gar nicht mehr, wohin die Reise eigentlich gehen soll.

Einzelne Problemchen:

„Wie soll ich dir in hellem Licht begegnen?“ 
Ah ja, der Klassiker: Das „helle Licht“. Klingt das nach einem Anfang, der an die Substanz geht? Leider nicht wirklich. Statt einem knackigen Einstieg bekommen wir den Schimmer einer Frage, die aus der Dämmerung heraus nuschelt. Wie wär’s, wenn hier statt „helle Licht“ gleich die Konfrontation käme? Irgendwas wie: „Wie soll ich dich hier oben entblößen?“ Bisschen mehr Mut! Trau dich!

„Wenn ich jetzt weine, wird es Nadeln regnen.“ 
Nadeln regnen, oha! Wer hat das jetzt verstanden? Was hat das mit dem Liebesdrama zu tun? Dieses Bild fühlt sich an wie ein Reißverschluss im Wintermantel, der klemmt und reißt. Warum nicht statt der platten Nadelwolke einfach: „Wenn ich wein', bohren sich Stacheln in die Brust.“ Eindeutig, präzise, kein atmosphärischer Blindgänger.

„Die kurze Wärme fühle ich noch immer: Da war kein Mut, beherzt nach ihr zu fassen.“ 
Das ist wie ein zerfallener Keks: trocken und bröckelig. Kurz, beherzt... warum nicht gleich auf den Punkt kommen und sagen: „Deine Nähe brannte wie Wachs an der Hand“ oder irgendwas mit einem Moment, der sich tatsächlich festbeißt und im Gedächtnis bleibt?

Der ewige Ruf nach „Weck mich aus den Träumen“ 
Ja, dieser Satz taucht wieder und wieder auf, und leider wird er auch mit jedem Mal weniger eindrucksvoll. Man kann den Leser nicht alle paar Zeilen „wecken“ und dann trotzdem im selben Traumsumpf bleiben. Würde besser funktionieren, wenn er einmal mit voller Wucht käme – und dann vielleicht in einer Variation. So bleibt's eher eine Dauerschleife wie im Fahrstuhl, die irgendwann selbst die dickste Romantiker-Schicht durchgescheuert hat.

„Was hättest du von meiner plumpen Liebe?“ 
Okay, das ist fast ein Lichtblick, fast. Aber mal ehrlich: „plumpe Liebe“ klingt so wenig nach Liebeskummer und mehr nach abwertender Selbstironie – passt hier irgendwie wie der Elefant ins Porzellan. Warum nicht auf den Kern gehen und sich diese ironische Wendung sparen, die alles wieder weichzeichnet? „Was bring ich dir? Nur meine Stümp'rigkeit.“ Weniger gekünstelt, mehr aus dem Bauch heraus – so was wär das.

Letzte Zeilen – oder: Der Abstieg 
„Mein Elend, nun verbrennt ’s.“ Hier endet das Gedicht mit einem Schwelbrand, der dann doch eher in Qualm aufgeht als in Rauch und Flamme. „Mein Elend, nun verbrennt’s“ – da bräuchte es mehr als ein bisschen halbgaren Weltschmerz, um den Abgang echt wirken zu lassen. Will das lyrische Ich jetzt den Schlussstrich ziehen? Oder wieder nur ein bisschen metaphorisch Selbstmitleid streuen?

Fazit 
Dieses Gedicht will poetisch zart sein, verliert sich aber in Nebelschwaden aus Unsicherheit und zu vielen angedeuteten „Was wäre, wenn“. Da braucht’s definitiv weniger Melodramatik und mehr straight-to-the-point! Weniger Drama, mehr Punktlandung, sonst klemmt die Seilbahn und die Felswand bleibt für immer unerklommen.

 Nanna meinte dazu am 25.10.24 um 21:14:
Danke für deine Kritik. Vielen Dank, dass du dir solche Arbeit gemacht hast. Ja, ich neige wirklich zur Melodramatik. Aber so lange das so ist, werden meine Texte auch so bleiben. Ändern kann ich sie erst, wenn ich mich selbst geändert habe. Sonst ist es nämich Betrug an der Aufgeschlossenheit der Leser.
Deine Metaphern sind sehr intensiv und farbig. Übernehmen werde ich sie nicht. Ich bin einfach (noch) nicht an dem Punkt angekommen. Steht ja schon da.
Danke noch mal und freundliche Grüße
Nanna
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