Tee

Text

von  Mondscheinsonate

Lena und Luzie, eigentlich Luise, saßen im Cafe Drechsler, in der Linken Wienzeile und tranken Tee. "Die Zigaretten gehen schon im Kaffeehaus ab," sagte Lena, da sagte Luzie: "Das Rauchverbot ist auch der Hauptgrund für das Kaffeehaussterben, eigentlich absurd. Ich finde es rauchfrei angenehmer." Lena verzog die Nase, meinte noch, dass das ein unverzeihlicher Eingriff sei, da schwieg Luzie, weil es blöd war. 

"Der Typ hat dir wirklich bei einer Diskussion einen Beweis hingelegt, dass du ganz etwas anderes gesagt haben sollst, eine Nachricht?" fragte Luzie, um vom Nichtraucherschutz abzulenken. "Ja, hat er, ich habe am soundsovielten um soundsoviel Uhr das geschrieben," antwortete Lena.

"So etwas Krankes habe ich noch nie gehört, mich wundert nicht, dass dem alle Tussis davonlaufen!" sagte Luzie. "Nun, er meinte, es seien immer die Frauen Schuld," legte Lena nach.

"Scheißtyp!" lachte Luzie und trank grinsend einen Schluck Tee.

"Allerdings!" betonte Lena. 

Lena sagte nicht, dass dieser Typ sie traumatisiert hatte, von 0 auf 100 ging, als sie ihn ablehnte, sie hatte Angst vor dem. 

"Sag, hast Du dem Franz den 500 gegeben?" fragte Luzie.

"Nein, noch nicht." sagte Lena ruhig.

"Das musst du noch, unbedingt, versprich mir das!" antwortete Luzie besorgt und sehr unruhig, stellte dabei ihre Teetasse auf den Untersetzer zurück und zur Beschwörung berührte sie Lenas Unterarm, den diese zurückzog.

"Und weißt du," sagte Lena, "gestern hat die Karin..." - Luzie unterbrach sie, sagte: "Du weißt, was der Franz mit der Kleinen aus Brünn gemacht hat, die liegt jetzt im AKH, ob sie durchkommt ist fraglich." 

"Also, die Karin hat gestern einen gehabt, der wollte, dass sie ihm Liebe schwört, der war fast 80!" lachte Lena.

"80? Ernsthaft? Der kann noch?" fragte Luzie verwundert.

"Nein, eh nicht mehr, er erzählte nur von Potenz, brauchte eine Zuhörerin." Beide lachten nun. 

"Lena," Luzie griff in ihre sackartige Tasche, "da hast du den 500, den gibst du heute noch dem Franz und mir eben dann zurück, wenn du hast." Sie schob diskret das Geld zu Lenas Teetasse. 

Lena schwieg, sah kurz auf das Geld und nickte, steckte es ein. 

"Es gibt schon einsame Männer," sagte Lena, "eigentlich arm," fügte sie noch hinzu. 

"Und es gibt kranke Männer, so wie den Franz," fügte Luzie hinzu. 

"Wir sehen wie sie wirklich sind," sagte Lena nachdenklich.

"Ja," sagte Luzie, "und Krankenhauspersonal." 

"Besonders in der Patho!" lachte Lena.

"Die sehen auch uns, viel zu früh" sagte Luzie trocken. 

Luzie dachte daran, dass sie Lena das Geld für Franz gab und nun selbst nicht bezahlen konnte. Sie trank ihren Tee in Ruhe aus.

"Wem hast du heute?" fragte Luzie.

"Den Rodeoreiter," sagte Lena.

Luzie lachte, fragte: "Ist das der, der immer mit dem Cowboyhut wachelt, wenn er dich von hinten nimmt?" 

"Ja!" lachte Lena.

Beide konnten sich nicht mehr einkriegen. "Und du?" fragte Lena.

"Das indische Tuch!" grinste Luzie.

"Ah, der, der dich immer mit Seidenschals fesselt und nach Curry riecht?" fragte Lena.

Wieder lachten beide. 

Beide bezahlten und gingen gemeinsam aus dem Kaffeehaus. Küsschen links und Küsschen rechts, verabschiedeten sich.

Lena sah Luzie danach nie wieder, aber Franz, den oft. 


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