Ein letzter Brief

Text

von  Mondscheinsonate

Lieber,


was schreibe ich im letzten Brief, in der letzten Nachricht? Ratlos und traurig sehe ich in mein volles Wasserglas.
Vielleicht, dass es mich kränkt, wenn ich einen Brief schreibe und Du liest bereits den zweiten in Folge nicht. Vielleicht, dass ich mit Dir in meinem Leben immer unglücklicher werde, ohne Dich todunglücklich sein werde. Dass ich also zwischen Pest und Cholera schwanke. Ich habe Dir bereits geschrieben, dass unsere einzige Verbindungsmöglichkeit in der Kommunikation liegt und ich es eigentlich extrem kränkend finde, wenn Du nicht einmal fähig bist, mir zu schreiben, dass es momentan nicht geht. Ein einfacher Satz, in 30 Sekunden geschrieben. Aber ja, es ginge, Du willst nur nicht, wie so oft. 
Ich möchte nicht mehr, dass alles nach Dir geht, ich bin nicht Deine Angestellte, auch keine Unterlegene. Ich will nicht mehr umwerben, ich will umworben werden. Ich will nicht mehr Unsummen für Nachrichten zahlen müssen, die dann angeschwiegen werden. Ich will nicht auf Deine Gnade hoffen, dass ich Dir zufällig einfalle. Ich will nicht mehr hoffen, dass Du Dir zwischen Flughafen und Zahnarzt ein Stündchen frei nimmst. Ich möchte nicht mehr Platz 999 auf der Agenda sein. Das hat niemand verdient. 

Ja, Du bist wankelmütig, ich auch, aber wenn ich jemanden gerne habe, dann gibt es kein "Heute mag ich sie - morgen nicht", ich denke das war deutlich und weil sich nichts, rein gar nichts ändert, weil ich Dir das schon zweimal geschrieben habe, werden wir hier einen Schlusspunkt setzen. 
Du weißt, ich habe Dich lieb, das bleibt auch, vermutlich mein Leben lang, aber ich gehe jetzt wieder in meinen Selbstwert und löse mich von der Kriecherei. 

Du bist der liebste und wunderbarste Mann für mich, aber das funktioniert nicht. 
Du hättest ja noch zwei Brieflein, die, damit Du siehst, wie sehr ich an Dir hänge, gesetzt den Fall, Du nimmst Dir Zeit. Ich habe sie mir während des Schreibens genommen, das waren Stunden und ja, ich habe auch wenig Zeit, das weißt Du. 

Und, ehrlich gesagt, habe ich diese Anschweigerei einfach nicht verdient, das ist so respektlos, zeigt, dass ich in Wahrheit nichts wert für Dich bin. Dich interessiert auch nichts, rein gar nichts aus meinem Leben, ich blieb stets ein Traum, den Du Dir zusammengeträumt hast. Oft hast Du mir nicht einmal auf ein "Wie geht es Dir?" geantwortet, mir signalisiert: "Das geht Dich nichts an." 

Und ja, ich habe Dich idealisiert, was dringend notwendig war um alles im Glanz zu halten. 


Ich schrieb Dir mal, dass in Zwischenmenschlichkeiten immer beide Schuld sind. Hier auch. Ich habe zu viel investiert, obwohl ich wusste, es kann gar nicht viel kommen. Du bist für mich ein Concerto in D Minor BWV 974  2.Adagio, ein immer wiederkehrendes Thema, ich spiele es nur für Dich.

Und ja, es scheitert immer an den Erwartungen. Ich bin jetzt der Daueranschweigerei der letzten Zeit müde geworden. Verständlich, nicht?

Mach's gut. 

Ich hab Dich lieb, vergiss das nie, es soll Dich an einsamen Tagen wärmen. 

C.



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