'nachtwachen'-betrachtung
ja was seh’ ich da im bilde
so ne art von schützengilde
zeitgerecht armierte laffen
die blöd aus der leinwand gaffen
wichtigtuerisches spreizen
und der maler darf nicht geizen
nicht mit licht und nicht mit schatten
den auch damals manche hatten
fahne trommel helme hüte
himmelherrgottmeinegüte
wie bei einer modenschau
und zentral glänzt schweinchen schlau
voll gepolt auf spitze buben
die gern einbrechen in stuben
oder feind liegt auf der lauer
zu erstürmen städt’sche mauer
wenn die nacht einbricht und macht
daß das bürgerwehrherz lacht
hellebarden lanzen flinten
nicht nur vorne nein auch hinten
fuchteln kerle damit rum
also mir ist das zu dumm
dies gemalte ist ein schinken -
darauf geh ich jetzt ein’ trinken
laß auch den gedanken ruh’n:
was will mädchen da mit huhn
das am gürtel leblos hängt
und nicht mehr ans trinken denkt...
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wenn ich so den herbst betrachte
der schon schön tabula machte
rasa ja in wald und feld
und auch sonst nicht an sich hält
nein uns heut’ mit kälte plagt
dass wer sich kaum aussi wagt
wird mir klar wie mich verschärft
dieser herbst bereits längst nervt...
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Menschen trachten, das kanns geben,
andern Menschen nach dem Leben.
In der besten aller Welten
kommt das in Betracht mehr selten,
denn kein Grund besteht zu Klagen
bei gebührlichem Betragen,
welches holde Eintracht ziert
und wohl kaum zu Zwietracht führt.
Menschen trachten gleichermassen,
weil die Spuren schnell verblassen
eines auch recht langen Lebens,
oft nach Ruhm - zumeist vergebens:
Trächtigkeit nur an Skandalen
führt noch nicht in die Annalen -
die Präsenz in "gelben Pressen"
ist banal und schnell vergessen.
Trachten heißt ins Auge fassen
und nicht aus den Augen lassen:
Offen allem, was sich zeiget,
fällt ins Auge viel, das neiget
fassend ihm sich zu, nimmt’s wahr -
wahrnehmbar reicht’s sich ihm dar.
Mensch betrachtet sich und Bilder,
ne Tracht Prügel kriegt ein wilder
Bengel oder auch ne Göre
nach dem Motto: Fühl und höre!
Mensch trägt Tracht in vielen Ländern
und bezeugt mit solch Gewändern
Herkunft, Heimat, Gegend, Orte
so, wie durch der Mundart Worte.
Tracht ver-hüllt und bietet Raum
kragenabwärts bis zum Saum
für den Körper, decket Blöße -
wichtig ist die richt’ge Größe.
Tracht ist Nahrung auch von Bienen,
Niedertracht gibt’s nicht bei ihnen;
Tracht steckt gleichfalls in Getreide -
Frucht trägt dies wie Herz ein Leide;
Tracht ist Last und Tracht ist Trage,
sinnträchtig ist manche Sage;
trächtig ist im Stall die Stute,
Fracht wie Sand trägt eine Schute -
Bauch hat Schiff und Bauch hat Tier:
Raum ist wirksam dort wie hier...
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angefacht einst leib und seele
mensch steht auf zuinnerst weit
feuer in uns brenne schwele
flamme der ergriffenheit
züngelt schmiegsam über ränder
kommt zu wort erglüht im blick
wesen lehnt am sprachgeländer
spricht entsprechend dem geschick
bilder streifen schön durch räume
boden wankt und decke bebt
wände tränken wilde träume
sehnsucht (w)irr um fenster schwebt
hand oft scheu mag gerne greifen
herz gefasstes sinkt oft hin
viel am baum des lebens reifen
früchte reich an reiz und sinn...
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Ukrainerin in Tracht (1916)
es trachtet der mensch bei betrachtung der welt
in erster linie zumeist nicht nach geld
doch zieht das natürlich stets mit in betracht
weil leben sich schwerlich ganz bargeldlos macht
das gilt von der frau in der tracht die an brauch
erinnert – ukrainisch vor langer zeit – auch...
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RUNDGANG & KREISLAUF
Ein Mühlenrad am Wegesrand,
vor dem ich früh schon sinnend stand,
nahm Wasser auf, gab Wasser ab -
dies Wechselspiel hielt es auf Trab.
Nirgends Anfang oder Ende,
stetes Drehen nur und Wende:
So kehrt Gleiches immer wieder -
aufsteigt´s erst und sinkt dann nieder.
Der ew´ge Schwung, die ew´ge Runde
ist mit dem Mittelpunkt im Bunde,
der insgeheim die Grenzen zieht
und über die kein Kreislauf flieht.
Geburt und Tod, ein Kreis, ein Bogen,
ganz wunderbar um uns gezogen,
so rätselhaft, so zugeneigt
der Mitte, die sich selten zeigt.
Die Lebensjahre sind wie Speichen,
die alle bis ins Zentrum reichen;
und was den Ablauf letztlich treibt,
ist “bloß“ die Zeit, die allem bleibt.
Die Wasser-Zeit fällt in die Fächer
des Lebens-Rades niemals schwächer -
sie ist dieselbe alle Jahre,
von der Entbindung bis zur Bahre.
Selbst wenn sie abzunehmen scheint
am Lebensabend, wie man meint,
erfüllt sie dabei voller Kraft
den Kreis, der neues Leben schafft...