Californien Dreamin'

Schundroman zum Thema Ermutigung

von  LotharAtzert


Zu den Bränden in Kalifornien, - schon das Wort ist zur vorderen Hälfte bedenkenswert, ists doch islamischen Ursprungs. Was ist der Kalif von Bagdad? Aber mir fiel das nach einem Kommentar von Regina spontan ein:

 

Schon als Kind wurde ich zum Friseur gebracht und später durfte ich auch schon alleine hingehen, also privat, nicht das, wo Mutter mich mitnahm, aber das Datum und die Uhrzeit wurde alles beschlossen, ich hatte zu gehorchen, sonst Prügel und so trabte ich los. Wie die Familie hieß, weiß ich heute leider nicht mehr, aber der mir die Haare schnitt, den nannten alle in Bad Vilbel „Krawwel“, der sah ähnlich aus, wie Charly Chaplin, der genaue Grund, weshalb man ihn so nannte, blieb mir verborgen, - ich schaute ihn besorgt an und jammerte „aber bitte nicht so kurz wie beim letzte mal“. Wozu Friseurmeister Krawwel seufszend entgegnete: „Lothar, was soll ich machen, du kennst doch das blöde Spiel, dein Vater schickt dich sofort wieder her“,- wir hatten da noch kein Telefon und in der Tat, das blöde Spiel schien immer dasselbe. Da gings um Millimeter. Was mir natürlich später zum Vorteil gereichte, als ich Wort und Bedeutung von Samsara hörte: Beständiges Wandern. Ja, auf und ab und rein und raus und oben und unten und dies und das und … der Flucht ins Kloster entsprechend, hätte ich zum Jugendamt gekonnt … aber wegen einem  Haarschnitt, nein.

 

Daß er dann an Alzheimer erkrankte, hab ich ihm nie gewünscht, aber ich verstand das irgendwie auch, daß das Verdrängte,  sobald das jedem Einzelnen zugestandenes Maß voll ist, die Tür oder der Sack aufspringt und das Eingeschlossene sich das zurückholt, was ihm bisher an Leben genommen wurde.

 

Schon vor Woodstock ahnte ich instinktiv, was W. Döbereiner später mit „Zeichen setzen“ meinte. Zum Beispiel Sex Druggs and RocknRoll, das war mir nur eine andere Art von Zwang, eine andere Art von Zeichen der Nichtanwesenheit dessen, was man vorgibt, zu sein: frei von allen Zwängen.

Aber nein, sobald du irgendwo dazugehören willst, sitzt du in der Falle, mußt machen, was die Dazugehörenden machen, in dem Fall ficken, drücken und E-Gitarre spielen, ob du willst oder nicht. Sonst kommst du nicht rein. Und bist du drinn, kommst du nur selten wieder raus. Und daß man sich gern Skorpione tätowieren läßt. Das sind alles deutbare Zeichen.

 

Californien Dreamin‘

Kalif Ornien Dreamin‘ with the Mamas and the Papas, was es doch alles an Unterschwellelligem gibt. Schwellkörper schwellen an und ab, ist auch so ein „herrliches“ Wort. Unterschwallschallwellen schwellen: Body! … Aber gut, der Kampf um jeden Millimeter Haarlänge war ein Kampf auf Scheres Schneiden damals, aus dem jeder der Beteiligten irgendwie doch als Sieger hervorging. Vater hat alles … vergessen, ich überwand die Eitelkeit in ersten Schritten und Krawwel  wuchs am Mitgefühl mit seinem kleinen Kunden, was ihn sanft entschlafen ließ, als die Zeit dafür gekommen war. Dieses Mitgefühl empfand ich und verstand es später, als ich  hörte, Mama Cass sei an einem Fischbrötchen erstickt.



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Kommentare zu diesem Text


 Moppel (11.01.25, 22:15)
Aber nein, sobald du irgendwo dazugehören willst, sitzt du in der Falle, mußt machen, was die Dazugehörenden machen..."
genau so ist es, Lothar. Drum wollte ich früh schon nicht dazugehören. Und tatsächlich habe ich nichts vermisst... :D
lG von M.

 AchterZwerg meinte dazu am 12.01.25 um 07:31:
Na ja,
wenn man überlegt, wie oft du wieder bei Kavau aufgetaucht bist ... 8-)

Skeptische Grüße

 LotharAtzert antwortete darauf am 12.01.25 um 11:09:
Über den Einwand des Auftauchens bei Kavau denke ich ja auch des öfteren nach, aber die Not läßt zu manchem greifen, was in besseren Zeiten niemals geschähe. Ich würde mir die Füße küssen lassen, Donnerstags von 11:00 Uhr bis um 16:00 Uhr und dann wäre Ruhe.

Es ist ja eine innere Haltung: gesellschaftlich nur das nötigste, um seine Ruhe zu haben und ansonsten das machen, was aus uns rauswill.

Danke Monika

 Moppel schrieb daraufhin am 12.01.25 um 11:52:
KV , liebe Achter, ist ja nicht eine feste Gruppe, wo man dazugehören will. Also zumindest ich nicht. :D
Es ist nicht mal eine Gruppe, nur eine Plattform. Wo man seine Werke zur Diskussion stellt. Und da gibt es halt ein paar, die meine Werke mögen oder sich dran reiben. 
Sehe ich also keinen Widerspruch...
lG von M.

 AchterZwerg (12.01.25, 07:37)
Lieber Lothar,
du willst also sagen, dass du dein ganzes Leben (ein paar Reisen mal ausgeschlossen) in Bad Vilbel verbracht hast? *staun)
Ein Nomade scheinst du jedenfalls nicht zu sein. Unter Steinböcken vermutlich sowieso eher selten ...
Krawwel hat jedenfalls erhalten, was er verdient hat, du deshalb noch weiterhin Haar auf'm Kopp.

Herzliche Grüße in die Kurstadt

 DanceWith1Life äußerte darauf am 12.01.25 um 08:34:
ich schlage sowieso eine abgeschlossene Frisörausbildung für das kritisieren von Texten vor, dieses ständige beschneiden ist ja, lach, also wenn schon gefangen, dann bitte im Staunen über das Wunder des Lebens, über Samsara-Nirwana-Planeten-und-was-für-Einer können wir dann immer noch gemütlich bei ner Tasse Tee diskutieren.
Hat er nicht irgendwann mal was von Frankfurt geschrieben

 LotharAtzert ergänzte dazu am 12.01.25 um 11:18:
O nein, ich war sehr umtriebig, wohnte allerdings lange im Elternhaus. Danach erst im Norden bei Kiel, dann im Odenwald bei Höchst, dann Schwarzwald und einiges hab ich schon wieder vergessen, Frankfurt, Offenbach, Sprendlingen, den Teeladen in Dieburg etc.. Seit ungefähr 15 Jahren bin ich wieder in Bad Vilbel.

Bei ner Tasse Tee diskutieren, ja, das nenne ich Kultur.

 Regina (12.01.25, 10:59)
Gratuliere, dass du heute deine Haare so lang tragen kannst wie immer du es wünschst.

 LotharAtzert meinte dazu am 12.01.25 um 11:24:
Danke. Tatsächlich wuchsen die erst mal sehr lange, ob nun kompensativ, weiß ich nicht. Jedenfalls steht das Thema Haare heute nicht mehr auf der Agenda und Eitelkeit auch nicht: ich schneide sie mir selber, aber offenbar nicht besonders gut, denn Babette schämte sich immer etwas und wollte "nachbessern".
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