Jeanne de Thunberg, oder wie vermeintlich Kleine Geschichte machen

Essay zum Thema Ermutigung

von  eiskimo

Die Jeanne d´Arc des 21. Jahrhunderts heißt Greta Thunberg. Jeanne wie Greta haben beide die Welt herausgefordert, beide stammen aus einfachen Verhältnissen, sind blutjunge Mädchen und stehen völlig unerschrocken auf gegen eine von den „Großen“ herauf beschworenen Krise.
Die 17jährige Jeanne lebte im 100jährigen Krieg zwischen Frankreich und England. Im Jahre 1429 gelang es ihr, den zögerlichen Dauphin Karl VII zu überzeugen, sich als neuer französischer König gegen die Besatzungsmacht England zu erheben, um Frankreich endlich zu befreien. Sie selbst kämpfte mit an vorderster Front, als es einem kleinen Heer wie durch ein Wunder gelang, Orléans zu befreien.
Jeannes Überzeugungskraft und unerschrockenes Beispiel findet heute seine Parallele in Greta Thunbergs Kampf für das Klima. Auch sie will befreien, nämlich die Welt von einer sie zugrunde richtenden Wirtschaftspolitik. Auch Greta geht unbeirrt ihren Weg, rüttelt zögerliche Politiker wach, begeistert Tausende Mitstreiter(innen) ihres Alters und erobert so manche umweltfeindliche Bastion.
Aber schon wetzt man die Messer gegen die junge Idealistin, die das politische Establishment und dessen Deutungshoheit in Wirtschaftsfragen so rapide durcheinander bringt. Hass keimt auf  und schlägt der „kleinen Hexe“ unverhohlen entgegen.
Jeanne wurde 1430 nach dem gescheiterten Versuch, Paris zu befreien, verraten und dann an die Engländer verkauft.  „Wegen ihres Aberglaubens, ihrer Irrlehren und anderer Verbrechen gegen die göttliche Majestät“ wurde sie dann als Häretikerin verurteilt und 1431 auf dem Scheiterhaufen in Rouen verbrannt.
Wie wird es mit Greta Thunberg weitergehen? Welche Intrigen werden jetzt, nach ihrem denkwürdigen Auftritt und ihrer Wutrede beim UN-Klimagipfel von New York, wohl gegen sie gesponnen werden?
Jeannes Asche wurde damals in die Seine gestreut, damit ja kein Reliquien-Kult um eine Märtyrerin aufkäme. Trotzdem wurde dieses Mädchen aus der Provinz prompt zur politischen Leitfigur. Ihr Ruhm stärkte Karl VII nachhaltig, so dass er 1453 die Engländer definitiv besiegen konnte. Zwei Jahre später ließ er Jeanne rehabilitieren. Längst war Jeanne da schon Frankreichs Nationalheilige.
Greta Thunberg möge gesund und unversehrt den aufs Neu entfachten Medien-Rummel um ihre Person überstehen. Ob ihr Kampf, ähnlich wie bei Jeanne, einmal  siegreich enden wird? Eine Frage, die nicht nur Frankreich, sondern diesmal den ganzen Planeten betreffen wird.
Die Faszination und den Mythos einer wegweisenden Persönlichkeit hat Greta aber jetzt schon - was viel mehr ist, als mancher groß tönende Polit-Zampano vorweisen kann.

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Kommentare zu diesem Text


 Momo (24.09.19)
Eine treffende Gegenüberstellung.
Wer das goldene Kalb, um das herum getanzt wird, in Frage stellt, wird manchen zur Hassfigur. Darum denke ich, lebt sie nicht ganz ungefährlich.
Ihre Geradlinigkeit und Unerschrockenheit sind in der Tat ganz außergewöhnlich. Es braucht viel Mut, gegen eine von der Gesellschaft nicht in Frage gestellten Ideologie und Lebensform die Stimme zu erheben.

LG Momo

 AchterZwerg (24.09.19)
"Wie kannst du es wagen ...", Eiskimo!
Jack (36)
(24.09.19)
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 eiskimo meinte dazu am 24.09.19:
Ich könnte mir vorstellen, dass sie genau in diese Richtung gehen will - ein Wettbewerb "Wer ist der bessere Klimaretter" wäre auch albern.
Danke für die Info zu MGTOW - das werde ich mir näher anschauen
lG
Eiskimo

 Regina (24.09.19)
Ich muss dir sagen, dass ich da im Zweifel bin. Dein Vergleich hinkt, weil Jeanne d Arc keine PR-Maschinerie hinter sich hatte. Was wollen Swante Thunberg und die anderen Manager, die hinter Greta stehen? Da gibt es durchaus Fragwürdigkeiten zu entdecken wenn man ein bisschen forscht. Es fehlt mir auch der Aufbau von unten, die wirkliche Kreativität in dieser Bewegung. Mit der geforderten "Jetzt-oder-Nie"-Politik riskierte man den finanziellen und gesellschaftlichen Totalzusammenbruch, der dann erst recht handlungsunfähig machen würde.

 loslosch antwortete darauf am 24.09.19:
das war in meinen augen eine knopfdruck-wutrede. wut auf bestellung.

 eiskimo schrieb daraufhin am 24.09.19:
Der Vergleich hinkt nicht nur bzgl.PR-Maschinerie - das weiß ich. Wer da im Hintergrund sein Süppchen kocht, das weiß ich freilich nicht. Ein blinder "Heiligen-Kult" liegt mir auch fern.
Mal so eben die Welt retten, das wird ebenfalls nicht klappen - dafür ist hier alles viel zu komplex. Da gebe ich Dir Recht.
Trotzdem hat dieses Mädchen richtig Alarm geschlagen - PR hin oder her - ich bin ihr jedenfalls dankbar, denn es tuzt sich endlich was.
Cora (29) äußerte darauf am 24.09.19:
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 eiskimo ergänzte dazu am 24.09.19:
Leute tun umdenken, das tut sich! Viele lassen das Auto stehen, essen bewusster, heizen sparsamer... Natürlich ist das nur ein Anfang, und ich sage ja auch immer, dass die Politik viel rigoroser Vorgaben machen muss, damit das keine "Spinnerei" von ein paar Ökos bleibt.
Was Du da an Aktionismus aufzählst, ist natürlich der falsche Weg. Man muss schon mit Sachverstand da ran gehen - aber man MUSS!
Cora (29) meinte dazu am 24.09.19:
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 Dieter_Rotmund (24.09.19)
Zwar wird das Werk "wegweisen" zuweilen auseinander gezogen, z.B. im Konjunktiv II, 1. Person Singular, "ich wiese weg", aber das Partizip und das Adjektiv dazu ist nur zusammen korrekt geschrieben: wegweisend.

 AZU20 (24.09.19)
Man kann ihr nur wünschen, dass sie ihren Weg geradlinig weitergehen darf. LG
Al-Badri_Sigrun (61)
(24.09.19)
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 eiskimo meinte dazu am 24.09.19:
Da sind wir total auf einer Linie - ich freue mich, auch darüber, wie treffend Du das noch einmal formuliert hast.
LG
Eiskimo
Agneta (62)
(24.09.19)
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 eiskimo meinte dazu am 24.09.19:
Ich wiederum wäre vorsichjtig, Greta Thunberg gleich in die Nähe von Geldmacherei, Selbstverherrlichung oder Handysichselbstdarstellen zu rücken. Wäre sie für so etwas anfällig, hätte sie sicher ganz anders zugeschlagen.Und dass ihre radikalen Forderungen unsinnig seien, das kann ich nun gar nicht
nachvollziehen.
Ansonsten ist mir schon bewusst, dass beide Frauen gänzlich andere Rahmenbedingungen vorfanden und Jeanne sicher den riskanteren Weg gegangen ist.
LG
Eiskimo
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