Künstliches Paradies

Das Gartencenter im hiesigen Baumarkt ist heillos überfüllt. Zwischen Heckenpflanzen und Schnittrosen, tümmeln sich die Massen, auf der Suche nach Schnäppchen. Die teuren Outdoorbonsais haben noch ihren Stolz, stehen majestätisch ganz hinten, umzäumen das Treiben. Tontöpfe, massiv, Erdstapel, die Graberde lässt sich nicht aus ihrer letzten Ruhe bringen. Gartenzaunmodule glänzen im Regen, sind nicht überdacht. Steinplatten werden gehoben, eine zerbrach, steht nun traurig dazwischen. Kräuter warten auf den Garten, der Basilikum verströmt seinen dominanten Duft, lässt Magen knurren. Vergissmeinnicht werden nicht vergessen, Buschwindröschen trotzen dem Wind, wickeln sich um den Fingerhut. Hortensien in aller Farbenpracht, lassen sich nicht von der Menge beeindrucken, die Heckenrosen stechen dem Unachtsamen in den Finger, eine heißt Mariechen, die hat Pech, wird nicht genommen. Rote Königinnen des Gartens, völlig überteuert, wissen um ihre Schönheit, warten stoisch, müssen nicht lange warten.

Drinnen ist mehr Ruhe, da sind Orchideen in Aktion, werden im Vorbeigehen mitgenommen, Kakteen mahnen zur Vorsicht, einer blüht, um aus der Menge zu stechen, die Venusfliegenfalle zeigt ihre nackten Reize, doch eine Fliege lässt sie zur Bestie werden, die Mimose ist schon wieder beleidigt, zieht sich zurück, der Gartenstuhl "Summerfeeling" fühlt sich heute schlecht, hat einen Durchhänger, die Gartengeräte im Eck schlafen in Kisten, machen eine Pause. Eine kleine Maus huscht im Parcours Richtung Wildtierfutter, sie kennt den Weg genau, fiepst kurz, verschwindet hinter dem Eichhörnchenfutter.