
ein väterlicher klapperstorch
frug just sein fittes söhnchen „horch
was kommt denn da von draußen rein
sollte das gar der opa sein?!“
„kaum“ sprach das keck „da kommt der lenz
und zwar im horch nicht, sondern benz!“
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jung lenz sprach forsch: „ich fang jetzt an
weil ich das sowohl darf als kann!“
und trat herrn winter auf die zeh'n
denn der wollt' wieder mal nicht geh'n
nein ließ noch kalte winde weh'n
gefallend sich im widersteh'n
doch legt dem starrsinnigen mann
jung lenz das handwerk alsodann
bracht' gar mit seiner zwieschalmei
ihm herrlich flötentöne bei...

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erst neulich traf jung lenz ja schon
den winter ungeschlacht
dabei vergriff er sich im ton
was selten freunde macht
prompt schaltet weißbart voll auf stur
und klebt an seinem stuhl
packt noch mal schnee auf feld und flur
von wattenscheid bis suhl
"du freundchen" sprach zum lenz er kalt
"halt maulaffen nicht feil
schau wie verschneit dort liegt der wald
ich habe keine eil’!"
und bläst ihm eis ums blütenhaupt -
lenz zieht sich flugs zurück
eh ihm der frost die kräfte raubt:
demnächst hat er mehr glück...
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“ich lass' jetzt schon mal frühlingsblumen sprießen
und denk' dazu mir schönsten sonnenschein
solch blütenpracht kann man doch nur genießen
selbst poll'nallergiker mag sie wohl freu'n
denen im lenz ja oft die augen tränen
während wir frühjahrsmüde höchstens gähnen!”
sprach ed zu ben und zeigte ihm das bild -
“ich hoff' auch” grinste der “bald wird gegrillt!”...
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hör’ im schilf schon enten schnattern
frühlings band ist blau am flattern
bald auch rasenmäher rattern
nicht nur sepp kriegt dann die blattern
frühling flattern blau und band
lenz zieht ein im ganzen land
manches herz steht bald in brand
bursch hält liebend mädgens hand
frühling flattern band und blau
lenz läßt’s grünen schau nur schau
welt erblüht und luft so lau
jungfuchs wagt sich aus dem bau...
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“himmel! dieser märzenbecher
ist ein absolut kackfrecher -
hält mir seine kelche hin
und begehrt: 'kipp mal was rin
möglichst brandy oder gin
weil ich ziemlich brandig bin
auf so hochprozent'gen sprit
malzbier bringt es bei mir nit!'
sprach der krokus voll empört
“bin ich etwa kneipenwirt?!”
zur narzisse nebenan
die ihn zwar verstehen kann
doch den märzenbecher schätzt
der sich gerne zu ihr setzt
und von seiner liebe spricht
nur zu wem verrät er nicht...
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der kuckuck ruft noch nicht im wald
denn noch ist’s winterlich und kalt
noch dringt rauch aus vielen schloten
vogelzwitschern : frühlingsboten
melden sich erst zag zurück
und verheissen neues glück
lassen ihre meldung hören
laute die nur selten stören
knospen die bald spriessen wollen
ja natur will in die vollen
läßt es wachsen und gedeihen
wird uns frisch mit grün erfreuen
blumen blüten liebe herzen
warten hoffnungsfroh im märzen
wenn die bauern statt mit pferden
mit traktor’n traktier’n die erden...
im märzen schmeißt an
seinen trecker der bur
wo will er denn hin
mit - gar etwa zur kur?!
i wo keineswegens
das feld ist sein ziel
obzwar ihm ne kur
wohl weit besser gefiel’...

im märzen der bauer besteigt seinen 'fendt'
weil er ja nun rösslein schon lang nicht mehr kennt
zum pflügen des ackers - das kann man versteh'n
doch trecker vorm pflug sind weit weniger schön
im märzen der bauer traktort übers feld
dem solches traktieren auch kaum so gefällt
mit einer maschine - die wühlt sich hindurch
und zieht binnen kurzem voll furche auf furch
kein tier und gesinde hält ihn mehr auf trab
den bauern - der schmiert nur den traktor schön ab...
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der lenz * weilte oft in masuren
und folgte marjellchens ihr’n spuren
errötend zwar einst
wie du vielleicht meinst
durchaus nicht nein war nur am kuren...
* Siegfried Lenz, So zärtlich war Suleyken
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eiszeit im lenz
der frühling befreit strom und bäche vom eis
doch bringt dieses jahr kraft despotengeheiß
mit sich eine eiszeit zwischen dem westen
und russland, das grausig grenzen austesten
will seiner macht in benachbartem lande,
gebrandmarkt drum längst durch zeichen der schande...
(8.3.22)
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