Ende Februar 2014, in der Vorbereitung meiner kanthegelischen Masterarbeit in praktischer Philosophie (nein, im Warten auf das zweite Gutachten! Die Erinnerung an Zufälliges kann so unzuverlässig sein) quälze ich das dicke und sinnleere Buch der Professoren, um Erkenntnisse zu gewinnen, wie ein Betrunkener, unter der Laterne suchend, was er an einem anderen, lichtloseren Ort der Nacht verloren hat. Und da höre ich Alexander Dugins Vortrag über Gilbert Durand. Ich lache zwar, aber weniger als einen halben Tag.
Das tiefenpsychologische Paradigma der Ethnosoziologie Dugins wird mein Denken auf Jahre hinaus bestimmen. Es ist mein erster Kontakt mit einer wahren geistigen Unendlichkeit, einem endlos weiten Feld der möglichen und unmöglichen Spekulation: Kants Alptraum.
Kant und Hegel sind schon vor der Niederschrift der übrigens exzellenten Masterarbeit existenziell überholt, paradigmenumfangstechnisch überrundet und interessifizient obsolet; die Masterarbeit ist meine Abschiedsschrift an den Deutschen Idealismus (2007-2014).
Lyrisch bricht sich ein paranostalgisches Gefühl Bahn: der Unterschied zwischen der Kindheit, die eine war, und einer Kindheit, die keine war, ist ein Unterschied, der keiner ist. In diesen Unterschied zwischen Unterschied und Verschiedenheit fällt mein Gedicht des Jahres 2014, das weder mit Kant und Hegel noch mit Durand und Dugin etwas zu tun hat:
S Innsbrucker Platz
Die S-Bahn hält, ich steige aus. Innsbrucker Platz. Ach, weißt du noch, wie wir als Kinder dachten, da wär ein Tunnel in der Zeit, und immer nachts über die Schienen klettern wollten, später lachten über den Unsinn, den wir damals ausgedacht.
Die Zeit verging, sie hat uns nicht gefragt, ob wir nicht etwas dort vergessen hatten. Zwischen Westkreuz und Halensee, von hier nicht weit, warfst du dich vor die S-Bahn. Immer nachts komm ich hierher und such den Tunnel in der Zeit