... einen jungen Mann, der ein paar Worte über seine Schwester spricht, dies mit stockender Stimme, fast kein Wort herausbringt, weil Tränen die Worte ersticken. Er sagt, dass sie lustig und lebensfroh war, bedankte sich für 15 Jahre, in der er sie haben durfte, dann weint er bitterlich, weil er die Sinnlosigkeit ihres Ablebens nicht begreifen kann, der Schmerz schüttelt seinen jungen Körper.
Menschen umarmen sich, bücken sich, um Kerzen anzuzünden, spenden sich gegenseitig Trost.
Ein Mädchen, das das Attentat überlebt hat, sagt, dass der Täter Hass schüren wollte, dass Hass keinen Platz hat in unseren Herzen, nur Liebe. Sagt es aber wütend.
Man sieht eine Halle, wo die Schüler sich befinden, abgeschirmt und bewacht von Polizei.
Man sieht, dass die Kirche und Moschee Trost spenden, die Seelsorge läuft auf Hochtouren.
Man sieht Bilder vom Attentäter, noch ein halbes Kind.
Man hört die Tatausführung, klingt wie ein Computerspiel, monoton vom Landespolizeidirektor gesprochen.
Die Presse ist überall. Psychiater und Profiler geben dutzende Interviews. Das Bundesheer gibt bekannt, dass der junge Mann untauglich für den Dienst mit der Waffe war.
Wien macht sich wichtig. Ein ökumenischer Gottesdienst im Stephansdom. Staatstrauer. Wien ist in Wahrheit der Staat, betont, Sitz der Bundesregierung, Sitz des Bundespräsidenten, Sitz des Nationalrats und des Bundesrates, Wien trauert, das muss gesehen werden.
Man sieht 24/7 alles. Man sieht alles ständig. Man meint, dass Graz nicht alleine ist. Graz, ja. Nicht die Schüler, sondern Graz. Man lässt die Schüler nicht in Ruhe. Man lässt sie keine Sekunde in Ruhe. Lauert, vielleicht will doch einer oder eine reden. Man lässt sie nicht trauern. Keine Sekunde. Die Trauerfeiern sind Selbstinszenierungen der Politik und Kirche.
Langsam geht es im Netz schon los... nach der Rede des muslimischen Jungen, der über seine Schwester sprach, fand man schon die ersten, üblichen Kommentare: "Gibt es überhaupt noch Österreicher?"