Stars und Sternchen

Text

von  Saudade

Als ich noch etwas jünger war, weitaus sogar, arbeite ich in einer Plattenfirma in Wien und ja, ich hatte mit Stars und Sternchen zu tun. Eines kann ich berichten: Die größten Stars waren sehr bescheiden und lieb. Natürlich machte man ein Tam Tam um sie, vom Hotel bis zum Auftritt auf der Bühne. Ich war zuständig für die Extravaganzen in Hotelzimmern, fuhr vorher immer hin und überzeugte mich persönlich, ob alles passte. Jedoch, manche Extravaganzen kamen vom Management der Stars, um sie bei Laune zu halten. Mir kam kein Star unter, der den Anschein machte, das alles wirklich zu brauchen. DOCH, außer einer, und seitdem himmle ich den auch weniger an, nämlich gar nicht mehr, der war schwer daneben und sichtlich krank im Kopf.


Jedenfalls, das Getue, irgendein Star hätte ein Hotelzimmer zertrümmert, à la Jerry Lee Lewis, kam mir nie unter. Die meisten waren zwar noch bei After - Show - Parties, aber nur kurz, viel zu müde, um sich auszutoben. 

Wo es schon zu Besonderheiten kam, das war beim Essen. Eine, damals noch sehr junge, Künstlerin wollte Vegetarisches, strikt zubereitet, jedoch, dann rief mich das Management in der Früh an und meinte: "Vergessen Sie bitte nicht den Apfelstrudel!" Ich lachte, fragte: "Kalt oder warm?" Da war der Manager ratlos und ich sagte: "Ich lasse beides auf das Zimmer stellen." So wurde es gemacht, der Apfelstrudel war einmal auf der Wärmeplatte, einmal unter einem Glassturz. Der Manager rief ein paar Tage später an und bedankte sich, meinte: "Es roch göttlich und schmeckte wie ein Gedicht!" - K. und K. Hofzuckerbäckerei DEMEL. 

Einmal musste ich auch ein heimliches, von der Presse verstecktes, Fußballspiel mit jungen Fußballspielern organisieren, denn der Star wollte mit den Kids vor dem Konzert spielen. Danach gab er den Jungs Autogramme. Er hatte sichtlich Spaß. Das Management nicht, wegen der Verletzungsgefahr, ich musste einen Krankenwagen zur Sicherheit stellen lassen. Der Star lachte nur.


Interessanterweise, die aufstrebenden KünstlerInnen waren die Mühsamsten. Einer behandelte das Hotelpersonal derart schlecht, war unhöflich und rauchte verbotenerweise im Zimmer. Wir bekamen alle Zustände mit diesem Menschen. Kurz vor dem Auftritt war er derart auf Drogen, dass ein Arzt kommen musste und ihn glatt unter die kalte Dusche stellte. Es war elend. Zufälligerweise war ich dabei, wollte gerade gehen, da war der Aufruhr groß, ich hinterher. Zugegeben, die Neugierde trieb mich. Zwei Stunden vor Auftritt hatten die Herren den Herrn halbwegs fit bekommen. 


Nein, bei großen Stars gab es das zu meiner Zeit nie, das waren alle Vollprofis. 

Auch musste ich Verkleidungen kommen lassen, damit manche unbemerkt durch die Straßen gehen konnten. Das fand ich lustig zu besorgen. Aber, im Grunde war es traurig.


Zwei Jahrzehnte später, da las ich, dass Mick Jagger sich nach seinem Konzert zum Würstelstand stellte, so, wie er war, weit nach Mitternacht und genüßlich aß, sich auch mit einem Fan fotografieren ließ. Ich grinste, als ich das las, denn gerade er war es, der mir Trinkgeld zukommen ließ, sich mit einer Karte bedankte, es war nicht wenig Geld. Dieses kam in die Kaffeekasse, wir behielten uns sowas nicht (Compliance!). Der nächste Firmenausflug ging auf ihn. 

Auch George Michael spendete dem AKH Wien, dem Spital, das ihn damals noch rettete, bevor er sich ganz aufgab, sehr viele Konzertkarten. Das war eine sehr nette Geste. Und Robbie Williams lachte mit mir vor "Wetten, dass...?", sagte: "Bleib locker, es bin nur ich." 


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