Verletzlichkeit als Kunst- und Lebensform
Gedanke
von dubdidu
Anmerkung von dubdidu:
* Toni Morrison: No Place for Self-Pity, No Room for Fear. In times of dread, artists must never chose to remain silent. The Nation, 2015. Übersetzung: dubdidu.
https://www.thenation.com/article/archive/no-place-self-pity-no-room-fear
Kommentare zu diesem Text
Fast schon ein radikaler Ansatz, wenn man bedenkt wie pandemisch das Stockholm-Syndrom geworden ist.
Fast heißt was, es ist ein radikaler Ansatz, er kennt nur ein Kollektiv: alle Menschen und ist für alle zu jeder Zeit offen, da seine Wurzel das Scheitern daran miteinbezieht.
Wir sprechen, wir schreiben, wir machen Sprache. So heilen Zivilisationen“*.
Ich habe nur das düstere Gefühl, dass die Gesellschaft momentan festgefahren ist und die Zeit der engagierten Literatur vorbei ist. Hie und da blitzt noch etwas auf, eher Empörung, aber die bewirkt nix. Meinst nicht?
Hm, ich weiß nicht genau, was du unter engagierter Literatur verstehst, bzw., ob wir darunter dasselbe verstehen. Verletzlichkeit als Kunstform kann die unterschiedlichsten Texte hervorbringen, jedoch nicht: seichte Empörung. Sie wendet sich ja gerade vom Meinen ab, hin zur Ausgesetztheit des Einzelnen in einer komplexen Umwelt.
Eine Literatur, die etwas bewirkt, siehe den "Blum-Skandal" von Böll/Bild-Zeitung.
Seichte Empörung ist doch auch eine Form der Verletzlichkeit, getarnt.
Ich pudel mich doch nur auf, wenn mich etwas trifft.
Seichte Empörung ist doch auch eine Form der Verletzlichkeit, getarnt.
Ich pudel mich doch nur auf, wenn mich etwas trifft.
Antwort geändert am 21.09.2025 um 10:41 Uhr
Seichte Empörung ist doch auch eine Form der Verletzlichkeit, getarnt.
Ich plädiere nicht für eine engagierte Literatur im Sinne Bölls, auch wenn ich dieser ihre Berechtigung keinesfalls absprechen möchte und ihn stets gerne gelesen habe.
Ich pudel mich doch nur auf, wenn mich etwas trifft.
Wenn du mir eine Sache glauben darfst, dann, dass Verletzlichkeit zeigen ein No-go ist.
Der Großteil will das nicht.
Der Großteil will das nicht.
Genau. Deshalb ist es auch die radikalste Form des Widerstandes, eine die das Zeug zur Kunst hat und sich vor KI nicht zu fürchten braucht.
Wahrlich nicht.
Ich finde den Ansatz sehr spannend. Was ich mich frage: Ist das praxistauglich? Wird der Verletzliche nicht sofort von allen Seiten ausgenutzt? Er, das Schaf in einer Umgebung voller Wölfe...
LG
Eiskimo
LG
Eiskimo
Spontan würde ich sagen: unwahrscheinlich. Eine bewusst gelebte Verletzlichkeit hat nichts zu geben als sich selbst, erwartet nichts und hat damit nichts zu verlieren.
Ich erinnere mich an eine Doku, in der es um Hochstapelei ging. Auf die Frage, wie es ihnen gelungen war, andere Menschen mit derart obskuren Geschichten hinters Licht zu führen, antworteten sie: Gier. Die ausgenutzten Leute ließen sich locken, weil sie selbst etwas haben wollten.
Ich erinnere mich an eine Doku, in der es um Hochstapelei ging. Auf die Frage, wie es ihnen gelungen war, andere Menschen mit derart obskuren Geschichten hinters Licht zu führen, antworteten sie: Gier. Die ausgenutzten Leute ließen sich locken, weil sie selbst etwas haben wollten.
Denk an Burger, der ist am Geschriebenen zugrunde gegangen. Ich glaube auch nicht, dass das praxistauglich ist.
Aber das Zugrundegehen wird doch gerade bejaht. Warum sollte es praxistauglicher sein, im Panzer zu verschrumpeln?
Aber, unten haben wir ein gutes Beispiel - der geht immer auf die Verletzlichkeit los, das macht "stark".
Nee, da sind wir nicht einer Meinung, gerade das Aufschreiben und die Veröffentlichung von Verletzlichkeit macht angreifbar.
Ich bin gerade in so einer "Notsituation" und das funktioniert nicht. Mit der Verletzlichkeit bietest du der Gesellschaft Verhöhnungsfläche.
Nee, da sind wir nicht einer Meinung, gerade das Aufschreiben und die Veröffentlichung von Verletzlichkeit macht angreifbar.
Ich bin gerade in so einer "Notsituation" und das funktioniert nicht. Mit der Verletzlichkeit bietest du der Gesellschaft Verhöhnungsfläche.
Aber nur wenn man deren Verachtungslogik folgt. Die Verletzlichkeit bedeutet Befreiung daraus.
Nee. Manchmal hält man Verachtung schwer aus, weil sie Überhand nimmt. Es ist nicht jeder so stark.
Dass man sie manchmal schwer aushält, gehört dazu, das ist die malträtierte innere Lebendigkeit. Aber die leidet eben langfristig noch mehr, wenn man sie versucht, zu umpanzern. Nach Verachtungslogik wird Stärke fälschlicherweise mit Härte identifiziert.
Also, ich zieh mich da eher aus dem Feld, wenn ich sensibel bin. Schreiben ja, aber nicht antworten, wenn es zu weit geht. Obwohl ich eine trainierte "Kampfmaschine" bin. Nein, da gehen wir nicht konform. Denke, dass der Großteil der Gesellschaft nicht mehr bereit ist zu fühlen, mitzufühlen.
Ich glaube, viele vermissen es oder haben eine unbestimmte Sehnsucht danach.
Im Übrigen spricht nichts dagegen, sich aus dem Feld zu ziehen, wenn man gerade keinen Kugelhagel in sich aufnehmen kann. Das kann auch eine Möglichkeit sein, seine Verletzlichkeit zu bewahren.
Im Übrigen spricht nichts dagegen, sich aus dem Feld zu ziehen, wenn man gerade keinen Kugelhagel in sich aufnehmen kann. Das kann auch eine Möglichkeit sein, seine Verletzlichkeit zu bewahren.
Ja!
Verletzlichkeit in der Literatur bedeutet (auch) immer sie zu ästhetisieren, wonach sich idealerweise aus dem bloßen Leser ein emotionaler, mitfühlender, mitleidender Leser entwickelt. Verletzlichkeit der Charaktere literarisiert, öffnet zudem den Zugang zu eigenen Emotionen. Es ist ferner eine Begegnung mit sich selbst; ermöglicht durch die Literatur. Der Leser wird etwa in die Gefühls-und Gedankenwelt einer „Anna Karenina“ eingeführt, mit dem Zweck, an ihrer Seite dieselben mitzuempfinden.
Verletzlichkeit zeigen bedeutet Menschlichkeit zu zeigen; und wo Mensch Menschen begegnet, rüttelt das Menschliche im Menschen, mag es versteckt, verdrängt, ignoriert und unterdrückt sein, immer.
Aber auch in Bildern wird oftmals Verletzlichkeit dargestellt; nicht der Verstand, der Intellekt sollen angesprochen werden, sondern das Herz, ein Organ, der eine eigene Welt beherbergt, von der die meisten die Sprache nicht sprechen und darum wie vor hyieroglphen stehen, ohne Anleitung sie diese auch nicht verstehen.
Verletzlichkeit zeigen bedeutet Menschlichkeit zu zeigen; und wo Mensch Menschen begegnet, rüttelt das Menschliche im Menschen, mag es versteckt, verdrängt, ignoriert und unterdrückt sein, immer.
Aber auch in Bildern wird oftmals Verletzlichkeit dargestellt; nicht der Verstand, der Intellekt sollen angesprochen werden, sondern das Herz, ein Organ, der eine eigene Welt beherbergt, von der die meisten die Sprache nicht sprechen und darum wie vor hyieroglphen stehen, ohne Anleitung sie diese auch nicht verstehen.
Grundsätzlich zu allem ja, nur das Beispiel der Anna Karenina finde ich eher so mittel. Tolstoi'sche Figuren sind m.E. unterkomplex, werden der Verletzlichkeit von Menschen sind gerecht. Aber natürlich könnte man solche Soap Opera Charaktere anders erzählen. Dann würde der Leser z.B. tief in die Abgründe der verzweifelt hohlen Existenz von Anna Kareninas Bruder (wie heißt er noch mal, Stepan?) gestoßen.
Okay...diesmal streiten wir nicht. 
Dennoch hast du in mir eine Empörung ausgelöst, die ich dir durchaus mitteilen möchte.

Dennoch hast du in mir eine Empörung ausgelöst, die ich dir durchaus mitteilen möchte.

Der Text wirkt unbeholfen, gewollt intellektuell.
Schreib doch noch eine Fassung von cor, Aron.
Hast du mir bei dir cor das gruselig reingedrückt oder Corinna?
Ich
doch
nicht
doch
nicht
Dann war es Corinna.
Ich weiß gar nicht, ob es hier eine Corinna mit zwei n gibt? Ich glaub nicht.
Har-
fouch?
Besser gealtert als Iris Berben, finde ich.
fouch?
Besser gealtert als Iris Berben, finde ich.
Ob mich Corinna noch liebt?
Aron, reicht es nicht, dass niemand dich liebt?
@dibdidu: Findest du?
Jedenfalls weiß ich nicht, wen der Typ meint. Aber, lustig, was Eitelkeit aus einem Menschen macht.
Tröst dich, Aron, mir hat auch so ein Volli. eine schlechte Bewertung gegeben, ich sah dem sogar zu als er es machte. Das kratzt doch niemanden.
Jedenfalls weiß ich nicht, wen der Typ meint. Aber, lustig, was Eitelkeit aus einem Menschen macht.
Tröst dich, Aron, mir hat auch so ein Volli. eine schlechte Bewertung gegeben, ich sah dem sogar zu als er es machte. Das kratzt doch niemanden.
Antwort geändert am 21.09.2025 um 16:39 Uhr
Will auch von allen geliebt werden ...
Der Typ... ja. Ist halt jedes Wochenende allein.
@Saudade: ja. Vielleicht auch da eine Frage der Eitelkeit, da diese ja innerlich wie äußerlich schlecht altert.
Mensch, Aron, was machen wir da nur mit dir. Vielleicht konzentrierst du dich an den Tagen, an denen du Pause von schlafenden Schülern und lästernden Kollegen im Lehrerzimmer hast, einfach mal wieder auf dein Werk. Statt dem Trittin, der du gerne wärst, ähnelst du immer mehr Kubicki.
Mensch, Aron, was machen wir da nur mit dir. Vielleicht konzentrierst du dich an den Tagen, an denen du Pause von schlafenden Schülern und lästernden Kollegen im Lehrerzimmer hast, einfach mal wieder auf dein Werk. Statt dem Trittin, der du gerne wärst, ähnelst du immer mehr Kubicki.
Ich finde beide sehr fesch. Tatsächlich.
Ich bin am Wochenende eben immer so einsam ... Mal sehen, ob Corina mir verzeiht ...
Am schönsten finde ich Senta Berger. Aber am allerschönsten war die hochbetagte Brigitte Horney.
Senta Berger mit ihrem Wiener Charme... ja.
Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt.
Du meinst, niemand würde zuhören? Ein paar haben sich auf den Gedanken doch eingelassen.