Der Schiedsrichter des feinen Geschmacks
Ich, Titus Petronius,(1) sage: Mein Leben, der Schönheit geweiht, endet bedeutend.
Es war nicht leicht, dem launischen Nero als arbiter elegantiae“ (2)
die Grenzen des feinen Geschmacks aufzuzeigen,
aber in Fragen der Kunst wollte der Grausame lernen.
Der neidische Tigellinus bezichtigte mich der Pisonischen Verschwörung,
obwohl ich doch, politisch abstinent,
als Neros Berater zu überleben verstand.
Neros Meuchelmörder kommen zu spät.
Mein Leben verblutet langsam aus geöffneten Adern
im angenehm temperierten Bade.
Noch habe ich die Kraft, meinen treuen Sklaven zu diktieren.
Sie werden meine spöttischen Verse auf Neros neueste Laster
listig im Volke verbreiten,
bestätigt durch mein Testament.
Rache, geistreich serviert, versüßt mir das Ende.
Anmerkung:
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Zu Leben und Werk des Titus Petronius arbiter vergl. Wikipedia: Titus Petronius
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Arbiter elegantiae: Schiedsrichter des feinen Geschmacks