Mit punktgenau 21 Jahren kam ich an meinem entsprechenden Geburtstag nach West-Berlin. Ich erinnere mich noch genau an die ungewohnte Breite des Kaiserdamms und der Bismarckstraße und die Fahrt über den Ernst-Reuter-Platz im Auto meines Freundes in einem dunkelroten R4. Ich war schwer beeindruckt. Als ich dann in die Stadt einverleibt war, wurde ich sofort beim Schwarzfahren in der U-Bahn erwischt. Ich schaffte es aber, mich rirgendwie rauszureden. Jung und blond eben. Die Berliner als solche waren meist mürrisch, schlecht gelaunt und ungehobelt, das war ich aus Schleswig-Holstein so nicht gewohnt. Als ich zu Weihnachten mal ein paar Tage in SH zubrachte, fiel mir die dortige Nettigkeit sofort ins Auge. Ich war schon entwöhnt. Als dann die Bonner Ende der 90er des letztn Jahrtausends nach Berlin kamen, wurde hier sofort ein Umerziehungsprogramm gestartet. So hieß es fortan “Zurückbleiben BITTE” in der U-Bahn zum Beispiel. Ansonsten waren die Berliner von einer wohltuenden Unaufgeregtheit. Die Frauen waren nicht so aufgetusst wie die Münchnerinnen, man war nicht so angeberisch und protzte nicht mit seinen Besitztümern herum. Man lief eher unscheinbar grauschwarz oder eher schlampig herum. Ich habe es geliebt, aber nach dem Mauerfall war dann schlagartig alles vorbei. Leider.
Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.