Von der Feigheit

Erlebnisgedicht zum Thema Vergangenheit

von  AndreasG

Keine Suche, war zufrieden
aus dem Rummel ausgeschieden.
War auch Manches ausgeklammert,
habe ich es nicht bejammert.

Warum sollt‘ ich Ausschau halten?
Wollte doch nichts neu gestalten,
musste auch nichts mehr erkunden,
doch da wurde ich gefunden.

Eingewickelt und gefangen.
Worte, die mich wieder zwangen
in bekannte Tyrannei,
und ich dacht‘, es wär‘ vorbei.

Wieder war da dieses Schäumen,
dieses Wünschen, dieses Träumen,
Hoffen, Bangen und Ersehnen,
scharf gewürzt mit ein paar Tränen.

Nichts geschafft den ganzen Tag,
Hirnschmalz, das in Watte lag.
Gute Laune ohne Grund,
Nervenenden bald sehr wund.

Werde ich denn nie gescheiter?
Wo sie suchte immer weiter,
war ich Zwischenstation.
Nur ‘ne kleine Exkursion.

Und wo es heißt, dass Männer schweigen,
sich einfach drücken, diese Feigen,
dass Frauen reden, fragen, bohren,
wurd‘ ich wortlos eingefroren.




Anmerkung von AndreasG:

Passt halt als 13. Text.

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Kommentare zu diesem Text


 rela (18.04.05)
Ein humorvoller Lebensrückblick mit (lächel) bitterkaltem Ende. Gefällt mir. LG Rela

 AndreasG meinte dazu am 20.04.05:
Hallo rela.
Zum Glück ist es kein Lebensrückblick, sondern nur (?) ein Blick auf eine vergangene ... hmm... Beziehung oder Affäre (die Unterscheidung fällt gerade im Nachhinein nicht immer leicht). Monate voller Gespräche, Humor und Annäherung und dann ein bitterkaltes wortloses Ende. Schön, dass es so rüberkommt.
Liebe Grüße, Andreas

 JohndeGraph (18.04.05)
Läßt mich schmunzeln irgendwie ... weiß auch nicht. J.d.G.

 AndreasG antwortete darauf am 20.04.05:
Hallo John.
Humor ist ein gutes Überdruckventil für drängende Gefühle. Sollte im Leben nie fehlen.
Bei der Reihenfolge der Verse kommt es mir in diesem Fall nicht auf den Klang, sondern auf die Schlussaussage der Strophe an. Der Bezug soll auf der (zu?) hohen Empfindlichkeit liegen und nicht auf der guten Laune. Vielleicht ist es auch nur mir wichtig. - So eine Anregung brauchst Du mir übrigens nicht in einen Privatkommentar packen. Da bitte nur Rechtschreibkorrekturen, Peinliches und Privates; eindeutige Angebote etwa – oder Liebeserklärungen. *grins*
Liebe Grüße, Andreas

 ViolaKunterbunt (18.04.05)
Sehr schön geschrieben.... und lachen musste ich nicht dabei, kommt eher traurig melancholisch für mich rüber.
Kann ich auch gar nichts weiter zu sagen. Vielleicht was Formales: Für mich hakt es in der Zeile mit der Zwischenstation. Ich finde, die ist ein wenig zu kurz.

Ganz, ganz besonders liebe Grüße, Viola

 AndreasG schrieb daraufhin am 20.04.05:
Liebe Viola.
Zum lachen war mir auch nicht, als ich das Gedicht am vorletzten Wochenende begann. War mehr so ‘nen Depri-Tag, da ging mir so Manches durch den Kopf... besonders dieses Erlebnis, dass harte Vertrauensbrüche schon während der Phase des Verliebtseins auf mich einhagelten. War ‘ne echte Premiere und absolut einzigartig. Auch, dass ein auf Worte begründeter Kontakt sprachlos endete...
Nach dem Schreiben war ich überrascht, dass es ganz gut geworden war (ich brauche bei Gedichten eigentlich immer Hilfe, weil ich mich noch nicht lange darin versuche). - Aber Selbstironie ist schon drin.
Das mit der “Zwischenstation“ könnte stimmen. Mir schwebte eine bestimmte Betonung vor, aber gelesen wird es natürlich anders. Ich schau mal, was sich da machen lässt.
Liebe Grüße, Andreas
urbinia (49)
(18.04.05)
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 AndreasG äußerte darauf am 20.04.05:
Hallo Urbinia.
Ach ja die Vorurteile... Sind es doch sonst immer die Männer, die nicht ehrlich sind und lieber schweigen oder sich herausreden bis sie den Ersatz sicher in der Tasche haben... Fällt das gleiche Verhalten beim gleichen Typ Frauen einfach nicht so oft auf, weil sie normalerweise leichteres Spiel haben? Ich denke, dass es so ist.
Die “Zwischenstation“ steht wohl wirklich etwas krumm im Reim. Vorgetragen würde ich die Betonung passend setzen, aber ich werde es sicherlich nicht vortragen und darum werde ich die normal gelesene Variante anpassen müssen. Danke für den Hinweis.
Und die letzte Zeile habe ich bewusst absacken lassen, weil sie ja Schluss und Drehung beinhaltet. Kommt das nicht so an? – Hmmm... Vielleicht geht da noch jemand drauf ein.
Auf jeden Fall danke ich Dir für die konstruktive Kritik.
Liebe Grüße, Andreas
Furios (23)
(19.04.05)
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 AndreasG ergänzte dazu am 20.04.05:
Hallo Furios.
Danke. Drei Mal die gleiche Kritik, - da muss wohl etwas dran sein.
Eine interessante Interpretation von Dir. Ein weiterer Beweis dafür, dass Gedichte unterschiedliche Bilder auslösen, je nachdem, welche Erfahrungen ein Mensch gemacht hat.
Für mich ist das Schweigen und Heucheln die wirkliche Feigheit, weil beides ein Zeichen von Angst ist. Nachher hätte der Andere ja eine Chance Konsequenzen zu ziehen oder er fordert Antworten auf noch unangenehmere Fragen. Vielleicht müsste man sich sogar mit dem eigenen Inneren beschäftigen und hinter die einstudierte Maske blicken. Das wäre doch schrecklich, da könnte man sich ja selber kennen lernen. Was, wenn man sich nicht leiden kann? Oder noch schlimmer: Was, wenn man sich leiden kann?
Abgesehen davon ist es natürlich auch feige zu schweigen anstatt ein eindeutiges “Ich-will-es-Dir.nicht-sagen“ auszusprechen.
Danke auch für das “Viel Glück“, aber es geht nicht um einen Lebens-, sondern einen Liebesrückblick. Und da sogar nur um eine Momentaufnahme. Ich nehme die Wünsche natürlich trotzdem an.
Liebe Grüße, Andreas
Ti_Leo (33)
(23.04.05)
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 AndreasG meinte dazu am 29.04.05:
Hallo Ti_Leo.
Du machst mich verlegen und nachdenklich. Gerade hatte ich mir vorgenommen den nächsten Kommentar zur "Zwischenstation" umzusetzen - und dann das.
Danke für das Lob und die interessante Interpretation... Aber eigentlich wollte ich ja keine Kante an dieser Stelle. Es sollte doch viel schrecklicher dadurch wirken, dass der Rhythmus beibehalten bleibt, das Gedicht sich sozusagen austanzt.
Jetzt bin ich wieder ratlos. Ich werde das Ding wohl einfach noch liegen lassen. Vielleicht reift es ja nach. :)
Liebe Grüße, Andreas
PraesidentDeath (24)
(27.04.05)
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 AndreasG meinte dazu am 29.04.05:
Hallo Mister Praesident.
Danke für das Lob. Hat mich sehr gefreut.
Liebe Grüße, Andreas
SweetAngel (28)
(28.04.05)
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 AndreasG meinte dazu am 29.04.05:
Hallo SweetAngel.
Schön, dass Du Beides gefunden hast. Sollte nämlich auch so sein.
Ohne Humor macht es doch einfach keinen Spaß, - das Leben.
Liebe Grüße, Andreas
ponchinello (58)
(02.06.05)
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 AndreasG meinte dazu am 03.06.05:
Hallo Ponchi.
Freut mich, dass es Deine Geschmacksnerven reizt. Aber pass auf, dass sie nicht einfrieren. *g*
Liebe Grüße, Andreas
ponchinello (58) meinte dazu am 03.06.05:
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Lutzi-Val (45)
(09.06.05)
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 AndreasG meinte dazu am 10.06.05:
Tach Lutz.
Danke für die Anregung. Das gehe ich im Kopf noch mal durch.
Aber was meinst Du zu der Diskussion zu: "...war ich Zwischenstation..."? Wie liest du das? Drängt sich das übliche Schnellgesprochene auf oder ist es leicht betont zu lesen (Sta-tion oder Sta-ti-on)?
Es grüßt Dich lieb, Dein Andi
Lutzi-Val (45) meinte dazu am 10.06.05:
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ERanika (23)
(23.06.05)
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 AndreasG meinte dazu am 26.06.05:
Danke ERanika.
Du machst mir ja sehr viel Mut, dass ich eine vernünftige Lösung für das kleine "Reim"-Problem finde... Hm... Tja, vielleicht muss ich einfach so lange warten, bis mir selber etwas dazu einfällt. Auf jeden Fall ist es aufbauend, dass Du die eigentliche Grundidee beim zweiten Lesen bemerkt hast.
Liebe Grüße, Andreas

 leorenita (29.09.05)
Hallo Andreas, darf ich dir ein paar Vorschläge zu deinem Zwischenstationsproblem machen? Mir würde z.B.: war ich lediglich Station, war ich nur eine Station, war ich nur mal kurz Station oder, wenn du an dem Zwischen hängst, war ich nur Zwischenstation, einfallen. In der darauffolgenden Zeile gefiele es mir besser wenn es einfach hieße: "Eine kleine Exkursion" das kommt mir stärker im Ausdruck vor als das Nur 'ne. Liebe Grüße, Regine

 AndreasG meinte dazu am 30.09.05:
Hallo Regine.
Ich habe das Gedicht noch liegen gelassen, um Abstand zu gewinnen (von wegen der Betriebsblindheit bei eigenen Texten). Nun gefällt mir besonders Dein Vorschlag "eine kleine Exkursion". Durch die einfache Form erscheint mir die Aussage schärfer zu werden.
Danke für das Nachdenken. Irgendwann setze ich die Ideen noch um und überarbeite endlich alle meine Texte.
Liebe Grüße, Andreas

 leorenita meinte dazu am 01.10.05:
aber gerne doch:-),liebe Grüße, Regine

 Lars (02.11.06)
inhaltlich sicherlich auf mannigfaltige lebenssituationen und -entscheidungen anwendbar, hast du mit diesem text genau den nagel auf den kopf getroffen, wie die gedanken und gefühle bei demjenigen erscheinen, der das wagnis nicht eingegangen ist. "wortlos eingefroren" - finde ich besonders passend (ich liebe solche wortbilder).

lg vom lars

 AndreasG meinte dazu am 18.04.07:
Hallo Lars.
Ach du Schreck! - Da gehe ich aus ganz anderen Gründen meine Texte durch - und schon finde ich Kommentare, die ich nie beantwortet habe ... *schäm*
Verzeih, bitte. Irgendwie bin ich manchmal etwas abgelenkt in der letzten Zeit und beachte E-Mails nicht mehr mit der ihnen zustehenden Wertigkeit. Aber Dein Kommentar ist ja noch nicht verjährt, sondern junge 5 Monate alt. Nicht einmal abgestillt also ... *schluck*
Zum Kommentar: Wortbilder gefallen mir auch immer gut, wobei sie ja oft nur für Insider offenbaren, was der Autor meinte. Um so wichtiger sind Bilder, die allgemein verständlich sind oder - noch besser - Assoziationen auslösen.
Liebe Grüße,
Andreas
merlinpetrus (33)
(09.11.06)
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 AndreasG meinte dazu am 18.04.07:
Hallo Merlinpetrus.
Auch an Dich ein: "Entschuldigung, tut mir leid, hab' ich irgendwie verschlunzt, wollt ich nicht, kommt bestimmt nicht wieder vor (oder doch) ...". Ich werde mir nicht zur Regel machen, dass ich Kommentare erst nach 5 Monaten beantworte. Echt.
Zu Deinem Einwand: ... hmmm ... könnte etwas dran sein ... allerdings meinte ich mit dem Titel nicht den Ich-Erzähler. Feige kann meiner Erfahrung auch derjenige sein, der etwas durch Passivität, durch Schweigen etwa, erreichen will. Im Extremfall auch durch aktives Verhalten (z.B.: ich verhalte mich dem Anderen gegenüber so lange seltsam, bis der die Konsequenzen zieht, für die ich nicht die Verantwortung tragen will. Kenne ich leider auch von mir selber ... aber heißt es nicht: "die eigenen Fehler fallen einem beim Gegenüber besonders auf"?). - Dein Titelvorschlag zielt jetzt auf den Ich-Erzähler und wäre darum vielleicht verständlicher, ja, käme mir dann aber wie der Abklatsch tausend Mal gehörter Durchhalteparolen vor.
Liebe Grüße,
Andreas
merlinpetrus (33) meinte dazu am 20.04.07:
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 AndreasG meinte dazu am 02.05.07:
Sicherlich ist das Schweigen oft auch eine aktive Handlung oder zumindest das Ergebnis einer Entscheidung. Phlegma hingegen ... kann da auch Aktivität drin versteckt sein? - Keine Ahnung.
Die Beweggründe für ein Schweigen sind aber sicherlich mannigfaltig. Mit etwas Fantasie kann auch Stolz, Ehrgefühl, Aggressionsvermeidung, Vergesslichkeit oder der Wunsch ein Zeichen zu setzen dahinter vermutet werden. Doch bleibt es am Ende offen und unsicher ... schweigend halt.
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