Nur-Frau

Satire zum Thema Achtung/Missachtung

von  tastifix

Klar kenne ich die biblische Geschichte. Klar, dass wir ja bloß ein Mischmaschdrumherum um die siebente Rippe der wichtigsten Schöpfung Gottes sind. Nur ein Mischmaschdrumherum, doch...was für eines!

Erinnern wir uns doch ´mal: Immerhin wusste sich schon Eva damals im Paradies eine der gottgewollten Eigenschaften ihres Adams zunutze zu machen. Um ihn dann fein um den Finger zu wickeln. Männer sind Schleckermäuler und Adam war es nicht minder. Es war ganz einfach: Eva pflückte einen Apfel und hielt ihn ihrem Liebsten unter die Nase. Der ließ Gottes Vorschriften Vorschriften sein und genoss. Genoss ohne Rücksicht auf die darauf zu erwartende Strafe. Wahrscheinlich hat dieses erste Haupt der Schöpfung denn doch nicht genügend seiner noch relativ ungenutzten grauen Zellen aktiviert, um vorher zu überlegen, welche Folgen das Ganze für die Zukunft haben könnte. Gottes Urteil war fürchterlich. Von da an war das Paradies für unsere Beiden verschlossen und Eva und Adam mussten sich für den Rest ihres Lebens auf der Erde plagen.

Und Gott bestimmte noch etwas, was die eine Hälfte seiner Schöpfung ihm im zunehmenden Maße im Laufe der Jahrtausende übel zu nehmen begann. Wir weiblichen Wesen seien Nur-Frauen und hätten dem Manne Gehorsam zu leisten. Wir mussten die Kinder kriegen und die Herren der Schöpfung durften kommandieren und sogar malträtieren, wie sie wollten. Alle wichtigen Entscheidungen blieben allein denen vorbehalten. Uns stand kein Mitsprache- und erst recht kein Widerspruchsrecht zu.

Lange Zeit änderte sich daran kaum etwas. Endlich in der Antike tat sich was. Wer hätte das gedacht: ab jener Epoche zogen ausgerechnet wir Nur-Frauen unsere Fäden im Hintergrund und dirigierten teilweise sogar die Weltgeschichte als Geliebte der Herrscher und Könige. Und/oder bestiegen doch tatsächlich selber den Thron. Man gedenke Kleopatra, Königin von Ägypten(69-30 v.Chr.). Von `das Weib sei dem Manne untertan` hielt die so gar nichts. Kommandierte so und so herum und letztendlich dann auch den armen Caesar.

Später im Mittelalter gewannen einige von uns, Burgfräuleins oder gar Prinzessinnen, an Einfluss, kriegten es spitz, die liebe Männerwelt in der Weise zu reizen, dass diese daraufhin ganz reizend war und infolge nach ihrer Pfeife tanzte. Die Herren der Schöpfung fielen nämlich auf diese mannigfachen Manöver von Seiten der Damenwelt nur zu gerne nur zu oft herein. So konnte das schwache Geschlecht auf nicht ganz schwache Weise sehr oft per deren Mithilfe sein Ziel verfolgen und seine eigenen Vorstellungen von der Welt Wirklichkeit werden lassen. Es lockte eben die holde Weiblichkeit. Als Frau an der Spitze sei Elizabeth I(1533-1603), Königin von England erwähnt. Die baute die anglikanische Kirche aus und bekämpfte mutig Katholiken und Puritaner. Doch zu ihrer Schande sei gesagt, dass sie sich leider sogar tatsächlich dazu hinreißen ließ, eine andere Frau, nämlich ihre Gegenspielerin Maria Stuart umbringen zu lassen, nur weil Maria eine übermächtige Gegenreformation nach Schottland gebracht hatte, die dabei war, auf England überzugreifen. 

Und wir Frauen kämpften um die Gleichberechtigung, drängten uns immer mehr in den Vordergrund, nicht nur innerhalb des Hauses, sondern auch im öffentlichen Leben. Das Mehr an Gehirn, auf dass ja die Männerwelt mit Vehemenz bestand, war ja wohl doch nicht ausschlaggebend für Intelligenz, Leistungsfähigkeit und daraus resultierendem Erfolg. Wir haben zwar weniger im Oberstübchen, aber...das, was wir da haben, wiegt demnach doppelt. Wieder einmal beweist sich der Satz: „Nicht die Quantität macht`s, sondern die Qualität zählt!“ Dem möchte ich unbedingt zustimmen.

Heute in der Gegenwart bleibt den Männern nichts anderes mehr übrig, als zähneknirschend oder auch wohlwollend zuzugeben, dass die Zeiten des schwachen Weibes endgültig vorbei sind. In allen Bereichen des öffentlichen Lebens lockern wir Frauen mit unserem Charme das Arbeitsklima auf, bringen Frische und Strahlen in die muffigen Büros mit den noch muffigeren, da missmutig vor sich hin schuftenden Männern und beflügeln deren Geist. Die stürzen sich mit vermehrter Anstrengung in ihre Pflichten, um uns zu beweisen, dass sie aber zumindest noch mit uns mithalten können. Das Gegenteil kratzte an ihrer Mannesehre. Schließlich sind wir, wie sie sich nur zu gerne immer wieder vorsagen, ja nur aus ihrer siebenten Rippe entstanden.

Inzwischen bekleiden wir Direktoren- und Ministerposten oder regieren sogar ein ganzes Königreich wie ElisabethII in England. Und ernten mittlerweile sogar Anerkennung und Bewunderung von Seiten der Krone der Schöpfung. Die hat nämlich endlich eingesehen, dass ihr dadurch absolut kein Zacken verloren geht, im Gegenteil. 

Einige der Herren der Schöpfung aber missbilligen das, beäugen uns misstrauisch, während wir elegant und leicht die Karriereleiter hoch hopsen. Eine siebente Rippe...und dann so kess? Das Misstrauen wächst, schlägt um in Missgunst und sogar Wut. Denn:
Wir Nur-Frauen avancierten erst zur Frau, dann zur Sogar-Frau und standen und stehen nun überall unseren Mann. Klauen diesem vielerorts die Führungsposten. Nein, so nicht! Diese Supergeschöpfe Gottes sehen ihre Vormachtsstellung mehr und mehr ernstlich bedroht und knurren sauer vor sich hin.
Die Fronten verhärten sich. Sie, sie seien doch die Krone allen Seins. Umsonst. Die ehemalige Nur-Frau erweist sich als taktisch äußerst klug und zudem ausgesprochen tüchtig.
Und die Kinder kriegen wir auch noch zusätzlich!!

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Kommentare zu diesem Text

PraesidentDeath (24)
(11.05.05)
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 tastifix meinte dazu am 11.05.05:
Hallo Praesident Death!

Vielen dank für deine anerkennenden Worte. Ich freu mich sehr darüber.

Gruss
Gaby-tastifix
elijah (27)
(11.05.05)
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 tastifix antwortete darauf am 11.05.05:
Hallo Elijah!

Danke für Deinen ausführlichen Kommentar.

Ja, es stimmt, dieses Thema ist schon sehr abgegriffen. Aber es sind meine Gedanken, die mir heute so im Kopf herum spukten. Deshalb habe ich sie aufgeschrieben.

Grüss Dich auch lieb
Gaby

 Sonnenaufgang (11.05.05)
ein toller text, liebe gaby. ja, so sind wir frauen, äußerst tüchtig, kämpferisch im positivem sinne. und ich wünsche es mir auch, dass dies viel mehr beachtet wird.
lieben gruß von feli

 tastifix schrieb daraufhin am 23.05.05:
Hallo Feli!

War ein paar Tage krank und habe deshalb erst heute Deinen Kommentar gelesen. Ich danke Dir sehr für das Lob.

Einen lieben Gruss
Gaby
Graeculus (69)
(18.07.17)
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